Das Werben des Lord MacKenzie
wollte, dass ich sogleich aufbreche, aber natürlich konnte ich das nicht. Ich fragte ihn, wann er nachkäme, und er sagte, dass ihm das für lange Zeit nicht möglich sei. Er müsse hierbleiben und versuchen, das Chaos zu ordnen, das er angerichtet habe.« Wieder lief ihr eine Träne über die Wange. »Er hat mich gedrängt, zu packen und sofort abzureisen, aber es dauerte zu lange – so vieles musste arrangiert werden. In der Nacht habe ich ihn unten im Haus gehört, aber er ist nicht in sein Schlafzimmer hochgekommen. Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht. In der Frühe bin ich dann schließlich hinuntergegangen in sein Arbeitszimmer und habe ihn auf dem Fußboden gefunden, sein Gesicht war ganz verzerrt. Im Zimmer herrschte ein einziges Durcheinander, überall lagen Papiere herum und dort, wo er gestürzt war, war ein Tisch umgefallen. Der Doktor sagte, er habe einen Schlaganfall erlitten. Wie es scheint, ist er sehr schnell gestorben. Und ohne große Schmerzen. Das zumindest ist ein Segen.«
Isabella legte die Arme um ihre Mutter. »Es tut mir so unendlich leid.«
»Gott bestraft mich, denke ich. Weil ich nicht die Courage hatte, mich gegen deinen Vater aufzulehnen, weil ich zugelassen habe, dass er dich verstoßen hat. Ich habe mich gefügt. Ich habe mich geweigert, dich zu sehen oder Louisa dich sehen zu lassen. Und jetzt schau mich an.« Und wieder liefen ihr Tränen über das Gesicht.
Isabella wiegte sie in den Armen. »So grausam ist Gott nicht; in deinem Herzen weißt du das. Mac hat mir gesagt, dass Papa schon vor langer Zeit Geldverluste hat hinnehmen müssen, sogar schon damals, als ich noch auf Miss Pringles Akademie war. Alles schien Jahr für Jahr schlechter zu gehen. Es war nicht deine Schuld.«
Lady Scranton hob den Kopf. »Warum hat er mir das nicht gesagt?«
»Um dir die Sorge zu ersparen, vermutlich. Er hat darum gekämpft, das Geld zurückzugewinnen, damit es keine Blamage gab.«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. Als Isabella sie eng an sich zog, dachte sie an die Dinge, die Mac ihr gesagt hatte und die sie ihrer Mutter niemals verständlich machen konnte. Wie es aussah, hatte Lord Scranton sich erheblich verschuldet, um Isabellas Debütball auszurichten. Er war entschlossen gewesen, den größten und elegantesten Ball der Saison zu geben. Er hatte all seine Hoffnungen daran geknüpft, Isabella mit einem der drei jungen reichen Männer zu verheiraten, deren Familien er sehr viel Geld schuldete. Die Heirat mit einem von ihnen hätte die Schulden zwar nicht auf einen Schlag tilgen können, aber Lord Scranton die Chance gegeben, aus dem Schlammloch zu kriechen, in das er sich hineinmanövriert hatte. Isabella hatte diese Hoffnungen zerstört, als sie mit Mac durchgebrannt war. Die Väter der drei jungen Gentlemen hatten sehr wütend reagiert und verlangt, dass Lord Scranton ihnen sofort ihr Geld zurückzahlte.
Warum hat er mir nichts gesagt?, hatte Isabella Mac ärgerlich gefragt. Hätte ich gewusst, dass ich heiraten musste, um ihm zu helfen, hätte ich mir nicht vom erstbesten attraktiven Gentleman, der mit mir getanzt hat, den Kopf verdrehen lassen.
Dein Vater ist stolz und wollte alles regeln, ohne dass jemand die wahre Situation ahnte. Du solltest nichts anderes sein, als die pflichtbewusste Tochter. Ich fürchte, Liebes, dass dein Vater überhaupt keine Ahnung hatte, dass du einen eigenen Verstand hast.
Aber warum war er so ablehnend, nachdem ich dich geheiratet hatte? Du und Hart hättet ihn aus den Schulden herausholen und ihn und Mama dann auf eine lange Reise schicken können.
Mac hatte gelächelt. Und er wäre für den Rest seines Lebens Hart MacKenzie verpflichtet gewesen, dem schottischen Duke? Niemals.
Dieser verdammte Narr, hatte Isabella gemurmelt. Das Gespräch hatte stattgefunden, bevor Mac in den frühen Morgenstunden von Bellamy geweckt worden war und vom Tod Lord Scrantons erfahren hatte. Es sei ein natürlicher Tod gewesen, hatte Fellows in seiner Nachricht mitgeteilt. Ein trauriger Tod.
»Ich bin jetzt hier, Mutter«, sagte Isabella. »Ich werde dich nicht wieder alleinlassen.«
Lady Scranton lehnte sich an Isabella, als eine weitere Tränenflut aus ihren Augen strömte.
Isabella blieb bei ihrer Mutter, bis diese erklärte, sie müsse sich hinlegen. Isabella half ihr die Treppe hinauf und überließ sie der Fürsorge der Zofe. Diese flüsterte Isabella ihren Dank zu – Lady Scranton hatte seit dem Tod des Earls keine Ruhe gefunden, wie sehr die Dienerschaft auch
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