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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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etwas, das Mac nicht gewöhnt war. Er hatte gedacht, er hätte das bereits getan, indem er Isabella von der schrecklichen Zeit erzählt hatte, die er in Italien durchlebt hatte, nachdem er mit dem Trinken aufgehört hatte. Jetzt erkannte er, dass er ihr das nicht nur erzählt hatte, um ihr Mitgefühl zu gewinnen, sondern um zu beweisen, dass er ihre Ehe ernst nahm. Er hatte ihr eigentlich noch nicht das ganze Wrack des Mannes gezeigt, der Mac MacKenzie war. Isabella würde vielleicht lächelnd mit ihren eleganten, hochhackigen Stiefeln dieses Wrack endgültig zertreten und davongehen, aber dieses Risiko musste er eingehen.
    An ihre schmalen Fesseln in den hochhackigen Stiefeln zu denken, half ihm nicht. Ebenso wenig, wie sie sich vorzustellen in nichts als diesen hochhackigen Stiefeln.
    Er hatte dieses angenehme Bild vor Augen, als er eines Tages in seinem Atelier Farben anmischte und hörte, dass Isabella eintrat. Er schaute von seinem Farbentisch auf, und sein Herz durchfuhr dieser erregende Stich, den er immer verspürte, wenn er sie sah. Heute trug sie ein schwarzes Kleid, das mit einer Borte aus feinen schwarzen Schlingen gesäumt war. Ihr rotes Haar und die grünen Augen bildeten gegen diese zarte Düsternis einen verwirrenden Farbkontrast.
    »Mac, hast du den Brief aufgehoben, den ich dir geschickt habe?«, fragte sie unerwartet.
    Mit Anstrengung wandte Mac seine Aufmerksamkeit wieder seinen Farben zu. »Welchen Brief?«
    »Der Brief, den ich dir in der Nacht geschrieben habe, als ich gegangen bin.«
    Ah. Der Brief. Mac mischte weiterhin Farben, um sein nervöses Zusammenzucken zu verbergen. »Warum nimmst du an, dass ich ihn noch habe?«
    »Ich weiß nicht, ob du ihn noch hast. Deshalb frage ich dich ja.«
    »Du klingst wie Ian.«
    »Ian weiß, wie er die Leute dazu bekommt, ihm zu antworten.«
    Mac legte sein Palettenmesser aus der Hand. » Touché . Also gut. Komm mit.«
    Er führte sie die Treppe hinunter in sein Schlafzimmer. Es war noch immer nur sein Schlafzimmer. Seit der Nacht, in der ihr Vater gestorben war, hatte er nicht mehr mit Isabella geschlafen.
    Mac öffnete den Schrank und holte die kleine Schatulle heraus, die Bellamy aus dem halb abgebrannten Haus geholt hatte, weil er wusste, dass Mac seine wertvollsten Erinnerungen darin aufbewahrte. Er stellte die Schatulle auf einen Konsolentisch und öffnete sie. Ein sorgsam gefalteter Brief lag gleich zuoberst, verschlissen von der Zeit und vom vielen Lesen. Mac nahm ihn heraus und hielt ihn Isabella hin.
    »Das scheint er zu sein.«
    »Liest du ihn mir vor?«, bat sie.
    Seine vorgetäuschte Fröhlichkeit verschwand. »Warum?«
    »Ich möchte mir gern in Erinnerung rufen, was ich geschrieben habe.«
    Warum zum Teufel wollte sie das? Verlangte sie, wie Ian, dass er seine Seele offenbarte? Mac wusste nicht genau, was er fühlte, als er den Brief auseinanderfaltete.
    Die Worte, die sie geschrieben hatte, hatten sich in sein Herz gebrannt wie feine, in Metall geätzte Linien. Eigentlich musste er den Brief gar nicht vorlesen, weil er sich an jedes verdammte Wort erinnerte. Pflichtschuldig begann er es dennoch zu tun.
    »Mac, mein Liebster.«
    Isabella bewegte sich leicht, und Mac räusperte sich.
    Mac, mein Liebster,
    ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben.
    Aber ich kann nicht länger mit dir zusammenleben. Ich habe versucht, für dich stark zu sein, drei Jahre lang habe ich es versucht. Ich habe versagt. Du hast versucht, mich in deiner Vorstellung neu zu schaffen, lieber Mac, und ich habe versucht, das zu sein, was du wolltest, aber das kann ich nicht mehr. Es tut mir leid.
    Ich möchte schreiben, dass mir das Herz bricht, aber so es ist nicht. Es ist schon vor einiger Zeit gebrochen, aber ich habe erst jetzt begriffen, dass ich meinen Herzschmerz hinter mir lassen und weitergehen kann.
    Die Entscheidung, ohne dich zu leben, war schmerzlich und wurde mir nicht leicht. Ich weiß, dass du mir vom Gesetz her viel Ungemach dafür bereiten kannst, dass ich diesen Schritt tue, und ich bitte dich, es nicht zu tun – um der Liebe willen, die wir einst geteilt haben. Es könnte sein, dass ich nicht für immer fortgehen muss, aber ich weiß, dass ich Zeit für mich brauche, Zeit für mich allein, um zu gesunden.
    Du hast mir erklärt, dass du mich manchmal zu meinem eigenen Besten alleinlässt, damit ich eine Möglichkeit habe, mich von dem Zusammenleben mit dir zu erholen. Jetzt tue ich das Gleiche – ich gehe, damit wir beide die Chance haben zu atmen,

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