Das Werben des Lord MacKenzie
Mac ertragen, mit Isabella zusammenzuwohnen, ohne sie berühren zu können. Das Schlimmste war, mitanhören zu müssen, wie ihre Zofe das Bad für sie vorbereitete, gefolgt von dem leisen Plätschern, als Isabella in die Wanne stieg.
Er hatte gestöhnt und sich das Gesicht gerieben, sein Körper hatte danach verlangt, die Tür aufzureißen und zu ihr ins Wasser zu steigen. Sie würde nackt und nur mit Schaum bedeckt sein, ihre Haut gerötet von der Wärme. Sogar selbst Hand an sich zu legen, um sich Erleichterung zu verschaffen, half nicht sehr. Die einzigen Hände, die sein Verlangen stillen konnten, waren ihre.
Die Reise nach Doncaster konnte gar nicht schnell genug für Mac kommen – aber dann wieder war es ihm ein Gräuel, diese friedliche Szene – er und Isabella unter einem Dach – zu verlassen. Natürlich war dann auch noch Daniel da; der Junge begleitete Isabella gut gelaunt überall hin. Mac schloss sich ihnen an und wünschte sich mehr als einmal, dass Cameron selbst auf seinen Sohn aufpassen würde, aber er hatte nicht das Herz, Daniel wegzuschicken.
Am Tag vor ihrer Abreise schlenderte Mac in den Salon, während Daniel unterwegs war, um seinen Vorrat an Büchern aufzustocken. Das hieß, dass Daniel behauptet hatte, er wolle mehrere Buchläden aufsuchen. Vermutlich versteckte er sich irgendwo und spielte mit seinen Freunden Karten.
Isabella saß nahe dem Fenster, das den Blick auf den Garten hinter dem Haus freigab. Ein aufgeschlagenes Journal lag auf ihrem Schoß, aber sie las nicht darin, sondern schaute hinaus auf die regennassen Beete. Die rote Herrlichkeit ihres Haars hob sich leuchtend gegen das Graublau ihres Hauskleides ab.
Sie wandte den Kopf, als sie Mac eintreten hörte, und er sah, dass sie geweint hatte.
Er ging zum Sofa und setzte sich zu ihr. »Liebes, was ist?«
Sie wandte den Blick ab. »Nichts.«
»Ich kenne dich viel zu gut, um dir das zu glauben. Dieses ›Nichts‹ übersetzt sich normalerweise mit ›etwas Schreckliches‹.«
Isabella öffnete den Mund, um zu widersprechen, dann schloss sie ihn wieder und zog einen Bogen mattweißen Papiers zwischen den Seiten des Journals hervor. Mac nahm es und las.
Meine geliebte Schwester,
ich bin über alle Maßen aufgeregt über die Aussicht, wieder mit dir in Kontakt treten zu können. Mrs Douglas gehört meine tiefste Dankbarkeit. Mein Debüt wird in diesem Frühjahr sein – darf ich hoffen, dass es mir möglich sein wird, dich danach zu sehen? Ich werde auf jeder Soiree und jedem Musikabend und jedem Ball nach dir Ausschau halten und mich nach einem Blick auf meine schöne Schwester sehnen, die ich von ganzem Herzen vermisse. Ich darf mich mit diesem Brief nicht zu lange aufhalten, sonst wird Papa etwas argwöhnen. Ich wage nicht, dich zu bitten, mir zu antworten, aber wenn du Mrs Douglas irgendeine kleine Botschaft gibst, oder sogar das Versprechen eines Kusses, wenn wir uns endlich wiedersehen, werde ich es hüten wie den kostbarsten Diamanten. Immer, deine dich liebende Schwester
Louisa
Der schon vertraute Zorn über Isabellas Vater stieg in Mac auf, während er das Schreiben las. Earl Scranton war ein egoistischer, hochnäsiger Bastard. Isabella hatte geweint und war untröstlich gewesen, nachdem sie ihrer Schwester und ihrer Mutter sofort nach ihrer Heirat mit Mac geschrieben hatte und ihr Vater ihr ihre Briefe zerrissen zurückgeschickt hatte. Der Earl hatte eine harsche Anmerkung beigefügt, mit der er Isabella jeden weiteren Kontakt zu ihrer Familie verbot. Scranton hatte dieses Verbot nie aufgehoben, auch nicht, nachdem Isabella aufgehört hatte, mit Mac zusammenzuleben.
Mac gab Isabella den Brief zurück. Sie steckte ihn in ihre Jacke, dicht an ihrem Herzen.
»Diese Mrs Douglas ist eine Schulfreundin von dir?«, fragte er, darum bemüht, etwas Unbeschwertes zu sagen. »Die, die im Nachthemd an einem Spalier hinuntergeklettert ist?«
Isabella nickte. »Sie hatte mir angeboten, Louisa Grüße von mir auszurichten, wenn sie ihr begegnen sollte. Offensichtlich hat sie Louisa zu diesem Brief überredet, um ihn mir als Antwort zu geben.«
Mac lehnte sich in eine Ecke des zierlichen Sofas zurück, auf dem er sich unbehaglich fühlte. Nur wenige Möbelstücke boten den Komfort, zu seinem großen Körper zu passen. »Das hat Mrs Douglas gut gemacht.«
»Sie hat großes Mitleid mit mir.« Isabella lächelte ihn leicht an. »Und ich bin dankbar für ihre Hilfe.«
»Ich auch.« Mac schwieg, und Isabella schaute wieder aus
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