Das Werben des Lord MacKenzie
gerecht werden«, entgegnete Isabella kühl.
Cameron schüttelte den Kopf. »Das Hotel ist ausgebucht. Hab ich heute Morgen den Manager sagen hören.«
Wenn Cameron an diesem Morgen bereits in seinem Hotel gewesen war, würde Isabella ihr Tafelsilber verspeisen. »Hart hält sein Haus jederzeit geöffnet und bereit«, sie gab nicht so schnell auf.
Die Brüder sahen sich an und suchten wortlos nach einem Gegenargument auf diesen Einwand. Daniel grinste. »Ich werde in Onkel Harts Haus wohnen.«
»Nein, das wirst du nicht«, widersprach Cameron. »Isabella, hast du etwas dagegen, wenn Daniel bei dir bleibt? Es sind nur noch ein paar Tage, bis wir nach Doncaster aufbrechen werden.«
Daniel strahlte auf, weil er nun wusste, dass er das Rennen besuchen durfte, sah aber gleichzeitig niedergeschlagen aus, weil er bei seiner Tante bleiben sollte, die es nicht mochte, wenn er rauchte. »Ich kann mit dir ins Hotel ziehen, Dad. Du hast ja schon ein Zimmer dort. Ich kann mich mit hineinquetschen.«
Cameron schüttelte den Kopf. »Ich bin zu viel unterwegs, um dich richtig im Auge zu behalten. Isabellas Haus ist der beste Ort für dich.« Cameron erhob sich, ging zu Isabella und küsste sie auf den Scheitel. »Danke, Schwägerin. Wunderbares Frühstück. Ich treffe dich nachher im Zug, Mac.«
Er bedachte seinen Sohn mit einem letzten finsteren Blick und verließ das Zimmer. In der Halle dankte er dem Diener, der ihm die Tür aufhielt, und war fort.
Das Zimmer versank in Schweigen, als wäre ein Wirbelsturm soeben zur Tür hinausgezogen. Cameron MacKenzie war eine Naturgewalt.
Daniel starrte stumm auf den Tisch, während Isabella und Mac sich wieder ihrem Frühstück zuwandten. Seine langen Arme waren über die Ärmel hinausgewachsen; er war in diesem Sommer ein großes Stück in die Höhe geschossen und jetzt fast so groß wie sein Vater. Er war kein kleiner Junge mehr, aber er war auch noch kein Mann. Seine Kehle arbeitete, als er sagte: »Dad will mich nicht bei sich haben.«
Isabellas Herz zog sich vor Mitleid zusammen. »Das Hotel ist belegt, das ist alles. Und er hat Recht: Ich kann hier sehr viel besser auf dich aufpassen.«
»Du musst mich nicht trösten, Tante Isabella. Dad hat mich zu Dr. Nichols geschickt, um mich aus dem Weg zu haben, und aus demselben Grund will er, dass ich bei dir bleibe. Dad ist es scheißegal, ob ich Physik lerne oder nicht. Er will mich nur nicht bei sich im Hotel haben. Er will mit Frauen rummachen, und er will nicht, dass ihm ein fünfzehnjähriger Sohn dabei im Weg ist.«
»Du nimmst das zu schwer. Cam will einfach nur, was er für das Beste für dich hält.«
»Der Junge hat Recht«, sagte Mac. Isabella warf ihm einen bösen Blick zu, aber Mac schüttelte den Kopf. »Cam war noch nie häuslich, und das weißt du auch. Ich habe keine Ahnung, welche Frau ihn dazu bringen könnte, sich niederzulassen, aber ich würde sie gern kennen lernen.«
Daniels Gesicht strahlte unerwartet, seine Stimmungen neigten dazu, blitzartig zu wechseln. »Sich niederzulassen so wie du, Onkel Mac?«
»Hüte deine Zunge, Knabe.«
»Lass ihn in Frieden.« Isabella gab Bellamy ein Zeichen, der sich ihr daraufhin mit dem Kaffee näherte. »Du kannst gern bei mir wohnen, du bist mir jederzeit willkommen, Daniel. Wir werden tagsüber Spiele spielen und abends kannst du mich ins Theater begleiten. Ich bin sicher, dein Onkel Mac wird viel zu viel zu tun haben, um uns allzu viel Aufmerksamkeit schenken zu können.«
»Im Gegenteil.« Mac stellte seine Tasse ab. »Ich habe alle Zeit der Welt.« Er blinzelte Daniel zu. »Außerdem bin ich ein sehr guter Spieler.«
Mac verbrachte die folgenden beiden Tage damit, zu versuchen, nicht den Verstand zu verlieren. In einem Haus mit Isabella zu wohnen, zu wissen, dass sie im Schlafzimmer gleich jenseits des Badezimmers schlief, hielt sein Lust und somit auch ihn hellwach. Aber während er darüber nachdachte, dass es jemandem gelungen war, ihn durch ein Feuer aus seinem Haus zu vertreiben – möglicherweise die Person, die seine Bilder fälschte, möglicherweise auch nur ein verrückter Brandstifter –, wollte er in Isabellas Nähe sein. Einige von Bellamys Freunden aus Boxertagen hatten sich bereit erklärt, Isabellas Haus zu bewachen, und Mac bat Inspektor Fellows darum, Cranes Galerie von jemandem beobachten zu lassen, für den Fall, dass der Fälscher wieder auftauchte. Der effizient arbeitende Inspektor hatte das jedoch schon veranlasst.
Inzwischen musste es
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