Das Werben des Lord MacKenzie
ein Stück von ihr entfernt stand.
»Mac«, sagte sie ärgerlich. Der Mann wandte sich um.
Es war nicht Mac. Isabella fuhr herum und wollte gerade davonlaufen, als sie um die Taille gepackt wurde und den Boden unter den Füßen verlor. Der Mann hielt ihr den Mund zu, als sie schreien wollte.
»Isabella«, sagte er und Speicheltropfen trafen auf ihr Ohr. »Mein Liebling, geh nie wieder fort von mir.«
15
Lady I- M- überraschte London mit einer Soiree, die sie in ihrem neuen Heim in der North Audley Street gab. Besonderer Anlass war, jenen in London, die von anspruchsvollem Geschmack sind, Miss Sarah Connelly vorzustellen, eine Mezzosopranistin, die vor Kurzem aus Irland gekommen ist. Der begehrten Einladung folgten so viele Gäste, dass das kleine Haus fast aus den Nähten platzte.
– März 1878
Isabella biss und kämpfte und trat um sich, aber der Mann ließ sie nicht los. Er zerrte sie den Pfad hinunter und über eine kleine Lichtung bis zu den hohen Hecken, die sie von der übrigen Welt abschirmten.
Es war Irrsinn. Sie befand sich in einem öffentlichen Park mitten in London, es war heller Nachmittag und doch hätte dieses Dickicht irgendwo weit entfernt auf dem Land sein können.
Sie hörte die Kirchenglocken vier Uhr schlagen. Ainsley und Louisa würden jetzt an dem verabredeten Treffpunkt warten. Aber was würden sie vorfinden? Keine Isabella. Sie hatte nicht die Geistesgegenwart, irgendetwas fallen zu lassen, ein Taschentuch oder eine Brosche, so, wie jede kühne Heldin es tun würde. Ainsley würde vermuten, dass Isabella sich verspätet, oder schlimmer, dass sie ihre Meinung geändert hätte. Was Louisa denken mochte, konnte sich Isabella nicht vorstellen.
Der Mann riss sie an sich. Isabella zerkratzte ihm das Gesicht, und er schlug sie. Sie schmeckte Blut.
»Kämpfe nicht gegen mich, Isabella. Wir gehören zusammen.«
Er mochte Mac ähnlich sehen, aber seine Stimme klang ganz und gar anders. Anders als Macs samtiger Bariton war seine Stimme kratzig und dünn.
Isabella hörte lautes Rufen, und der Mann ließ sie unvermittelt los. Sie stolperte und fiel, Zweige zerkratzten sie, als sie zu Boden stürzte. Schritte näherten sich, dann wurde sie hochgezogen.
Sie schlug wie blind um sich, bis sie ein atemloses »Isabella« hörte.
Sie schrie auf, warf die Arme um den wahren Mac und klammerte sich erleichtert an ihn.
Mac schob sie ein wenig von sich und betrachtete ihr Gesicht. Seine Augen waren hell vor Wut. »Verdammte Hölle. Dafür werde ich ihn umbringen.«
Isabella war zu sehr außer Atem, zu erschrocken und zu wütend, um etwas sagen zu können. Sie hielt sich an Mac fest, spürte seine Wärme und seine Kraft und die Sicherheit, die er ihr gab.
»Das war er, nicht wahr?«, hörte sie ihn fragen. »Mein Doppelgänger?«
Sie nickte. »Von hinten hat er wie du ausgesehen.«
»Und von vorn?«
»Irgendwie auch wie du, aber dann doch wieder nicht. Niemand, der dich gut kennt, würde ihn auf den zweiten Blick mit dir verwechseln.«
»Zur Hölle mit ihm. Bilder zu fälschen und mein Haus niederzubrennen ist das eine. Meine Frau anzugreifen ist unverzeihlich.«
Isabella schloss die Augen. Ihr Herz klopfte vor Angst, nicht nur um sich, sondern auch um Mac, der diesem Verrückten nachjagen wollte. Alles, was sie begehrte, war, in Macs Umarmung Ruhe zu finden und nach Hause zu gehen.
»Bleib bei mir.«
Mac hielt sie so eng an sich gedrückt, dass sie das schnelle Schlagen seines Herzens und seinen heißen raschen Atem spürte. »Das werde ich, mein Liebling, das werde ich.«
Das Läuten der Glocken zeigte die Viertelstunde an, und Isabella hob den Kopf. »Louisa«, sagte sie unglücklich.
Mac nahm ihren Arm und führte sie durch das Dickicht und dann den Weg hinunter zu der Stelle, an der Isabella ihre Schwester hatte treffen wollen. Es war niemand da. In der Ferne sah Isabella Ainsley und die hohe Gestalt Louisas Arm in Arm davongehen. Andere Leute schlenderten an ihnen vorbei, und sie waren zu weit entfernt, als dass Isabella sie hätte rufen können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
»Louisa«, flüsterte Isabella.
Mac legte den Arm um sie. »Es tut mir leid, Liebes. Schreibe Mrs Douglas und arrangiere ein neues Treffen. An einem sichereren Ort als diesem.«
Isabella hielt den Blick auf Louisa gerichtet, ihre kleine Schwester, die jetzt so hochaufgeschossen war, die so königlich und elegant in ihrem Kleid aussah, das die Farben des Herbstes hatte. Louisa schaute nicht zurück, sondern
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