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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geirrt, in faulig riechende Gräben gestolpert, den wilden, reißenden Hunden ausgewichen, habe verzweifelt an verschlossene Türen geklopft und schließlich eine Pforte gefunden, die nur angelehnt war. Der Hof dahinter sei so schön ruhig und sauber gewesen, und so habe sie sich in den Stall begeben und sich dort unter dem Stroh verkrochen.
    »Soso. Eine abenteuerliche Reise, Angelika. Der Tod deiner Schwester ist sehr betrüblich. Aber wir sollten jetzt so schnell wie möglich deine Angehörigen benachrichtigen, damit sie sich keine Sorgen um dich machen und dich so bald wie möglich abholen können«, schlug Almut vor.
    »Ich habe keine Angehörigen mehr.«
    »Du armes Kind«, säuselte Judith und legte Angelika den Arm um die schmächtigen Schultern.
    »Aber ihr habt doch irgendwo gewohnt, deine Schwester und du. Ihr habt Freunde gehabt, Nachbarn, Menschen, die euch etwas bedeuten? Willst du sie nicht verständigen?«
    »Wir haben ganz zurückgezogen gelebt«, flüsterte Angelika. »Ganz für uns allein.«
    »Ihr habt auch keine Kirche besucht, die Beichte bei einem Priester abgelegt, euch geistlichen Rat geholt?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf, und Almut gab es auf, weiter nachzuforschen. Dafür wandte sie sich an Johanna und fragte sie nach den gesundheitlichen Fortschritten von Rigmundis.
    »Oh, ihr Fieber ist ganz weg, und jetzt ist sie ungeduldig. Sie würde sich gerne wieder um ihre Aufgaben kümmern. Ihr Fuß heilt ebenfalls ganz gut, aber jetzt hat sie Schmerzen in den Armen, weil sie zu viel mit den Krücken herumläuft.«
    »Sie lobt dich sehr, Johanna. Könntest du diese Art des Muskelknetens auch anderen beibringen? Es scheint mir eine sehr nützliche Kunst zu sein.«
    »Das kann ich machen. Wenn du willst, zeige ich es dir jeden Tag ein bisschen.«
    »Das wäre sehr schön. Und dann würdest du mir auch helfen, wenn du dich etwas um Angelika kümmern wolltest. Ich habe heute noch so viel zu tun und habe keine Zeit für sie. Nimm sie mit in die Apotheke oder in den Kräutergarten und versuche herauszufinden, ob sie irgendetwas beherrscht, womit wir sie hier beschäftigen können. Sie soll sich nicht wieder in ihr Bett zurückziehen und vor sich hin dösen.«
    »Kann ich probieren. Ihre Geschichte ist jedenfalls nicht wahr.«
    »Den Eindruck habe ich auch. Zumindest einen wesentlichen Teil davon hat sie erfunden.«
    Doch erst am späten Abend, als die Sonne sich dem Horizont näherte, fand Almut Zeit, sich mit den vielen offenen Fragen zu beschäftigen, die ihre Findlinge aufwarfen.

14. Kapitel
    Ave Maria, gratia plenar… Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir; du bist gebenedeit unter den Weibern und…, ach du liebes bisschen, Maria, was für ein Durcheinander!«
    Halb verärgert, halb erheitert betrachtete Almut die kleine Marienstatue auf dem Tischchen am Fenster ihrer Kammer. Die Patina der alten Bronze schimmerte dunkel in der Abendsonne. Es war eine eigenartige Statue, eine sanft lächelnde Frau mit einem Kind auf dem Schoß und einem seltsam geformten Henkelkreuz in der einen Hand. Ein runder Heiligenschein schwebte wie der Vollmond über ihrem Haupt und wurde von zwei schmalen, elegant geformten Hörnern gehalten. Almut hatte die, wie es ihr damals schien, recht unansehnliche Figur im Schutt des alten Schweinestalls gefunden. Doch sie hatte festgestellt, dass ihre Gebete zu dieser lächelnden Maria ihr großen Frieden und Trost in unruhigen Zeiten spendeten. Und so hielt sie abends häufig Zwiesprache mit der Mutter der Barmherzigkeit.
    »Angelika ist ein solches Schäfchen! Was sollen wir nur mit ihr machen? An ihrer Geschichte ist alles Mögliche erfunden. Vielleicht ist sie wirklich mit einer Schwester, aber gewiss nicht mit einer leiblichen, auf Pilgerreise gegangen und hat sie unterwegs verloren. Aber warum hat sie dann nicht eines der Klöster aufgesucht, um Schutz zu suchen? Selbst wenn man fremd in Köln ist – Klöster gibt es wirklich genug. Aber sie gibt nicht zu, eine Nonne zu sein, und als ich sie fand, hatte sie Angst, in einem Kloster gelandet zu sein. Also ist sie nicht auf Pilgerfahrt gewesen, sondern ist davongelaufen. Und aller Wahrscheinlichkeit nach allein. Ich werde morgen zu den Benediktinerinnen gehen, Maria. Aber… weißt du, barmherzige Mutter, sie mag ja gute Gründe für eine Flucht gehabt haben. Ich könnte nicht in einem Kloster leben, auch wenn es sicher eine sehr gottgefällige Art ist, sich ganz den Gebeten und Lobpreisungen

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