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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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allem aber würde der Konvent, eher jedoch noch die Familie der Inhaftierten, dafür Sorge tragen, dass sich Frau Magdas Aufenthalt in der Hacht, dem erzbischöflichen Gefängnis, einigermaßen komfortabel gestaltete. Und solche Begünstigungen kosteten Geld. Auch eine peinliche Befragung könnte beispielsweise durch gewisse Zahlungen milder ausfallen als bei weniger Begüterten. Je länger der Vizevogt über diese Vorgehensweise nachdachte, desto befriedigender erschien sie ihm. Das Domkapitel wäre über eine schnelle Verhaftung erfreut, die Beginen gerieten unter Druck, die Teufelin selbst zu entlarven, und an seinen Händen würde das eine oder andere Goldstück hängen bleiben.
    Zwei Büttel erhielten den Auftrag, die Oberin der Beginen, Magda von Stave, am nächsten Tag in den Kerker zu werfen.

13. Kapitel
    Die Beginen begannen ihr Tagewerk gewöhnlich mit dem Sonnenaufgang, den der stolze Gockel ihrer Hühnerschar lauthals und misstönend zu verkünden pflegte. Almut hatte sich in den kühlen Morgenstunden der zu errichtenden Kapelle gewidmet und die Fläche für das Fundament eingeebnet. Als die Sonne über die grauen Schieferdächer der Häuser ihr strahlendes Licht ergoss, machte sich aber schließlich ihr Magen knurrend bemerkbar. Nach einem letzten Schwung Erde stieß sie die Schaufel in den angewachsenen Berg Aushub und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der Duft von frisch gebackenem Brot zog zu ihr herüber, und sie sah, wie Gertrud die knusprigen, braunen Laibe aus dem Backofen neben ihrem Haus zog. Zufrieden atmete sie den Geruch ein und freute sich auf die erste Mahlzeit des Tages. Sie wusch sich am Brunnen und wandte sich zu ihrem Häuschen, um den staubigen Kittel abzulegen. Hier traf sie im Erdgeschoss das Rudel Kinder, das Clara unterrichtete. Zu ihnen hatte sich auch Johanna gesellt und saß jetzt, mit Griffel und Wachstäfelchen versehen, am Tisch und lernte, Buchstaben zu schreiben. Vor lauter Anstrengung lugte ihr die Zungenspitze aus dem Mundwinkel. Sie bemerkte es nicht einmal, dass Almut an ihr vorbeiging und die Treppe zu den Schlafkammern im oberen Stockwerk hinaufstieg. Dorthin trug die Begine ein einfaches, graues Barchent-Gewand, Hemd, Gebände und Schleier und wollte versuchen, das Mädchen Angelika endlich aus ihrer Teilnahmslosigkeit zu wecken.
    Die junge Frau lag noch in ihrem Bett und hielt die Lider geschlossen, als sie die Tür öffnete.
    »Ein schöner Tag ist heute, Angelika. Komm, wach auf!«
    Seufzend schlug die Angesprochene die Augen auf und bewegte sich träge.
    »Die Wunden an deinen Füßen sind jetzt abgeheilt, und ausgeschlafen haben müsstest du auch allmählich. Du liegst jetzt schon beinahe fünf Tage lang im Bett und rührst dich nicht. Ich habe dir neue Kleider mitgebracht. Probier sie an, und begleite mich dann ins Refektorium.«
    »Muss ich das wirklich?«, flüsterte Angelika.
    »Ja, es wird Zeit, die anderen Frauen kennen zu lernen und dich ein wenig nützlich zu machen.«
    Langsam und unlustig richtete Angelika sich auf und betrachtete die Kleider.
    »Hier im Krug ist frisches Wasser, hier ist die Waschschüssel. Ich hole dich nachher ab, und du nimmst heute an unserem gemeinsamen Essen teil, einverstanden?«
    Almut ließ die junge Frau alleine und suchte für eine Weile ihre Meisterin auf, mit der sie die Neuigkeiten und die anliegenden Probleme besprach. Magda hieß Almuts Versuche, ihren Findling in die Gemeinschaft einzugliedern, gut.
    Anders als Angelika lag Rigmundis inzwischen nicht mehr im Bett. Sie war vollständig angezogen und humpelte an zwei Krücken vorsichtig in ihrem Zimmer und auf dem schmalen Gang hin und her. Als sie Almut und Magda zusammensitzen sah, trat sie hinzu und meinte: »Es wäre schön, wenn sich diese Angelika so gut wie unsere Johanna entwickeln würde. Die junge Baderin hat wirklich begnadete Hände. Stell dir vor, Almut, zweimal am Tag kommt sie her und knetet und streicht an mir herum. Anfangs tut es zwar sehr weh. Ich kann es erst kaum aushalten, aber danach bringt es mir wirklich Erleichterung.«
    Almut sagte: »Das ist fein, Rigmundis. Aber andererseits macht Johanna mir auch Sorgen. Sie hat sich Pater Ivo gegenüber ausgesprochen stur verhalten, und wenn an dieser Aussage mit der Teufelin etwas dran sein sollte, dann hat sie ihm sicher genügend Anlass gegeben, einen Verdacht gegen sie zu hegen. Mir gefällt genauso wenig, dass sie am Sonntagnachmittag alleine fortgegangen ist, einen Freund zu besuchen.«
    »Es

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