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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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tödlich verletzt wurde.«
    »Davon habt Ihr mir noch gar nichts berichtet, Pater. Dass es Mord war!«
    »Möglicherweise. Darum ist es ja so wichtig, mit Ewald zu sprechen.«
    »Es wäre besser, wenn ich zuerst mit ihm rede. Ich weiß nicht… Na gut, Pater, nehmt meinen Kopf! Ich habe ihn zu Meister Krudener gebracht.«
    Besorgt sah sie zu dem schwarz gewandeten Benediktiner hin, aber der erwartete Zorn blieb aus. Erstaunlicherweise lächelte er sie an.
    »Keine schlechte Idee, Begine. Hat er ihn aufgenommen?«
    »Ja, er hat Arbeiten für ihn, irgendwelche Rezepte abschreiben, glaube ich. Ihr seid nicht böse darüber?«
    »Nein, das habt Ihr sehr gut gemacht. Obwohl Ewald ein paar seltsame Erfahrungen bei Krudener machen wird.«
    »Ich hatte den Eindruck, Ihr versteht Euch nicht besonders miteinander.«
    »Ich selbst schätze Georg Krudener sehr, er hingegen hat mir gegenüber einige durchaus verständliche Vorbehalte.«
    »Welche denn, Pater? Mag er eigentlich Geistliche grundsätzlich nicht?«
    »Fragt nicht so viel, Begine, das verursacht nur Sommersprossen!«
    »Davon habe ich sowieso schon zu viele!«
    »Eben!«
    Das Glöckchen von Machabäern bimmelte, und die Mönche im Weingarten versammelten sich zur Terz, um ein Mahl am Kelterhaus einzunehmen. Auch Almuts Magen zeigte mit einem leisen Zwicken, dass ihm ein wenig Nahrung willkommen wäre.
    »Ich hole uns etwas Brot und Käse, Begine, wenn Ihr mit der kargen Klosterkost zufrieden seid.«
    Während er den Imbiss holte, wanderte Almut ein Stückchen den schmalen Pfad zwischen den Weingärten entlang und dachte über ihren Gesprächspartner nach. Er konnte hin und wieder sehr offen sein, und sie fühlte, dass er für das menschliche Verhalten in jeglicher Form sehr viel Verständnis hatte. Aber andererseits gab es Fragen, die er nie beantwortete, und manche seiner Ansichten brachten sie aus der Fassung. Leider, so fand sie, leider war er sehr geschickt darin, Schranken aufzubauen, sowie sie an persönlichen Dingen nur im Entferntesten rührte. Natürlich war es ihre lästige Neugierde, die sie das bedauern ließ, aber zusätzlich gesellte sich ein anderes, unbestimmtes Gefühl. Es keimte in ihr ein wunderliches Bedürfnis, seine versteckte Pein durch tiefes Verständnis und seine verborgene Bitternis durch Zuneigung lindern zu wollen. Aber er gab ihr keine Möglichkeit dazu.
    »Da kann man eben nichts machen. Erst einmal lösen wir jetzt das Problem mit der domgräflichen Teufelin!«, sagte sie zu sich selbst, und als er vom Kelterhaus kam, schlenderte sie zu der Bank zurück.
    »Dunkles Brot, Begine, keine süßen Wecken. Aber ein Krug Wein ist zumindest dabei.«
    Obwohl das Brot nicht aus hellem Mehl gebacken war, schmeckte es herzhaft, und der Käse war sahnig und würzig. Schließlich schüttelte Almut die Krümel von ihrem Schoß und ließ sich den Becher mit Wein füllen.
    »›Der Wein erquickt den Menschen, wenn man ihn mäßig trinkt‹«, zitierte sie lächelnd.
    »Er war ein weiser Mann, der Sirach. Aber der Wein löst gleichfalls die Zunge, wie er sehr wohl wusste, und darum seht Euch vor, Begine!«
    »Ich kann Euch nur versprechen, mich zu bemühen, Pater.«
    »Nun – ob das reicht?«
    »Wir werden sehen. Also, wir haben jetzt eine flüchtige Nonne und einen flüchtigen Novizen, Pater. Und ich habe auch eine Idee, wie das alles mit dem Domgrafen zusammenhängt. Aber dazu muss ich doch noch mal eine Frage stellen.«
    »Na, dann fragt.«
    »Der Domherr – war er ein großer, überaus fülliger Mann mit glatt rasiertem, rundem Gesicht und graubraunen Haaren?«
    »Ja, so sah er aus.«
    »Dann war er es, den wir im Dom gesehen haben. Er stand ganz in unserer Nähe, als Clara und ich uns unterhalten haben. Ich denke, wir haben etwas geäußert, das ihm als Hinweis diente, seine Teufelin bei uns zu suchen.«
    »Worüber habt Ihr Euch unterhalten?«
    »Über Johanna, Angelika und Thea.«
    »Gleich dreie. Wo waren sie zu der entsprechenden Zeit, Begine?«
    »Angelika und Thea waren an jenem Nachmittag im Konvent, nur Johanna hat einen Besuch gemacht.«
    »Thea ist Euer Klageweib, soweit ich mich erinnere. Kennt sie den Domherren?«
    »Ich werde versuchen, es in Erfahrung zu bringen.«
    »Eure Bademagd zumindest kennt ihn, nehme ich an. Und von Angelika müssen wir es noch herausfinden, nicht wahr?«
    »Von Ewald auch, schlage ich vor.«
    »Richtig, von Ewald auch. Und er sollte ebenfalls etwas genauer den Grund angeben, warum er sich vergangene Woche in

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