Das Werk der Teufelin
heiß. Und der Wespenstich ist nach wie vor schmerzhaft geschwollen und pocht. Dieses Wasser wird es kühlen. Wenn sie einverstanden ist, werde ich es jetzt bei ihr ausprobieren. Hier, versucht es einmal!«
Sie verrieben sich einige Tröpfchen der Flüssigkeit auf den Händen. Almut nickte, sie freute sich über Johannas Interesse an diesen Dingen und die eigenen Gedanken, die sie sich dazu machte. Irgendwie fühlte sie sich den anderen Beginen gegenüber verantwortlich für das neue Mitglied in der Gemeinschaft. Aber dann wandte sie sich an Trine und fragte sie mit einer Mischung aus Zeichen und Mimik, was sie hergeführt hatte.
»Kräuter wollte sie holen!«, antwortete Elsa. »Unsere Trine findet den Kräutergarten des Herrn Alchimisten unzureichend. Weniger wegen der Arzneimittel als wegen der Würze der Speisen. Ich habe ihr erlaubt, einen Korb mit Pflanzen auszugraben und mitzunehmen. Obwohl es nicht die beste Pflanzzeit ist, jetzt, im Herbst.«
»Oh, Trine wird sie schon zum Anwachsen bringen, sie hat grüne Hände, und manchmal denke ich, verständigt sie sich irgendwie mit den Gewächsen.«
Das junge Mädchen hatte sich inzwischen einen schweren Weidenkorb über den Arm gehängt und wollte sich auf den Weg machen. Almut hielt sie jedoch einen Moment auf und fragte sie nach Ewald.
»Der Mann mit den roten Haaren ist nicht glücklich«, gab sie zu verstehen. Sie hatte an Ewald eine beständige Unruhe beobachtet. Außerdem schien er über manche Äußerungen von Meister Krudener entsetzt zu sein, und häufig sei sein Gesicht genauso rot wie sein Haarschopf. Er würde auch nie lachen, sondern immer ernst und würdevoll dreinblicken. Aber er sei sehr hilfsbereit und bemühe sich, alles recht zu machen.
»Ich komme dich am Samstag besuchen, Trine, dann schaue ich mir den würdevollen, errötenden Ewald selbst einmal genauer an.«
Von der Verhaftung der Meisterin jedoch erzählte Almut dem Mädchen nichts. Sie setzte ihre Hoffnung auf den Ratsherren von Stave.
Und gerade als Trine aus dem Tor verschwunden war, kam die Magd von ihrem Botengang zurück. Sie brachte die beruhigende Meldung, der Ratsherr sei bereits auf dem Weg zum Vogt und versuche, seine Schwester so bald wie möglich frei zu bekommen. Er sei sehr ungehalten gewesen, berichtete die Magd.
Erstaunt stellte Almut am nächsten Tag, dem Donnerstag fest, wie schnell ihr die Zeit unter den Händen zerrann. Sie war beim Morgengrauen aufgestanden, und jetzt war es schon bald an der Zeit für die Frühmahlzeit. Die Aufgaben der Meisterin hatte sie sich nicht so vielfältig und anstrengend vorgestellt, und ihre Achtung vor Magda stieg gewaltig. Sie lernte dabei auch eine ganz andere Seite der Beginen kennen, die mit ihr zusammen wohnten und arbeiteten. Da gab es die drei Weberinnen, die zu jenen gehörten, die zwar fleißig ihre Pflichten erfüllten, jedoch beständiger Anleitung bedurften. Wenn sie ihnen nicht auftrug, was sie tun sollten, saßen sie müßig plaudernd an ihren Webstühlen. Auch Mettel und Bela mussten ihre Aufgaben zugeteilt bekommen, und die Arbeit der Mägde brauchte Beaufsichtigung. Clara hingegen war nur äußerst schwer dazu zu bewegen, die Nadel in die Hand zu nehmen und die fälligen Handarbeiten zu erledigen, die sie gemeinsam für eine wohlhabende Braut zu erledigen hatten. Sie saß lieber über ihren Büchern und Pergamenten. Die Apothekerin hingegen verbat sich jede Form der Einmischung in ihre Arbeit, und Thea war, ohne sie zu fragen, zu einer Totenwache verschwunden. Die Köchin kam mit ihren Forderungen nach Lebensmitteln zu ihr, die beschafft werden mussten, und Rigmundis brauchte feines Silbergarn für die Stickereien an einem Altartuch. Almut beschloss, den Marktgang zusammen mit den Mägden selbst zu übernehmen.
Als sie zurückkam, fragte sie Clara, die ihren Schülerinnen und Johanna die Geheimnisse der Addition und Subtraktion zu enthüllen versuchte, nach Angelika.
Clara schüttelte nur mit gespielter Verzweiflung den Kopf.
»Sie ist heute Morgen nicht aufgestanden. Ich habe noch einmal zu ihr hineingeschaut, als du schon gegangen warst, aber sie hat nur den Kopf zur Wand gedreht und so getan, als ob sie schliefe. Darum habe ich den Mägden verboten, ihr das Essen in ihr Zimmer zu bringen. Das hat gewirkt. Nach der Terz hat sie sich endlich nach unten bequemt und Gertrud einen Kuchen abgeschmeichelt. Danach hat sie sich in den Kräutergarten gesetzt und ein Loch in die Luft geguckt. Das beherrscht sie gut.
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