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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Er trug ein ärmelloses Wams, das seine muskulösen Arme zeigte, und sein langes, schwarzes Haar ringelte sich unbedeckt bis auf die Schultern. Er erkannte Aziza und lächelte ihr vertraulich zu. Einen kurzen Moment glaubte Almut, ihn schon einmal getroffen zu haben, aber dann wurde sie sich ihres Irrtums bewusst.
    »Du scheinst eine Vorliebe für schwarzhaarige Männer zu haben, Aziza«, bemerkte sie leise.
    »Nicht nur ich, Schwester, oder?«
    Eine heiße Dampfwolke nahm ihnen die Sicht und beinahe auch den Atem. Sie erlaubte Almut die Erklärung, ihr gerötetes Gesicht sei auf die Einwirkung der feuchten Hitze zurückzuführen. Eine Weile blieben sie schweigend auf einer der Bänke sitzen und fühlten, wie der Schweiß an ihren Körpern herunterzurinnen begann. Die beiden anderen Frauen verließen den Raum, und sie hatten das Schwitzbad ganz für sich. Aus einem Trog schöpften sie später kühles Wasser und begossen sich damit, dann rief Aziza die Bademagd Martha. Ein kräftiges Mädchen mit einem freundlichen Gesicht kam herbei und hörte sich ihre Wünsche an.
    »Dann soll Frau Almut mich begleiten, ich werde Andreis Bescheid geben, damit er sich um Euch kümmert.«
    Aziza nickte zufrieden und gab Almut einen Klaps auf den Po.
    »Selbst dran schuld, Schwester!«
    »Ich will dir doch dein Vergnügen nicht nehmen!«
    Martha führte Almut zu einer weiteren Kammer, in der mehrere Zuber standen.
    »Soll ich Euch die Haare waschen?«
    Das war gewöhnlich eine langwierige Prozedur, denn Almut hatte beinahe bis zur Taille reichende Haare, auf die sie insgeheim ein wenig stolz war und die sie, anders als die meisten Beginen, nicht der Schere geopfert hatte. So nahm sie das Angebot an und überließ sich den kundigen, kräftigen Händen, die ihr mit duftender Seife die Haare einschäumten und die Kopfhaut massierten. Weitere Güsse mit warmem und kaltem Wasser folgten, dann ein kräftiges Abreiben. Mit prickelnder Haut ließ sich Almut schließlich auf einer Liegebank in einer abgetrennten Nische nieder.
    »Ihr habt Glück, es ist heute wenig los. Ich kann Euch ganz geruhsam ein wenig durchwalken, wenn Ihr möchtet.«
    »Tut das, Martha. Ich habe gehört, es sei sehr angenehm für den Körper.«
    »Das ist es, es lockert die Knoten und harten Stellen in den Muskeln.«
    »Und wie ich hörte, hilft es auch bei verrenkten und verzerrten Gelenken. Eine Eurer ehemaligen Mägde hat einer Freundin von mir damit sehr geholfen.«
    »Wer war das? Ich meine, die Magd?«
    »Oh, Johanna. Um die sich Aziza gekümmert hat.«
    »Ach ja, Johanna. Sie war eine gute Baderin. Ich verstehe immer noch nicht, warum der alte Brunlin sie rausgeworfen hat. Jetzt haben wir zwei neue Mädchen, noch viel zu jung und unerfahren. Können kaum einen Krug Wasser schleppen. Und das, wo wir doch so viel zu tun haben. Ihr seid das erste Mal bei uns?«
    »Ja, und ich finde es ganz angenehm. Und das duftet wundervoll!«
    Martha hatte aus einem Kännchen ein paar Tropfen Öl in die Hände gegossen und verteilte es jetzt auf Almuts Schultern. Der Geruch erinnerte sie an Trine, und sie fragte: »Melissenöl?«
    »Ich glaube ja. Wir bekommen es von einer Kräuterfrau, die viele Mittel kennt.«
    Während sich die Magd mit Almuts Rücken beschäftigte, plauderten sie über Kräuter und Salben, und schließlich gelang es Almut wieder, das Gespräch auf die Besucher des Badehauses zu lenken.
    »Ach ja, samstags geht es hier immer hoch her. Da haben die Handwerksburschen frei und können ihr Badegeld ausgeben, das ihnen manche Meister zahlen. Vor den Feiertagen kommen sie häufig. Es sind meistens ganz nette Gesellen, die nichts anderes wollen, als reinlich den Sonntag zu beginnen. Na ja, wenn sie ein paar Pfennige zusammengespart haben, dann geben sie sie auch für weitere Dienste aus.«
    »Und die finden sie hier?«
    »Dann und wann. Wo sonst, frage ich Euch? Die armen Burschen können es sich doch nicht leisten zu heiraten. Und die Bürgermädchen sind nicht so entgegenkommend«, kicherte Martha. »Wir haben wenig Mühe mit ihnen.« Sie knetete sich durch Almuts Beine, und ihre Stimme wurde vertraulicher. »Mit den Bürgersöhnen ist das anders. Die können ganz schön lästig werden. Die geben ihre Münzen für Wein und scharf gewürzte Speisen aus und glauben, dass ihnen damit gleichzeitig das ganze Gesinde zur Verfügung steht. Aber lustig ist es schon manchmal mit ihnen. Und nicht jede Münze kommt beim Bader an.«
    Martha gluckste vergnügt vor sich hin, und

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