Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
gewiss!«, schniefte sie. »Er hat die Reliquie in Aachen erstanden und dort bei einem Silberschmied das Behältnis anfertigen lassen. Dieser Schmied hat ihm auch den Klapplöffel dort verkauft.«
    »Nun, dann ist ja glücklicherweise geklärt, wer der Tote ist.« Befriedigt rieb sich Wigbold Raboden die Hände und sandte einen triumphierenden Blick zu dem Ritter, der mit verschränkten Armen am Fenster stand und die heulende Frau wie einen lästigen Köter betrachtete.
    »Schön, dann wird dieses Weib uns sicher auch sagen können, warum ihr Mann meinen Bruder kaltblütig ermordet hat!«, bemerkte er trocken.
    »Richtig, Frau Ursula, das möchte ich auch gerne wissen. Also? Warum?«
    Ursula sah mit tränenverschmiertem Gesicht auf und sah den Vogt ungläubig an.
    »Aber er hat doch…«
    »Selbstverständlich hat er. Mit diesem, seinem Dolch!«
    Sie starrte auf das blitzende, scharfe Stück Metall, das der Vogt ihr vor das Gesicht hielt.
    »Nein, das ist nicht Meinulfs Dolch. Er besaß so ein kostbares Stück nicht, nur ein gewöhnliches Messer.«
    »Lügt nicht schon wieder, Weverin. Ihr habt schon genug Ausflüchte gesucht.«
    »Ich lüge nicht. Ich habe diesen Dolch noch nie gesehen.«
    »Dann hat Euer Mann ihn Euch wohl noch nicht gezeigt. Er wurde bei ihm gefunden.«
    »Falsch, Vogt, er wurde bei dem Domherren gefunden!«, mischte sich der Benediktiner wieder ein.
    »Woher wollt Ihr das denn wissen?«, blaffte der Ritter ihn an, und mit trügerisch ruhiger Stimme beschied Pater Ivo ihm: »Weil ich den von der Glocke erschlagenen, Domherrn in Sankt Kunibert gefunden habe!«
    »Von der Glocke erschlagen – pah! Dieses Weber-Gesindel hat ihn umgebracht. Sperrt sie ein, Raboden, und lasst sie von Euren Bütteln befragen. Dann werdet Ihr sehen, wie schnell sie sich erinnert, was ihr sauberer Ehemann gegen meinen Bruder ausgeheckt hat.«
    Dieser Vorschlag kam Wigbold Raboden durchaus entgegen. Die Weber waren als die reichsten Handwerker von Köln bekannt, und trotz ihrer Niederlage vor vier Jahren, als sie wieder aus dem Rat der Stadt vertrieben wurden, hatten sie noch immer genug Mittel, um für die angemessene Behandlung einer aus ihrer Zunft zu sorgen. Und eine peinliche Befragung war wahrscheinlich auch gar nicht nötig, die Frau sah aus, als würde sie sich schon bei dem Anblick der Folterinstrumente um Kopf und Kragen reden.
    Ursula war blass geworden, aber ein Funke Widerstand blitzte in ihren Augen auf.
    »Ihr könnt mich einsperren, aber bedenkt, meine Familie ist nicht ohne Einfluss. Ihr, Pater Ivo, habt mich überredet, hierher zu kommen. Jetzt kümmert Euch auch darum, dass ich wieder frei gelassen werde!«
    »Verlasst Euch darauf, Weverin!« Und mit einem verächtlichen Blick in Richtung des Ritters Gisbert von Antorpf sinnierte der Benediktiner laut: »Ich frage mich, wen sich Ihr Bruder durch seine Machenschaften zum Feind gemacht hat!«
    »Was wollt Ihr damit unterstellen?«
    »Nun, Ihr, Herr Gisbert, nehmt an, Euer Bruder wurde umgebracht. Aus nichtigen Gründen aber mordet man nicht, oder? Aus nichtigen Gründen entmannt man einen Domherren auch nicht, oder?«
    »Lumpenpack wie dieses, dumm und gierig, mordet aus den niedrigsten Gründen, Mönch.«
    »So wird es wohl sein, edler Ritter.« Pater Ivos Tonfall ließ deutlich werden, wen er für ein dummes und gieriges Lumpenpack hielt. »Ihr hört von mir, Vogt«, grollte er Wigbold Raboden an und schlug dann segnend das Kreuz über die weinende Ursula. »Und Euch möge der Herr behüten und Euch die Kraft geben, diese Prüfung zu bestehen, Kind. Meine Gebete werden Euch begleiten.«
    Pater Ivo drehte sich um und verließ, unbehelligt von den Wachen, den Raum. Es belastete sein Gewissen, die Weverin in diese Situation gebracht zu haben, aber das sah man seinem von Unwillen umschatteten Gesicht nicht an. Dieser Vormittag würde noch reichlich Arbeit mit sich bringen.

24. Kapitel
    Almut plagte sich ebenfalls mit einem schlechten Gewissen herum, sie bedauerte aufrichtig, Ur sula überredet zu haben, den Leichnam zu identifizieren. Aber wenigstens war ihre Vermutung über den unbekannten Toten richtig gewesen. Bedrückt ging sie bis zur Mittagsstunde ihren Arbeiten nach, und die anderen Beginen, die ihre gereizte Miene bemerkten, vermieden es möglichst, ihr in den Weg zu geraten. Nur die ewig sauertöpfische Gertrud nahm kein Blatt vor den Mund, als Almut in der Küche auftauchte und nachfragte, ob die erwartete Mehllieferung vom Müller eingetroffen

Weitere Kostenlose Bücher