Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
ballerst, okay? Frag bloß nicht!"
"Ich hab's verstanden", brummte der Riese.
Geradezu erleichtert, weil er eine Aufgabe hatte, führte Toii den Befehl aus und verharrte, die Lichtbogenwaffe nach oben gerichtet.
" Areía, du guckst nach links, Homeroii, du nach rechts. Koii, Goii, ihr beide blickt nach vorn", fuhr Kepler mit den Anweisungen fort. "Aber das mir keiner von euch sich rührt, oder quatscht oder auch nur laut atmet. Klar?"
"Okay", kam es von Areía.
"Na h errlich."
Zuerst war das Prasseln des brennenden Holzes relativ laut. Dann erloschen die Flammen nach und nach und irgendwann blieb nur schimmernde Glut übrig, die sich allmählich mit grauem Schleier zuzog. Nur hin und wieder knackte darin ein Ast. Abgesehen vom Atmen schlafender Gondwaner hörte Kepler gar nichts.
Und genau das machte ihm Angst. Außer Insekten machte kein Lebewesen mehr ein Geräusch. Die Tiere waren verstummt, weil sie einen übermächtigen Feind in der Nähe wussten. Kepler konzentrierte sich. Die russische Tablette beeinträchtigte ihn diesmal nicht, wahrscheinlich eliminierte das Adrenalin jeden Rausch außer dem, den das Hormon selbst verursachte. Aber mit dem hatte Kepler schon vor sehr langer Zeit umzugehen gelernt. Er schaltete jegliche Wahrnehmung außer dem Sehen und Hören aus. Er spürte weder die nächtliche Kälte, noch die immer zaghafter werdende Wärme des Feuers. Er roch die Savanne nicht und er fühlte nicht mehr, dass sein Gaumen ausgetrocknet war.
Dafür sahen seine Augen die Nacht jetzt strukturiert. Und als wenn sein ganzer Körper ein Resonator wäre, machte er die Gools akustisch in der Finsternis aus, irgendwo weit entfernt im hohen Gras. Kepler hörte nicht das Atmen der Monster, sondern wie sie langsam und bedächtig schlürften. Als wenn die Gools genau wussten, dass der Rest der Gruppe ihnen ohne Feuer nicht entkommen würde. Sie fraßen und warteten auf den Morgen, um ihre Orgie fortzusetzen.
Und irgendwann hellte der Himmel im Osten auf. Erst zögernd, dann erschien die Sonne über dem Horizont und es wurde fast schlagartig hell, während der gelbe, gleißende kosmische Feuerball zügig den Himmel erklomm.
Kepler hörte die Gools nicht mehr so deutlich. An manchen Stellen bewegten die Grashalme sich, aber die Monster zeigten sich nicht. Jetzt lauerten sie.
Dieses Spiel konnte Kepler mit jedem Gegner bis zum Exzess treiben. Doch jetzt fehlte ihm einfach die Zeit dazu. Die Vernichtung des Kraftwerks hatte die neuartige Gool-Perversion weder getötet noch eingeschlossen, und damit trieben sich wahrscheinlich noch weitere Monstrositäten herum. Einen gleichzeitigen Angriff aus der Luft und vom Boden aus, der bestimmt noch von Syths unterstützt werden würde, konnte Kepler sich nicht leisten.
"Wenn ich bis drei gezählt habe, schreit ihr so laut ihr könnt", gab er flüsternd den Befehl. "Ist klar?"
"Ja, ja, ja", kamen flüsternde, erschöpfte Antworten.
"Eins... zwei...", Kepler machte sich bereit, "drei!"
Nach einer halben Nacht unter Anspannung hörte das Brüllen sich halb ve rzweifelt, halb befreit an. Auf jeden Fall war es laut und völlig deplatziert inmitten der aufwachenden Natur. Der Schrei schreckte Tiere auf, die im Gras weg huschten, und einige Vögel, die gackernd in den Himmel stiegen.
F ast genau dort, wohin Kepler zielte, schnellte aus den im Wind wogenden Grashalmen eine hässliche Fratze hoch. Während Kepler das Gewehr schwenkte, richtete das Monster sich mit einem Ruck auf. Die gigantischen Schwingen breiteten sich aus, die düstere lederne Flugmembran spannte sich zwischen den knorrigen Stützknochen. Dann schwenkte der Gool abrupt den Kopf und Kepler hörte ihn auf die vierhundert Meter fauchend zischen. Durch die Vergrößerung rückten die dolchartigen Stoßzähne ins Absehen. Beide waren blutbeschmiert.
D er Gool sprang hoch. Kepler nahm höher, feuerte und das Geschoss zerfetzte den Kopf des Gools. Einen Augenblick lang verharrten der große Körper und die ausgebreiteten Flügel, während über ihnen eine dunkle Wolke aus Bluttropfen aufstieg und Teile des Kopfes auseinander flogen. Drei weitere Geschosse köpften das Monster vollständig. Der vierte Schuss riss ein Loch in die Brust des Gools und er kippte um. Der rechte Flügel wurde dabei vom Rumpf zertrümmert, der linke deckte den Kadaver wie ein makaberes Leichentuch ab.
Kepler wartete feuerbereit mit dem Finger am Abzug.
Eine Minute verging, dann noch eine. Es rührte sich überhaupt nichts. Noch eine
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