Das Wesen. Psychothriller
allein besser klar. Wichtig ist, dass du einen optimalen Platz findest. Da vorne kommt der Hochsitz«, angestrengt schaute Menkhoff durch die Frontscheibe, »und gleich hinter dem Hochsitz ist ein Gebüsch. Da lasse ich dich raus. Ich werd so tun, als müsste ich pinkeln. Warte, bis ich dir die Tür aufmache, und dann versuch möglichst unauffällig hinter dem Busch zu verschwinden. Du kannst dich erst mal dahinter verstecken, wenn du ausgestiegen bist. Irgendwo soll ein schmaler Weg schräg links tiefer in den Wald führen. Die Hütte muss etwa einen Kilometer weiter diesen Weg entlang liegen, zurückgesetzt, so dass man sie erst sieht, wenn man auf gleicher Höhe ist. Ich stelle den Wagen ein Stück weiter ab. Wart eine Minute, dann kommst du nach. Von dem schmalen Weg aus nach links in den Wald, mindestens hundertfünfzig, besser zweihundert Meter. Du musst unbedingt von hinten an diese Hütte herankommen, und pass auf, sobald du nah dran bist. Such dir ein Versteck am besten seitlich vom Eingang. Alles klar?«
Er bremste. »Und noch was. Ganz wichtig: Komm mir nicht in die Hütte nach, verstanden? Auf gar keinen Fall, egal was passiert.«
»Bernd, ich –«
»Vertrau mir, Alex.«
Er gab mir noch einige letzte, seltsame Instruktionen, wie ich mich an der Hütte verhalten solle, dann öffnete er die Fahrertür, stieg aus und ließ sie ins Schloss zurückfallen.
Ich musste eine Weile warten, bis die Beifahrertür geöffnet wurde. Menkhoff erschien über mir und tat so, als hätte er im Fußraum etwas verloren, er griff über mich hinweg und zischte: »Los jetzt, raus und nach hinten!« Ich quetschte mich geduckt an seinen Beinen vorbei durch den Spalt nach draußen. Fast wäre ich dabei hingefallen, weil ich mit einem Fuß zwischen Türverkleidung und Schweller hängengeblieben war. Im letzten Moment konnte ich ihn herausziehen und kniete neben dem Wagen. Das Gebüsch, von dem Menkhoff gesprochen hatte, fing wenige Zentimeter neben dem hinteren Kotflügel an. Mit einigen schnellen Schritten umging ich tief gebückt das dichte Geäst, ging dahinter in die Hocke und sah mich um, während Menkhoff die Beifahrertür zuschlug. Eine knappe Minute später setzte sich der Mercedes wieder in Bewegung.
Rechts von mir tauchte der Feldweg in den Wald ein. Von meinem Platz aus konnte ich Menkhoffs Wagen nachsehen, bis nach etwa dreißig Metern die Bremslichter kurz aufleuchteten und er nach links abbog, wo er zwischen den Bäumen verschwand.
Ich sah mich um. Auf der linken Seite erstreckten sich sandige Felder und braun verbrannte Wiesen, nur hier und da durch einzelne Bäume oder kleine Buschgruppen unterbrochen. Wie eine wulstige Narbe schlängelte sich der dunkle Weg darüber bis zur Ortsgrenze von Eynatten in etwa einem Kilometer Entfernung.
Ich setzte mich in Bewegung. Erst ging ich geduckt, doch dann überlegte ich es mir anders und richtete mich auf. Wenn Menkhoffs Angaben stimmten, war ich noch recht weit von der Hütte entfernt. Falls mich an dieser Stelle tatsächlich jemand beobachtete, machte ich mich wohl weniger verdächtig, wenn ich mich wie ein ganz normaler Spaziergänger benahm. Und wenn es jemand war, der mich kannte, machte es sowieso keinen Unterschied, ob ich schlich wie ein Indianer in einem schlechten Western oder ganz normal den Weg entlangging.
Als ich die Stelle fast erreicht hatte, an der Menkhoff nach links verschwunden war, sah ich, dass dort ein Weg abging, der so schmal war, dass ein Auto wohl nur gerade eben noch Platz darauf hatte. Etwa 20 Meter hinter der Abbiegung stand der Mercedes in einer kleinen Ausbuchtung. Von Menkhoff war nichts zu sehen. Ich verließ den Weg und ging in den Wald hinein. Es gab in diesem Bereich so wenig Gestrüpp und Unterholz, dass ich einigermaßen bequem zwischen den Bäumen hindurch dem Weg folgen konnte.
Mit jedem Schritt wuchs die Anspannung in mir, erschienen die Geräusche, die der Waldboden unter meinen Füßen machte, lauter und verräterischer. Hier und da musste ich kleine Umwege um umgestürzte, moosbewachsene Bäume machen, so dass ich schnell das Gefühl dafür verlor, wie weit ich schon gegangen war. Auch der Blick zurück half mir bald nicht mehr, denn Menkhoffs Mercedes war schon nicht mehr zu sehen.
Etwa einen Kilometer, hatte er gesagt, und dass man die Hütte erst sah, wenn man auf gleicher Höhe war. Während ich vorsichtig weiterging und dabei versuchte, möglichst viel von meiner Umgebung gleichzeitig im Auge zu behalten, fragte ich
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