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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Kopien der Kinderfotos unterwegs. Sie klappern alle Kindertagesstätten ab.«
    »Gut. Was ist mit den Grundschulen?«
    »Dort trifft man um diese Zeit kaum noch jemanden, aber eine Kollegin hat sich vom Kultusministerium eine Liste mit den Adressen aller Rektoren und Rektorinnen der Grundschulen in der Region geben lassen. Sie ist mit ihrem Partner ebenfalls unterwegs.«
    Ich nickte. »Sehr gut. Sollten Sie etwas … Wenn es einen Grund geben sollte, Hauptkommissar Menkhoff anzurufen, vergessen Sie nicht, mich ebenfalls zu verständigen.«
    Wolfert nickte intensiv. »Ja, natürlich. Also, auch für den Fall, dass mein Vater oder einer seiner Mitarbeiter noch was Wichtiges erfahren sollten, und …« Er stockte mitten im Satz, als ich die Hand hob. »Schon gut«, sagte er kleinlaut und wandte sich ab.
    Ich sah mir den Zettel mit der Telefonnummer an und überlegte kurz, ob ich vielleicht selbst Nicoles Tante anrufen sollte, entschied mich aber dagegen. Es war wahrscheinlich besser, wenn Menkhoff mit der Frau redete. Er kannte Nicole zwar offenbar lange nicht so gut, wie er vielleicht gedacht hatte, aber doch noch um einiges besser als ich. Ich griff zum Telefon und wählte seine Handynummer. Eine ganze Weile hörte ich dem sich wiederholenden Ton zu, dann schaltete sich die Mailbox ein und eine nette Frauenstimme verkündete, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar sei, ich aber eine Nachricht hinterlassen könne.
    »Hallo Bernd, Alex hier«, sagte ich, nachdem ein Piepton verkündet hatte, dass die Aufnahme startete, »ich hab eine Nummer, unter der Nicoles Tante zu erreichen ist. Ich dachte, es ist vielleicht besser, wenn du mit ihr sprichst, aber … Dumm, dass du nicht erreichbar bist. Wir können nicht warten. Dann werd ich sie jetzt wohl doch selbst anrufen müssen.«
    Ich legte auf und dachte darüber nach, was ich die Frau fragen sollte. Sie war Nicoles Tante, aber sie hatte sie wahrscheinlich schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Oder doch? Ich nahm einen Minenstift, der auf dem Monitorfuß lag, und schrieb auf das frische Blatt der Papierunterlage:
    – Wann zum letzten Mal gesehen?
    – Stiefvater, Missbrauch: Was weiß sie
?
    Und hatte es nach dem Tod ihrer Mutter mehrere solcher Vorfälle gegeben wie den mit den Katzenbabys? Ich setzte gerade den Stift an, als das Telefon klingelte. Es war Menkhoff.
    »Ich bin’s«, sagte er, »hab’s zu spät gehört, sagst du mir gerade nochmal die Nummer?«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der er das sagte, ärgerte mich. »Wo bist du, Bernd?«
    Es entstand eine längere Pause, offenbar hatte er mit dieser Frage nicht gerechnet. »In Zwangsurlaub, wie du weißt«, sagte er schließlich. »Was soll der Quatsch? Ich hab keine Zeit für Geplauder, Alex, also was ist jetzt mit der Nummer?«
    Ich gab sie ihm.
    Nach dem Gespräch starrte ich noch einige Zeit auf den Hörer vor mir. Dann wählte ich hektisch die Nummer von Mels Arbeitsplatz. Sie wusste noch immer nichts von Luisas Entführung. Eine ihrer Kolleginnen hob ab, Mel war in einem Meeting. Ob sie zurückrufen solle, wollte sie wissen. Ich sagte ihr, das sei nicht nötig, legte enttäuscht auf und starrte vor mich hin. Ich hätte gern Mels Stimme gehört.
    »Herr Hauptkommissar?« Es war Wolferts Stimme, und sie klang aufgeregt. Mit einem Ruck setzte ich mich aufrecht hin und sah zu ihm hinüber. Wolfert hielt in jeder Hand ein Blatt Papier und wedelte damit in der Luft herum, während er auf mich zukam. »Es ist wegen der Fotos … von den Mädchen … Ich glaube, ich hab da was entdeckt.«
    Er legte die beiden Fotos auf dem Schreibtisch ab und schob sie so, dass ich sie gut sehen konnte. Dann zeigte und erklärte er mir, was er meinte. Als ich erkannte, dass seine Vermutung stimmen musste, stockte mir der Atem.

59
    24. Juli 2009, 17.22 h
    »Was denken Sie, Herr Hauptkommissar?«, fragte Wolfert. »Was hat das zu bedeuten?« Mit einem Teil meines Verstandes registrierte ich seine Frage, aber der andere, größere Teil war mit den möglichen oder auch sicheren Konsequenzen aus Wolferts Entdeckung so sehr beschäftigt, dass ich ihm nicht gleich antworten konnte. »Herr Seifert?«, hakte er nach einer Weile nach und riss mich damit aus meinen Überlegungen. »Das … das bedeutet, dass es nur zwei Möglichkeiten dafür gibt, Wolfert, und beide machen mir Angst.« Er schürzte die Unterlippe und legte den Kopf schräg. Schließlich nickte er. »Ja, das sehe ich auch so.«
    »Ich gehe davon aus, Sie

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