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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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nicht so sicher. Wie es im Moment aussieht, wird er uns in wenigen Stunden auslachen.«
    Er wandte sich ab. »Lass uns nachsehen, was wir in seiner Behausung finden. Damals hat er auch gedacht, er wäre sicher, und wir haben trotzdem die nötigen Beweise bei ihm zu Hause gefunden.«
    Als wir das Präsidium verließen und auf den Audi zugingen, nahm ich mir vor, meinen Partner genau zu beobachten, während wir in Lichners Wohnung waren. Ich konnte mich gegen diese leisen Zweifel an Bernd Menkhoffs Methoden nicht wehren, sie kamen immer wieder, wie eine leichte Brandung, deren Wellen nicht in der Lage waren, mit einem Schlag Schaden anzurichten, die aber im Laufe der Jahre einen Fels aushöhlen konnten.
    »Hast du schon was von Teresa gehört?« Ich war gerade in die Krefelder Straße abgebogen und sah kurz zu Menkhoff herüber. »Wie läuft es in New York?«
    »Sie ruft jeden Abend an, bevor Luisa ins Bett muss. Das passt durch die Zeitverschiebung ganz gut, weil in New York dann gerade Mittagszeit ist. Gestern hab ich sie verpasst, aber Frau Christ meinte, es ist alles in Ordnung.«
    »Wann kommt sie zurück?«
    »In drei Tagen, Sonntag.«
    »Wirst du ihr von Lichner erzählen?«
    Er antwortete nicht gleich. »Nein. Nicht am Telefon, meine ich. Warum sollte ich?«
    Ich hakte nicht weiter nach. Die Ehe zwischen Bernd und Teresa Menkhoff war schwer einzuordnen, auch wenn man sich wie ich hier und da privat mit ihnen traf. Sie liebten ihre Tochter beide sehr, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie das eigentliche und vielleicht sogar das einzige Bindeglied zwischen den beiden war. Sie waren nett zueinander, es gab keine Streitereien, zumindest nicht im Beisein Dritter, aber ich hatte in all den Jahren auch kein einziges Mal gesehen, dass sie Zärtlichkeiten austauschten, nicht einmal ein simples Händchenhalten gab es. Ihre Ehe erschien mir als gut funktionierende Zweckgemeinschaft, aber ich glaubte nicht, dass das von Teresa so gewollt war.
    In der Zeppelinstraße angekommen, ließ ich Menkhoff den Vortritt und betrachtete seinen Rücken, während er vor mir die durchgetretenen Steinstufen nach oben ging. Wenn es in Lichners Wohnung etwas gab, was unseren Verdächtigen belastete, dann würde dieses Mal hoffentlich ich das Beweisstück finden.
    Menkhoff schloss gerade die Tür auf, als Lichners rothaarige Nachbarin aus ihrer Wohnung kam. Soweit ich das beurteilen konnte, trug sie die gleichen Sachen wie am Vortag. Sie blieb abrupt stehen und sah mich an, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihr nicht sehr gut. »Guten Tag, Frau Ullrich«, sagte ich. »Gut, dass ich Sie treffe, wir hätten nachher sowieso noch bei Ihnen geklingelt. Ist Ihnen noch etwas zu Dr. Lichner und seiner Tochter eingefallen? Vielleicht, wann genau Sie das Kind zum letzten Mal gesehen haben?«
    Bevor sie antworten konnte, schob eine Hand mich ein Stück zur Seite, und Menkhoff stand neben mir. Er musterte die Frau von oben bis unten, sagte aber nichts.
    »Ich … ich muss weg. Hab keine Zeit jetzt.«
    Menkhoff verschränkte die Arme vor der Brust, was die Frau dazu bewog, einen Schritt zurückzugehen. Man sah ihr an, dass sie Angst vor meinem Partner hatte.
    »Na ja, also … wenn’s nich zu lang dauert … Aber ich weiß nich mehr als gestern auch nich, also …«
    »Dann strengen Sie Ihren Kopf gefälligst mal an«, polterte Menkhoff los, woraufhin sie zusammenzuckte. »Ich möchte von Ihnen jetzt genau wissen, wann Sie dieses Kind zum ersten Mal gesehen haben, wie oft seitdem und wann das letzte Mal. Und wenn Ihre Antwort mir nicht gefällt oder ich das Gefühl habe, dass Sie mich anlügen, nehme ich Sie mit aufs Präsidium und verhöre Sie dort höchstpersönlich so lange, bis ich alles weiß, was ich wissen möchte, haben Sie das verstanden?«
    Ihre Augen wurden erst groß, dann ging ihr Mund auf und wieder zu, und schließlich verzogen sich ihre Mundwinkel nach unten, und sie begann zu schluchzen. »Ich … ich wollte das doch nicht, wirklich. Aber die hat mir 300 Euro gegeben, und das is ’ne Menge Kohle für mich, und das nur für dass ich das sage.«
    Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht, ihre Schultern zuckten heftig. Menkhoff und ich gingen gleichzeitig auf sie zu.
    »Was sagen Sie da?«, fragte ich. »Frau Ullrich, hören Sie …« Langsam ließ sie die Hände sinken. Ihre Wangen waren feucht, und sie schluchzte noch immer. Sie sah von mir zu Menkhoff. »Werd ich jetzt verhaftet?«
    »Wenn Sie uns nicht

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