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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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gesteppte Jacke, unter der ein weißer Rollkragen herausragte. Er reichte ihr bis unter das Kinn. Sie sah hinreißend aus, auch wenn ihre Augen noch genauso traurig blickten wie am Vortag. Ich überlegte, wie sie wohl aussehen mochte, wenn sie lachte. Ob Dr. Lichner ihr Lachen schon einmal gesehen hatte?
    Auf Menkhoffs Aufforderung hin zog sie die dicke Jacke aus. Er nahm sie ihr ab und fand noch einen freien Haken an unserer Garderobe. Einige Strähnen ihres Haares hatten sich gelöst, sie fielen über ihre Schultern wie dünne Striche, die ein abstrakter Künstler wahllos mit einem schwarzen Stift auf ein frisches Blatt Papier gemalt hatte. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte ich sie, woraufhin sie mir dankbar zunickte.
    Als ich aus der Küche zurückkam, saß sie vor Menkhoffs Schreibtisch, und mein Partner erklärte ihr gerade, dass zu den drei Mordkommissionen des KK 11 teilweise auch Kollegen aus anderen Dienststellen gehörten. Ich bezweifelte, dass sie danach gefragt hatte. Die Tasse stellte ich vor ihr ab und setzte mich dann hinter meinen Schreibtisch. So konnte ich sie im Profil sehen.
    »Also, Frau Klement, was führt Sie zu uns? Ist Ihnen noch etwas eingefallen, was uns weiterhelfen kann?« Es klang ermutigend, eine Aufforderung, sich alles von der Seele zu reden. Bernd Menkhoff in bester Laune.
    »Nein, also, … doch, schon, aber es ist mir nichts Neues eingefallen. Es ist nur … ich bin manchmal etwas durcheinander und vergesse schon mal Dinge. Und … ich war gestern wohl sehr aufgeregt und habe einfach vergessen, was an dem Abend war.«
    »An dem Freitagabend, nach dem ich Sie gefragt hatte?«
    Sie nickte zaghaft und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Menkhoff warf mir einen schnellen Blick zu.
    »Ja. Es ist mir wieder alles eingefallen. Also, Joachim kam an dem Abend um zwanzig nach sieben nach Hause. Er hatte zwei große Tüten dabei. In der einen waren zwei Jeans und ein T-Shirt. Es war blau. Die andere war voll mit Lebensmitteln.«
    »Frau Klement.« Sie drehte mir den Kopf zu und stöhnte dabei auf. Ich tauschte erneut einen Blick mit meinem Partner. »Was ist mit Ihnen, Frau Klement?«
    Menkhoff erhob sich und ging um den Schreibtisch herum. »Haben Sie eine Verletzung?«
    »Nein, nein, es ist nichts, ich habe mich nur gestoßen.«
    Menkhoff hatte sie erreicht und streckte ihr vorsichtig die Hand entgegen. »Darf ich das mal sehen?« Sie wich vor ihm zurück. »Nein, bitte. Es ist wirklich nichts.«
    »Dann kann es ja nichts schaden, wenn ich mal einen Blick darauf werfe.« Als sie sich nicht bewegte, sondern ihn nur angstvoll ansah, fügte er eindringlich hinzu: »Bitte.«
    Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und rann über die Wange bis zum Kinn. Menkhoff wiederholte noch einmal, leise, vorsichtig: »Bitte, Frau Klement, lassen Sie mich sehen, was Sie da haben.« Schließlich gab sie nach. Es war, als sacke sie in sich zusammen. Mit hängenden Schultern saß sie da, hob die rechte Hand und schob die Finger vorsichtig zwischen Hals und Kragen. Langsam zog sie den Stoff ein Stück nach unten und gab uns den Blick auf einen dunkelblauen Bluterguss frei. Ich konnte nur eine Seite ihres Halses erkennen, aber ich hätte mein Portemonnaie darauf verwettet, dass sie auf der anderen Seite einen ähnlichen Fleck hatte. Ich kannte diese Flecken von Bildern, die ich während der Ausbildung gesehen hatte. Rechtsmedizin. Das waren Würgemale, da war ich ziemlich sicher.

19
    23. Juli 2009
    Ich verließ den einzigen sauberen Raum der Wohnung und fand meinen Partner in dem winzigen Zimmer, das, mit einer Art Pritsche und einer Umzugskiste ausgestattet, Lichners Schlafzimmer sein musste. Kleidungsstücke jedweder Art, wie ich sie im Zimmer verstreut erwartet hätte, fehlten allerdings. Der modrig-muffige Geruch, der die ganze Wohnung durchsetzte, schien hier sein Zuhause zu haben, und ich bemühte mich, möglichst flach zu atmen.
    Menkhoff kniete vor der geöffneten Kiste, mehrere Stapel Papiere lagen daneben auf dem Boden. Er hielt ein Blatt in der Hand und wedelte damit in der Luft herum, als er mich sah. Zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand hielt er einen einzelnen Schlüssel, den er mir entgegenstreckte. »Ich hab’s gewusst«, sagte er, und sein Gesicht spiegelte deutlich wider, was mir seine Stimme schon verraten hatte. »Der Kerl verarscht uns nach Strich und Faden. Sieh dir das hier mal an.« Ich nahm ihm das Blatt aus der Hand. Es war ein Mietvertrag über

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