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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Platz.
    »War … er das?«, fragte Menkhoff vorsichtig.
    Sie hob ruckartig den Kopf und verzog wieder das Gesicht. »Nein!« Es kam zu schnell, zu heftig. »Ich habe mich gestoßen.«
    Menkhoff atmete schnaufend aus und schüttelte den Kopf, dann zog er sich den Stuhl heran, der vor meinem Schreibtisch stand, und setzte sich neben sie. »Frau Klement, ich sehe so was nicht zum ersten Mal und ich weiß, was das ist. Das Problem ist nur, dass wir überhaupt nichts tun können, solange Sie behaupten, Sie hätten sich gestoßen.« Sie schwieg. »Möchten Sie denn wirklich, dass er damit durchkommt?«
    Ihr Kopf senkte sich wieder. »Ich habe mich wirklich nur gestoßen.« Sie sprach nun so leise, dass ich Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen. Menkhoff sah zu mir herüber, in seinem Gesicht konnte ich den kaum noch gebändigten Zorn erkennen und seine Bemühung, sich ihr gegenüber nichts anmerken zu lassen.
    »Frau Klement, war es das erste Mal, dass so was passiert? Oder ist das öfter vorgekommen?« Ich drückte mich bewusst allgemein aus, vermied Worte wie
gewürgt
oder
geschlagen
. Vorsichtig hob sie den Kopf und sah zu mir herüber, wobei sie den ganzen Oberkörper drehte. »Ja, es … Ich habe mich schon mal gestoßen. Ein paarmal.«
    »Und wann …«
    »Ich muss gehen«, unterbrach sie mich und stand auf. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich mich an den Freitagabend wieder erinnere. Es war alles so, wie Jo… wie Dr. Lichner es Ihnen gesagt hat. Kann ich bitte meine Jacke haben?«
    Menkhoff stand auf. »Frau Klement, wenn Sie …«
    Sie ging zu der Garderobe und holte sich selbst ihre Jacke. Sie zog sie nicht an, sondern hängte sie nur über den Arm, sagte: »Auf Wiedersehen«, ohne sich noch einmal zu uns umzudrehen, und verließ das Büro. Wir starrten eine Zeitlang auf die Tür, bis ich zusammenfuhr, weil Menkhoff die Faust donnernd auf den Schreibtisch krachen ließ. »Dieses Schwein bring ich in den Knast, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Sein Gesicht war wutverzerrt. »Egal wie.«
    Etwa eine halbe Stunde, nachdem Frau Klement unser Büro verlassen hatte, klingelte Menkhoffs Handy. Er meldete sich, hörte zu, sagte ein paarmal »ja« und »gut« und »in Ordnung« und legte wieder auf. Meinen fragenden Blick überging er. »Ich muss mal weg, kann ein bisschen dauern.«
    »Wir wollten doch gleich zum Essen?«
    »Das schaffe ich nicht, gehen Sie alleine. Ich weiß noch nicht, wann ich zurück bin. Es ist …« Er war schon fast an der Tür, kam aber mit einem Seufzer wieder zurück. »Also gut. Das gerade am Telefon war Nicole Klement.« Warum überraschte mich das nicht? »Klang ziemlich verzweifelt und möchte nochmal mit mir reden, aber mit mir alleine. Kann sein, dass sie es sich überlegt hat und nun doch zugibt, dass der Kerl sie misshandelt hat. Ich hoffe es. Vielleicht weiß sie auch noch was anderes und hat sich vorhin nicht getraut, es zu sagen. Sie hat mich darum gebeten, auch Ihnen nichts davon zu sagen, warum auch immer, jedenfalls treffe ich mich jetzt mit ihr. Gehen Sie bitte nochmal die Berichte und Zeugenaussagen aus Steinebrück durch, achten Sie auf jede Kleinigkeit. Und … wenn Sie nichts gefunden haben, fangen Sie nochmal von vorne an.« Mit diesen Worten verließ KOK Menkhoff das Büro.

21
    23. Juli 2009
    Ich brauchte einige Zeit, bis ich meine Augen von dem melancholischen Gesicht mit der porzellanartigen, hellen Haut lösen konnte, und noch längere Zeit verging, bis mein Verstand die verschiedenartigen Gedankenstränge halbwegs sortiert hatte, mit deren Produktion mein Gehirn sofort beim Blick auf die Fotos begonnen hatte. Ich las die Bildunterschriften, sie waren bei beiden Fotos gleich.
    Eynatten, 07. 08. 2007 – In der Hütte!
    Ich legte meinem wie erstarrt dahockenden Partner die Hand auf die Schulter und setzte mich neben ihn auf den Boden. Die Bewegung schien die Lähmung von ihm zu nehmen, er wandte mir das Gesicht mit einer unendlich langsamen Bewegung zu und blickte mich stumm an. Dann erhob er sich aus seiner knienden Haltung und ließ sich ungelenk ebenfalls mit dem Hintern auf den Boden plumpsen.
    August 2007 … »Wann hast du zum letzen Mal von ihr gehört?«, fragte ich und kam mir dabei vor, als hätte ich zu laut in einer Kirche geredet.
    »Anfang 2000, kurz bevor ich Teresa … Ich …«
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Pritsche, zog die Füße ein Stück an und legte die Unterarme auf den Knien ab. Dann schloss er die Augen. Ich

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