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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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augenblicklich die Wahrheit sagen, und zwar mit allem Drum und Dran, ja«, sagte Menkhoff laut. »Also …«
    Sie zog ihre Plastikhandtasche von der Schulter und kramte darin herum, bis sie ein Papiertaschentuch gefunden hatte, in das sie geräuschvoll die Nase schnäuzte.
    »Diese Frau, die hat bei mir geklingelt und mir 300 Euro unter die Nase gehalten. Ich soll nur sagen, dass der Lichner da mit ’nem Mädchen gewohnt hat, das so drei ist, wenn einer mich fragt. Und dass ich das schon ’n paar Tage nich mehr gesehen hab. So. Und die 300 Euro hab ich nich mehr, hab mir was zu essen und paar Klamotten dafür gekauft.«
    »Eine Frau?«, fragte ich, und zur gleichen Zeit sagte auch Menkhoff etwas, was dazu führen musste, dass sie kein Wort verstand. Ich deutete meinem Partner gegenüber an, er solle reden. »Nochmal«, setzte Menkhoff an. »Welche Frau hat bei Ihnen geklingelt, wie hat sie ausgesehen, und wofür genau hat sie Ihnen Geld gegeben?«
    Beate Ullrich zuckte mit den Schultern. »Weiß nich genau, wie die ausgesehen hat. Die hat einen großen Hut aufgehabt, blonde Haare hatte die, bis auf die Schultern. Aber ich glaub, das war ’ne Perücke.«
    »Und diese Frau hat Ihnen 300 Euro gegeben, wenn Sie uns erzählen, dass Dr. Lichner hier mit einem Kind wohnt?« Sie nickte.
    »Aber Dr. Lichner wohnt doch hier mit einem Kind, oder etwa nicht?«
    Sie sah auf ihre Schuhe und reagierte nicht. Ich hörte, wie neben mir Menkhoffs Atem schneller ging. »Hat er nun ein Kind oder nicht?«, schrie er sie an.
    Es dauerte noch einen Moment, dann ließ sie die Schultern sacken und schüttelte den Kopf. »Glaub nich, hab noch keins gesehen.«
    »Ja, verdammt nochmal, sind Sie denn völlig verrückt? Wissen Sie, dass Sie dafür ins Gefängnis kommen können?«
    Sie sagte etwas gegen den Flurboden, was ich nicht verstand.
    »Was?«, schnauzte Menkhoff sie an.
    »Ich … Jetzt hab ich doch die Wahrheit gesagt. Tut mir leid, echt«, antwortete sie, nun gerade so laut, dass wir sie verstehen konnten.
    »Es tut ihr leid.« Menkhoff wandte sich kopfschüttelnd ab und starrte einige Sekunden lang auf die Tür zu Lichners Wohnung. Dann sah er auf seine Armbanduhr und wandte sich wieder an die Nachbarin. »Sie kommen um halb zwölf zum Präsidium. Dort werde ich Ihre Aussage zu Protokoll nehmen, anschließend werden Sie mit einem Kollegen so lange zusammensitzen, bis wir ein Phantombild haben, auf dem exakt die Frau zu sehen ist, die Ihnen das Geld gegeben hat. Ich stecke Sie wirklich in den Knast, wenn Sie nicht pünktlich erscheinen oder keine vernünftige Beschreibung abgeben. Haben Sie mich verstanden, Frau Ullrich?«
    »Wie soll ich denn da hinkommen?«
    »Das ist mir egal. Sie werden pünktlich da sein, verstanden?« Sie nickte stumm, und dabei liefen ihr Tränen über die Wangen. »Verschwinden Sie jetzt, bevor ich mich vergesse.« Er wandte sich ab, und ich folgte ihm. Meine Gefühle schwankten zwischen der Erleichterung darüber, dass es wohl tatsächlich keine Entführung gegeben hatte, und Verwirrung. »Wenn Lichner hier also doch die ganze Zeit über alleine gewohnt hat, es aber im Melderegister einen Eintrag über seine Tochter gibt – woher wusste dann diese Frau mit dem Hut von dem Kind? Was bezweckt sie mit dieser Aktion, und wer kann diese Frau gewesen sein?«
    »Vielleicht die Mutter?«
    »Und warum sollte sie das tun? Streit ums Sorgerecht oder so was?«
    Wir standen in dem engen Flur von Dr. Lichners Wohnung, die Tür hatte ich hinter mir geschlossen.
    »Langsam, Alex, noch wissen wir nicht, was tatsächlich die Wahrheit ist. Wer sagt denn, dass nicht jetzt erst jemand zu dieser Ullrich gekommen ist und ihr Geld gegeben hat? Dafür, dass sie uns diesen Unsinn erzählt von der Frau mit Hut und Perücke?«
    »Hm … Aber wer soll das gewesen sein?«
    »Jemand, der Lichner helfen möchte zum Beispiel? Was weiß ich, ein Freund von früher, eine neue Freundin? Lass uns erst mal diese Bude durchsuchen. Nachher auf dem Präsidium werden wir dann der Dame von nebenan mal auf den Zahn fühlen. Noch wissen wir nichts mit Sicherheit.« Womit er leider verdammt recht hatte.
    Die Wohnung sah noch genau so aus wie bei unserem Besuch am Vortag. Was immer auch die Kollegen von der Spurensicherung getan hatten, es war nichts mehr davon zu sehen. Das lag natürlich größtenteils daran, dass sie zwar Proben von allen möglichen Stellen genommen, die Wohnung aber nicht systematisch durchsucht hatten. Das würden wir nun tun,

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