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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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dem Mädchen, das ihr damaliger Freund umgebracht hat? Und du hast sie gefragt, warum das Foto da steht, und sie sagt, sie
weiß
es nicht?«
    »Ich hab sie gefragt, woher sie das Foto hat, und sie behauptet, sie weiß es nicht mehr. Und sie wüsste auch gar nicht, wer das Mädchen auf dem Foto ist, und kann sich das nicht erklären. Mensch, Alex, ich hab die Schnauze so dermaßen voll von dieser ganzen Scheiße.« Ich sagte nichts dazu und fuhr wieder los.
    Nach einem kurzen Schweigen sagte mein Kollege: »Ich hab Nicole gefragt, ob ich die Fotos mitnehmen kann. Sie sagte, das geht nicht. Weil sie sie dann nicht mehr beschützen kann. Sie hat allen Ernstes gesagt, sie beschützt diese Mädchen, und das geht nur, wenn sie da stehen bleiben.«
    »Das klingt, als ob sie dringend ärztliche Hilfe benötigt.«
    »Ja, Alex, das denke ich auch. Und das habe ich ihr auch gesagt, bevor ich gegangen bin. Sie meinte, sie hat alles, was sie braucht.«
    »Lichner.«
    Er nickte. »Wahrscheinlich.«
    »Wovon lebt sie eigentlich? Weißt du, ob sie einen Job hat?« »Danach hab ich sie nicht gefragt. Sie hätte es mir wahrscheinlich sowieso nicht sagen können. Sie hat Arzthelferin gelernt, so hat sie Lichner damals kennengelernt. Als wir zusammen waren, hat sie bei einem Hautarzt in der Stadt gearbeitet, aber ob sie da noch ist … Keine Ahnung.«
    Mir fiel etwas ein, was zwar in keinem direkten Zusammenhang mit Nicole stand, aber trotzdem wichtig war, und eine kurze Ablenkung von der Person Nicole Klement war in diesem Moment sicher nicht schlecht. »Was ist mit dieser Krankenpflegerin, deren Name in der Datenbank gestanden hat? Sollten wir die nicht noch befragen? Vielleicht –«
    »Nicht jetzt«, fiel Menkhoff mir ins Wort. »Das können wir auch morgen noch tun. Da es ja offenbar kein Kind gibt, das entführt wurde, spielt es keine Rolle, ob wir uns jetzt oder morgen früh mit ihr unterhalten. Wir haben einen langen Abend vor uns. Tu mir den Gefallen und setz mich am Napoleonsberg ab.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ich muss den Kopf frei bekommen und gehe von da zu Fuß nach Haus. Ich ruf die Biermann noch an und gebe ihr Bescheid. Und … ich möchte noch ein bisschen Zeit mit meiner Tochter verbringen. Ich hab gerade das dringende Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen.« Ich nickte. »Wir treffen uns gegen acht bei mir, dann ist Luisa im Bett.«
    »Alles klar.«
    Ich setzte Menkhoff an der gewünschten Stelle ab. Vom Napoleonsberg bis zu seinem Haus in Brand waren es etwa zwei Kilometer. Über den Indeweg wäre es kürzer gewesen, aber er brauchte wohl einen etwas längeren Spaziergang.
    Um drei war ich zu Hause. Bevor ich ausstieg, warf ich einen Blick über die Schulter auf den Rücksitz. Die vier Ordner waren wahrend der Fahrt verrutscht und lagen kreuz und quer. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich vielleicht einen davon mitnehmen sollte. Melanie kam frühestens um fünf, ich war also noch zwei Stunden allein. Ich hätte schon mal einen Teil lesen können, den wir dann am Abend weniger zu bewältigen hatten, und außerdem … Und außerdem war ich zu neugierig. Ich drehte mich um und stieg aus. Das, was dort auf diesen Hunderten von Seiten stand, ging mich im Grunde gar nichts an. Es war eine Patientenakte. Menkhoff hatte mich gebeten, ihm zu helfen, okay. Genau das würde ich auch tun, mit ihm zusammen, am Abend, und nicht mehr. Ich würde die zwei Stunden nutzen, ein wenig zu entspannen.
    Im Haus ließ ich mit dem Schalter neben der Terrassentür die Markise ausfahren und legte Polster auf die beiden Liegen. Dann ging ich in die Küche, nahm ein Käsebrot und ein Glas Apfelsaftschorle mit auf die Terrasse und streckte mich auf der Liege aus.
    Diese Sache mit Nicole ging mir näher, als ich es für möglich gehalten hätte. Wir waren uns in den Jahren, die sie mit Menkhoff zusammen gewesen war, nie vertrauter geworden. Der Funke, der nötig war, jemanden wirklich sympathisch zu finden, sprang einfach nicht über, obwohl wir uns eine Weile relativ häufig zu dritt gesehen hatten. Wir begegneten uns nett und waren höflich zueinander, aber eine gewisse Reserviertheit stand dabei immer wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns. Dass ihr jetziger Zustand mich innerlich so aufwühlte, machte mich nachdenklich. Ich sah ihr feingeschnittenes Gesicht vor mir und die unendlich traurigen Augen darin. Dann schob sich ein anderes Bild darüber. Der tote Körper eines kleinen Mädchens. Die blonden Locken von Dreckklumpen durchsetzt,

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