Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
zeigte, die rötlichen, schulterlangen Haare. Teresa war keine Frau, die ich als hübsch bezeichnet hätte. Mir war aufgefallen, dass ich sie trotzdem zwischendurch immer wieder länger ansah, als man das normalerweise tat, wenn man mit guten Bekannten zusammensaß und sich unterhielt. Sie war einige Jährchen älter als ich, außerdem … ich war glücklich mit Mel verheiratet. Es war ganz sicher nicht so, dass ich heimliche Gefühle für sie gehabt hätte, die über Sympathie hinausgingen. Nein, der Grund war wohl, dass Teresa eine ganz besondere Ausstrahlung hatte. Liebenswert, ohne zu mütterlich zu wirken, durchaus selbstbewusst, aber ohne Arroganz. Eine Frau, nach der ich mich, hätte ich sie nicht gekannt, auf der Straße sicher nicht umgedreht, zu der ich in einem Café aber immer wieder herübergeschaut hätte, sobald mir ihr sympathisches Wesen aufgefallen wäre.
    »So, sie schläft.« Menkhoff stand im Eingang zum Wohnzimmer. »Grauburgunder?«
    Er bevorzugte italienische Rotweine und Weißwein aus der Region Saar-Mosel, und er war in beidem gut sortiert. Bisher hatten mir noch alle Weine geschmeckt, die ich bei ihm getrunken hatte, deshalb nickte ich. »Ja, gerne.«
    Wenige Minuten später saßen wir uns schräg gegenüber und prosteten uns zu. Der Wein war so kühl, dass die dünnen Gläser außen anliefen. Er schmeckte hervorragend.
    »Eine Frage, Bernd.« Ich stellte mein Glas auf der hellen Marmorplatte des Couchtisches ab. »Lichner sagte heute Mittag im Hof etwas von einem Wesen, das wir erkennen müssen. Sagt dir das was?«
    »Der erzählt ziemlich viel Unsinn. Ein Wesen? Von einem anderen Stern oder was? Ich schätze, das sagt dem Kerl selbst nichts. Entweder, er wollte sich mal wieder wichtig machen, oder er hat dich verarscht. Wobei ich eher Letzteres glaube.«
    »Hm …« Ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich mit meinem Kollegen einer Meinung war. »Die Ordner … die liegen noch im Wagen«, sagte ich.
    Menkhoff winkte ab. »Keine Eile. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich dran denke, was wir da wahrscheinlich zu lesen bekommen.« Er stellte sein Glas ab und strich mit der Spitze seines Zeigefingers um den Rand des Bodens herum, während er durch die Szene hindurchzustarren schien. Seine Augen bekamen dabei einen fiebrigen Glanz. Er versuchte wie ein Kind, den Zeitpunkt, an dem etwas Unangenehmes begann, so lange wie möglich hinauszuzögern, und ich fragte mich, warum er sich das überhaupt antun wollte.
    »Es hat damals schon ähnliche Situationen gegeben«, sagte er auf einmal, und obwohl er leise gesprochen hatte, zuckte ich zusammen.
    »Was? Was meinst du?«
    Sein Blick kehrte aus dem Nichts zurück, orientierte sich eine Sekunde in der Realität des Raumes und fand dann meine Augen. »Nicole. Du wolltest, dass ich dir mehr über sie erzähle, bevor wir diese Ordner durchgehen. Ich … ich habe sie heute nicht zum ersten Mal so gesehen, Alex.«
    Kollege Menkhoff war immer wieder für eine Überraschung gut. Die gerade war von der Qualität, dass einige Sekunden vergingen, bis ich etwas entgegnen konnte. »Du meinst, du wusstest damals schon, dass etwas nicht mit ihr stimmt? Aber warum hast du nie etwas … ich meine … Mann, Bernd … Warst du nie mit ihr bei einem Arzt?«
    »Nein, das ging nicht.«
    »Wie? Was meinst du mit:
Das ging nicht?
«
    »Was glaubst du wohl, was ich damit meine?« Seine Stimme war plötzlich lauter, unangenehmer.
    Ich wusste nicht, warum er so auf diese einfache Frage reagierte, und fühlte mich von ihm ungerecht behandelt. Schließlich war ich wegen ihm … »Wenn ich etwas glauben würde, hätte ich dich nicht gefragt Bernd«, erwiderte ich in ähnlichem Ton. »Und hör auf, mich anzupampen. Ich bin keiner von den Bösen.«
    Er fuhr sich durch die Haare und trank einen hastigen Schluck Wein. »Tut mir leid. Das … Diese ganze Sache macht mich ziemlich fertig. Ich bin nur heilfroh, dass Teresa gerade nicht da ist. Ich weiß nicht, ob sie Verständnis dafür hätte, dass ich jetzt noch wegen Nicole …«
    Seltsamerweise wusste
ich
ganz sicher, dass Teresa dafür Verständnis gehabt hätte. »Also, nochmal«, sagte ich. »Warum konntest du damals nicht mit Nicole zu einem Arzt gehen?«
    »Sie hätte mich verlassen.« Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm noch folgen konnte, ob wir überhaupt noch über das Gleiche sprachen. »Nicole hätte dich verlassen, wenn du mit ihr zum A –?«
    »Ja.«
    »Aber wie –«
    »Du weißt nur sehr wenig

Weitere Kostenlose Bücher