Das wilde Herz der Highlands
entgegen.
„Margaret und ich werden auf dem Rückweg vom Hof einen Abstecher nach Sherwell machen, um zu sehen, wie du dich eingelebt hast. Dann werden wir berichten, wie es mit dem englischen König gelaufen ist“, erklärte er und ließ den Blick zu den Männern wandern, die Wagen und Pferde für den Aufbruch rüsteten. Schließlich schaute er wieder Seonaid an. „Ich meine ja immer noch, dass ihr mit uns reiten solltet, wenigstens bis England. Aber da dein sturköpfiger Gemahl sich nun einmal weigert ...“Er zuckte mit den Achseln, drehte sich um und brüllte einem der Männer zu, die Ladung anständig festzuzurren.
Seonaid lächelte in sich hinein, während er ihr den Rücken zuwandte. Blake und sie würden keineswegs allein reisen, denn Aeldra und Little George würden sie begleiten. Diese Änderung hatte sich während der Trauung gestern Abend ergeben. Iliana und Duncan hatten neben Blake und ihr gestanden, und Iliana hatte angemerkt, wie elegant ihr künftiger Stiefvater in den gereinigten und geflickten goldfarbenen Kleidern aussehe. Tunika und Wams waren vom Pfeil durchlöchert worden, aber Iliana hatte beides ausgebessert.
Blake verzog bei dieser Bemerkung schmerzhaft das Gesicht und murmelte, dass Eleganz auch wohl das Mindeste sei, das man seinen Kleidern zugestehen könne, denn schließlich hätten sie ihn ein kleines Vermögen gekostet. Anschließend erzählte er Seonaid, was sie bereits wusste: dass er seine Garderobe gegen das Plaid ihres Vaters getauscht habe, weil er „Dunbars Farben“ habe tragen wollen, um bei seiner Jagd quer durch Schottland auf so wenig Schwierigkeiten wie möglich zu stoßen.
Iliana blickte verwirrt drein, und Duncan prustete los. Seonaid musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht ebenfalls zu lachen, ehe sie sich erbarmte und ihrem Gemahl darlegte, dass man ihm einen Bären aufgebunden habe. Der karierte Stoff, den die Schotten trügen, gebe keineswegs die Farben des Clans wieder. Blake wandte ein, alle Engländer wüssten doch, dass jeder schottische Clan ein eigenes Muster habe, und Seonaid beschied ihm seufzend, dass dann eben alle Engländer falsch lägen.
Es hatte eine Weile gedauert, ihn zu überzeugen. Er war ver-ärgert darüber, dass ihr Vater ihm etwas vorgemacht und ihm so die neuen Kleider abgeluchst hatte. Seonaid konnte ihm das nicht verübeln - das Plaid ihres Vaters roch alles andere als frisch, und sie war stets dankbar, wenn Blake es ablegte. Auch er tat dies immer mit einiger Erleichterung. Ehe er sich die leidige Angelegenheit zu sehr zu Herzen nehmen konnte, hatte Iliana sich erboten, ihm für seine Heimreise neue Oberbekleidung und Hosen zu nähen.
Dieses Angebot hatte er gerne angenommen, denn auf englischem Boden trage er doch lieber englische Gewandung, wie er erklärte. Aber selbst mitsamt der kleinen Armee an Dienstmägden, von der Iliana sich helfen ließ, würde sie für die Aufgabe zwei Tage benötigen. Das hatte Blake offenbar nicht bekümmert. Seonaid argwöhnte, dass es ihn im Gegenteil sogar freute, verkünden zu können, dass sie eben warten müssten und nicht mit den anderen aufbrechen könnten.
Es überraschte sie nicht, dass er wenig erpicht darauf war, gemeinsam mit ihrem Vater und den anderen nach England zu reisen. Seit der Hochzeit kamen ihr Vater und Blake zwar besser miteinander aus, und Angus hatte sogar durchblicken lassen, dass er ihren Gemahl gar nicht so übel finde. Doch sie hegte den Verdacht, dass Blake all diese Menschen so kurz nach ihrer Hochzeit als störend empfinden würde - sofern er vorhatte, die nächtlichen Umtriebe fortzusetzen, in denen sie sich seit der Vermählung ergingen. Dieser Gedanke hatte genügt, auch ihr die Aussicht auf eine gemeinsame Reise mit den anderen zu verleiden. Ihr missfiel die Vorstellung, Nacht für Nacht neben Blake zu liegen und ihn nicht anrühren zu können, aus Angst, alle zu wecken, weil sie das Stöhnen und Seufzen einfach nicht unterdrücken konnte.
„Wo ist übrigens dein Gem... Ah, da seid Ihr ja“, sagte ihr Vater.
Sie blickte über die Schulter und sah, dass Blake auf dem Weg zu ihnen war. Er blieb so dicht hinter ihr stehen, dass er mit der Brust ihren Rücken streifte, und Seonaid war versucht, sich an ihn zu lehnen, beherrschte sich aber. Alles zwischen ihnen hatte sich verändert, und ihr neues Verhältnis zueinander war ihr noch nicht vertraut. Nachdem sie sich ihm so lange widersetzt hatte und vor ihm geflohen war, hatte sie auf Lady Margarets
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