Das wilde Herz der Highlands
darauf, dass Ihr den Mund halten könnt?“
„Aye“, erwiderten alle.
„Greenweld ist tot“, stellte Lord Rolfe heraus, während er einen weiteren Stein aufhob. „Das Geheimnis dürfte mit ihm und Allistair gestorben sein. Abgesehen von den Anwesenden kennt es doch keiner, oder?“
„Giorsal kennt es“, wandte Aeldra leise ein. Schweigen senkte sich über die Kammer, denn niemand wollte etwas sagen und Aeldra damit noch mehr bekümmern.
„So“, meinte Duncan zufrieden und wischte sich über die Stirn, nachdem der letzte Felsbrocken fortgeräumt war.
Nach kurzem Zaudern trat Seonaid vor, drückte gegen einen der Steine im solide wirkenden Mauerwerk und wich zurück, als sich die Wand auftat und einen dunklen Gang preisgab.
„Ihr braucht eine Fackel“, murmelte Aeldra und schlüpfte aus dem Gemach, um einen Moment später mit einer brennenden Fackel aus dem Korridor zurückzukehren. Diese reichte sie Lord Rolfe, ehe sie sich zu Seonaid gesellte. Helen kam zu ihnen, und Seonaid hoffte bestürzt, dass ihnen der befürchtete Gefühlsausbruch erspart bliebe, weil sie ihn nicht ertragen hätte; sie schaute dem Abschied schon bang und traurig genug entgegen.
„Danke“, hauchte Helen, schloss sie fest in die Arme, desgleichen Aeldra. Danach wandte sie sich ab und betrat hinter Lord Rolfe den Tunnel.
„Denkt daran, folgt einfach dem Gang“, rief Duncan ihnen nach. „Er endet auf einer kleinen Lichtung, wo James Euch mit den Pferden erwartet. Viel Glück!“ Damit schloss er den Zugang und machte sich umgehend daran, die Steine wieder davor aufzuhäufen.
„Was, wenn sie aus irgendeinem Grund noch einmal umkehren?“, fragte Seonaid stirnrunzelnd, denn sie fand es verfrüht, das Paar auszuschließen.
„Sie kehren nicht um“, erwiderte Duncan schlicht, während Blake und Little George ihm zur Hand gingen.
Nach kurzem Zögern half auch Seonaid, horchte dabei aber auf mögliche Geräusche von der anderen Seite der Mauer, falls sie doch zurückkamen. Da alle halfen, war die Arbeit schnell getan. Duncan legte den letzten Stein an seinen Platz, richtete sich auf, stemmte eine Hand in den Rücken und reckte und streckte seine vom Bücken und Heben steifen Glieder. Danach wandte er sich zur Tür. „Ich sage Vater, dass sie fort sind.“
Seonaid achtete kaum auf ihn. Noch immer stand sie vor dem Steinhaufen und lauschte für den Fall, dass Lord Rolfe und Helen kehrtgemacht hatten.
„Es wird schon gut gehen.“ Sanft strich Blake ihr über den Rücken. „Wie wäre es, wenn wir im Burghof die Klingen kreuzten?“
Sie zauderte, zwang sich aber schließlich, sich vom versperrten Zugang abzuwenden. „Aye.“
Ein bisschen Bewegung würde sie wenigstens ablenken. Das hoffte sie zumindest, als sie hinter ihrem Gemahl aus der Kammer trat. Aeldra und Little George folgten ihnen zum Übungsgrund, und beide Paare zogen gleichzeitig das Schwert. Sie kämpften schweigend, und Seonaid mühte sich, mehr Kraft in ihren Vorstoß zu legen und sich von Blake nicht ermüden zu lassen. Bald merkte sie, dass Blake es seinerseits an Angriffslust mangeln ließ. Sie mutmaßte, dass er den Übungskampf nur vorgeschlagen hatte, um sie aus ihrer Sorge um Helen zu reißen. Das war umsichtig von ihm, gab ihr aber umso mehr zu denken. Daher war sie froh, als Blake genug hatte und sie alle sich in die Große Halle begaben, um etwas zu trinken.
Sie setzten sich an die aufgebockte Tafel, und Blake und Little George unterhielten sich leise über dieses und jenes. Aber hätte man Seonaid gefragt, über was sie sprachen, hätte sie es nicht zu sagen vermocht. Sie schenkte ihnen keinerlei Aufmerksamkeit. Nach Aeldras Schweigen zu urteilen, war sie ebenso in Gedanken versunken und besorgt wie Seonaid.
Als Blake seinen Becher abstellte und ihre Hand ergriff, sah sie überrascht auf.
„Kommt“, war alles, was er sagte, ehe er sie auf die Füße zog und die Treppe hinauf zu ihrem Gemach führte.
Er schloss die Tür, und Seonaid nahm an, er habe sie hergebracht, um sich mit ihr zu vergnügen. Er führte sie zum Bett, ließ sich jedoch einfach auf die Matratze fallen und zog Seonaid zu sich herab, sodass sie neben ihm zu liegen kam.
„Ruht Euch aus.“
Sie musterte ihn. Allmählich gewöhnte sie sich an sein bestimmendes Wesen und die gebieterische Art, mit der er die Dinge einfach verfügte, doch noch immer brachte er sie damit aus der Fassung. Es gab Momente, da wusste sie seine herrische Ader zu schätzen, ja genoss sie insgeheim
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