Das wilde Herz der Highlands
Miene der Engländerin hellte sich auf. „Wirklich? Würdet Ihr das tun?“
„Aye. “
„Ach, das wäre wunderbar. Dann könnte ich mich zur Wehr setzen, sollte Cameron mich holen kommen.“
Fragend hob Seonaid die Brauen. „Cameron? Lord Rollo?“ Lady Helen verzog das Gesicht. „Aye. “
„Mir ist bislang nichts Schlechtes über ihn zu Ohren gekommen“, sagte Seonaid nach kurzem Nachdenken. „Der Kerl, den ich heiraten soll, ist hingegen ein Hundsfott erster Güte.“ „Wen sollt Ihr denn heiraten?“, fragte Lady Helen neugierig. „Sherwell.“
„Blake Sherwell?“
„Aye. Kennt Ihr ihn?“
„Nicht persönlich, aber ich habe von ihm gehört. Er wird ,der Engel genannt und soll recht ansehnlich und einnehmend sein. Es heißt, er habe das Aussehen eines Engels und die Zunge des Teufels und hätte mit beidem selbst die heilige Agnes ins Bett locken können.“ Lady Helen runzelte die Stirn. „Weshalb wollt Ihr ihn nicht heiraten?“
„Er ist Engländer.“ Als Lady Helen sie nur fassungslos anstarrte, lächelte Seonaid entschuldigend. „Nun, es ist nicht nur das. Er ist eben auch ein Hundsfott.“
„Habt Ihr ihn je kennengelernt?“, fragte Lady Helen nach einigem Zögern.
„Das nicht, aber mein Vater kennt seinen Vater. Sie waren einst Freunde, deshalb ist diese Ehe überhaupt arrangiert worden. Später jedoch erwies sich der Earl als der räudige Köter, der er ist, und ...“ Sie verstummte achselzuckend.
„Was hat der Earl of Sherwell denn getan?“
Seonaid schürzte die Lippen. „Nun, so genau weiß ich das nicht, aber es muss eine wirklich unverschämte Sache gewesen sein, denn seitdem hasst mein Vater ihn und verflucht ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit. “ Sie wand sich unbehaglich, als Lady Helen sie nach wie vor zweifelnd ansah und offenbar etwas einwenden wollte. „ Warum lauft Ihr vor Lord Rollo da von ?“, fragte sie daher rasch. „Über ihn habe ich nichts Verwerfliches gehört. “ „Aye. “ Lady Helens Miene verfinsterte sich. „Das glaube ich gern, denn er weiß sein wahres Wesen gut zu verbergen. Selbst meinen Vater hat er genarrt - so sehr, dass er in die Ehe eingewilligt hat. Doch auf dem Weg nach Cameron Castle habe ich ihn mit einem seiner Männer reden hören. Wir hatten für die Nacht gehalten und das Lager aufgeschlagen, und alle wähnten mich schlafend. Cameron erklärte, dass er die Ehe so schnell als möglich beenden wolle, sobald er seine Burg erreicht habe, damit er eine andere heiraten könne.“
Seonaid hob die Brauen. „Aber wieso ist er überhaupt eine Ehe eingegangen, die er gar nicht will?“
„Wegen der Mitgift. Mein Vater ist recht vermögend, und entsprechend großzügig ist meine Mitgift.“
„Wenn er aber die Ehe löst, verwirkt er die Mitgift.“
„Nicht wenn die Ehe durch meinen Tod ein Ende findet.“ „Nay!“ Seonaid starrte sie aus großen Augen an.
Lady Helen nickte grimmig.
„Hat er das wirklich gesagt?“
Wieder nickte sie. „Die beiden unterhielten sich darüber, wie sie am besten vorgehen sollten. Sie konnten sich nicht entscheiden, ob sie mir das Genick in der Burg brechen und mich die Treppe hinunterwerfen sollten, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen, oder ob sie es mir lieber im Wald brechen und behaupten sollten, ich sei vom Pferd gefallen.“
„Dieses Scheusal!“ Seonaid wandte sich mit einer empörten Geste zu ihrer Cousine um. „Ist das zu fassen?“
Aeldra schüttelte den Kopf. „Nay. Wie gut, dass Ihr nicht geschlafen habt.“
„Aye“, pflichtete Seonaid ihr bei. „Was habt Ihr dann getan?“ „Zunächst nichts. Ich musste mich weiterhin schlafend stellen, damit sie nicht merkten, dass ich von ihrem Plan wusste.“ „Oh, aye. "
„Doch sobald sich uns die Möglichkeit bot, sind wir geflohen. “ „Wir?“
„Meine Kammerfrau und ich.“
„Wo ist sie jetzt?“
„Nun, ich habe sie zu meinem Vater geschickt, um ihm zuzutragen, was geschehen ist. Wenn er erst von Camerons Vorhaben erfährt, wird er mir umgehend zu Hilfe eilen.“
„Was aber, wenn die Burschen sie erwischen, bevor sie Euren Vater erreicht?“
Besorgnis flackerte in Lady Helens Blick auf, ehe sie den Kopf schüttelte. „Das werden sie nicht. Ich habe vor unserer Flucht alle Pferde freigelassen.“
Seonaid und Aeldra sahen sich an, und Aeldra hob eine Braue. „Wie habt Ihr das angestellt? Ich kenne keinen Schotten, der tatenlos zusehen würde, wie Ihr Eure Sachen packt, die Pferde laufen lasst und
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