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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Plaids auf, die dort zurückgelassen worden waren. „Aye, aber eingebildet habe ich mir den Kerl nicht.“
    Mit finsterem Blick musterte der Bischof das Plaid. „Wo also ist er hin?“
    Blake ließ den Stoff fallen. „Könnte es hier so etwas wie einen geheimen Ausgang geben?“
    Die Stirn gerunzelt, ließ der Bischof den Blick über die Wände und Wandbehänge schweifen. „Mir ist keiner bekannt. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass sich hinter einem der Teppiche ein geheimer Durchgang verbirgt oder ...“
    Der Prälat brach ab, seine Augen wurden groß. Blake hob fragend eine Braue und folgte dem Blick des Bischofs zu einem Bildnis von der Kreuzigung Christi. Neugierig betrachtete er es, bis ihm aufging, was die Aufmerksamkeit des Bischofs erregt hatte. Sämtliche Wandteppiche reichten von der Decke bis zum Fußboden, und so auch dieser - fast zumindest. Der Behang endete knapp einen Zoll über dem Boden, was dem Umstand geschuldet war, dass er ein wenig von der Wand abstand. Unter der Kante lugten zwei Paar Stiefel hervor.
    Blake hob das Schwert und gab den anderen ein stummes Zeichen, ehe er auf den Teppich zuschlich. Dicht davor blieb er stehen und wartete, bis die übrigen Männer links und rechts von ihm Aufstellung genommen hatten. „Ihr da“, sagte er. „Kommt heraus.“
    Seonaid fluchte im Stillen. Sie hatte bereits befürchtet, dass das Versteck einer eingehenden Musterung nicht standhalten würde, aber nachdem sie die Tür zur Kapelle geschlossen hatte, war keine Zeit geblieben, nach einem anderen Schlupfwinkel zu suchen. Sie tauschte einen grimmigen Blick mit Aeldra und machte einen Schritt zur Seite, wodurch sie sich den Feinden halb zeigte und diese erstmals richtig in Augenschein nehmen konnte. Oder zumindest einen von ihnen, denn ihr Blick blieb an dem Mann hängen, der ganz vorne stand; die übrigen nahm sie gar nicht wahr. Der, der vorne stand, hätte einen jeden in seinen Bann geschlagen.
    Sie war Cameron nie begegnet, aber sollte der Bursche vor ihr tatsächlich Rollo sein, so war Gott wahrhaft großzügig gewesen, als er ihn erschaffen hatte. Sein Haar - das ihr schon zuvor aufgefallen war - war blond, wenngleich diese Beschreibung es nicht annähernd traf. Seine Mähne war ein wenig kürzer als die dunkle ihres Bruders und fiel ihm bis auf die Schultern. Die herrlichen hellen Locken glänzten und funkelten im Kerzenschein wie gesponnenes Gold. Nur ein Engel kann solches Haar sein Eigen nennen, dachte sie. Sein Gesicht war ebenso eindrucksvoll. Die großen Augen waren, soweit sich das im schummrigen Licht erahnen ließ, tiefblau, und wenn er blinzelte, streiften lange goldene Wimpern seine Wangen. Die gerade, kräftige Nase, die festen, vollen Lippen und der kurze, ebenfalls golden schimmernde Vollbart machten ihn zu dem schönsten Mann, den Seonaid je getroffen hatte. Fast erwartete sie, Flügel und einen Heiligenschein zu sehen, aber Engel, mutmaßte sie, hatten wohl kaum einen so wunderbaren Körper. Zumindest nicht die, die sie bislang auf Abbildungen gesehen hatte. Auf Gemälden und Wandbehängen war stets eine schwächliche, feingliedrige Sorte von Engeln dargestellt, und der Mann vor ihr gehörte eindeutig nicht dazu. Sie selbst war schon sechs Fuß groß, doch er überragte sie noch. Seine Schultern waren doppelt so breit wie die ihren, seine Oberarme vermutlich mindestens so dick wie ihre Oberschenkel. Und seine Beine waren gleichfalls muskulös und wohlgeformt, wie das kurze Plaid preisgab.
    Verdammt. Seonaid rief sich ins Gedächtnis, dass dieser Kerl Helen zu meucheln gedachte. Sie seufzte leise. Eine Nacht in seinem Bett wäre es fast wert zu sterben.
    Stirnrunzelnd musterte Blake das Wesen, das hinter dem Wandbehang hervorlugte. Die Kapelle lag im Halbdunkeln, und der  Schotte zeigte nur einen Teil seines Oberkörpers. Aber ein Arm und ein Auge genügten, um Blake zu sagen, dass er keinen Krieger vor sich hatte. Die Gestalt war schlank und auf geschmeidige Weise stark, aber ihr fehlte die Massigkeit, die einen echten Kämpfer auszeichnete. Der Bursche dort verdiente sich sein Brot nicht mit dem Schwert. Das hätte Blake schon dadurch klar sein müssen, dass der Schotte es vorgezogen hatte, sich zu verstecken, anstatt sich ihm im Kampf zu stellen. Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere, als auf seine Aufforderung nur Schweigen folgte.
    „Ich sagte, kommt heraus“, blaffte Blake und nahm eine bedrohliche Haltung an. Der Schotte schien unter den Worten

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