Das wilde Herz der Highlands
Kopf bedecken.“
„Oh.“ Verlegen fasste sich Schwester Blanche ans geschorene Haupt, doch Seonaid schob ihre Hand beiseite, legte ihr das Tuch um den Kopf und verknotete die Enden unter dem Kinn. Als sie zurücktrat und ihr Werk begutachtete, musste sie feststellen, dass es vor allem preisgab, wie wenig Ahnung sie von Putz und Mode hatte. Ungehalten vor sich hin murmelnd, zupfte sie hier und da und war erleichtert, als Lady Helen sie beiseitedrängte und sich der Aufgabe annahm. Als sie fertig war, betrachtete Seonaid die Schwester und nickte anerkennend.
„Also los. Wir müssen die Schwerter aus unseren Zellen holen und dann diesen Geheimausgang finden, von dem Ihr gesprochen habt.“
„Aus Euren Zellen?“ Schwester Blanche sah sie verwirrt an. „Aber die Mutter Oberin hat Euch die Schwerter doch weggenommen.“
„Wir haben sie uns zurückgeholt, und wir brauchen sie für die Flucht.“
„Nay, das ist zu gefährlich!“, wandte die Schwester ein. „Wollt Ihr uns etwa unbewaffnet auf den Weg schicken?“ Schwester Blanche kaute unglücklich auf ihrer Unterlippe. „Ich werde sie Euch holen.“
Seonaid schüttelte den Kopf. „Ich lasse nicht zu, dass Ihr Euer Leben für uns riskiert.“
„Es ist meine Schuld, dass Ihr überhaupt in Gefahr seid. Zudem werden sie es nicht wagen, Hand an eine Braut Christi zu legen.“
„Wie eine Schwester seht Ihr aber derzeit gar nicht aus, Schwester.“ Seonaid lächelte verhalten.
Erschrocken blickte Schwester Blanche an ihren Kleidern hinab. „Oh, stimmt, aber im Notfall könnte ich immer noch das hier abnehmen.“ Sie wies auf das Tuch um ihren Kopf. „Dann wüssten sie, dass ich Nonne bin.“
Seonaid öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, aber Schwester Blanche schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht mit Euch streiten. Ich hole die Schwerter, keine Widerrede.“
„Ich komme mit“, verkündete Lady Helen und hastete der Schwester nach, die auf die Tür zuschritt.
„Nay!“ Schwester Blanche drehte sich zu ihr um. „Das ist zu gewagt.“
„In Euren Kleidern würden sie mich doch gar nicht erkennen“, stellte Lady Helen heraus. „Vermutlich ist es für mich ungefährlicher als für Euch. Zudem, Schwester, könnt Ihr nicht zwei Schwerter auf einmal unter Eurem Rock verstecken.“
Da hatte sie natürlich recht, und Seonaid musste ein Grinsen unterdrücken, als Schwester Blanche betrübt nickte.
Seonaid ermahnte sie, geschwind und lautlos vorzugehen, und erklärte ihnen, wo sie die Schwerter finden würden. Sie brachte die beiden zum Ausgang und horchte, ob irgendjemand sich näherte, ehe sie die Tür öffnete und ihnen nachschaute, bis sie um die Ecke am Ende des Gangs bogen. Gerade wollte sie die Tür wieder schließen, als ein Laut vom anderen Ende des Korridors ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort stand der Mann, den sie vorhin gesehen hatte, der blonde Schotte. Er war just um die Ecke gekommen, als Helen und Schwester Blanche hinter der anderen verschwunden waren. Seonaid glaubte nicht, dass er die beiden erspäht hatte, aber sie selbst hatte er ganz sicher bemerkt.
Sie verfluchte ihr verdammtes Pech, schlug die Tür zu und fuhr herum, um Aeldra zu warnen.
Als Blake den betreffenden Korridor erreichte, verharrte er überrascht. Wie vorhin lag der Gang verlassen da - nur durch das Portal zur Kapelle lugte ein langhaariger Schotte. Allerdings schaute er in die andere Richtung, wodurch er ihnen den Rücken zuwandte. Neugierig sah auch Blake den Gang entlang und verpasste dadurch die Gelegenheit, einen Blick auf das Gesicht des Burschen zu erhaschen. Als die Tür jäh zugeschlagen wurde, wusste er, dass sie entdeckt worden waren.
Fluchend zog er sein Schwert und stürmte auf die Kapelle zu. Kenwick hatte aufgeholt und lief neben ihm her.
Fast erwartete Blake, die Tür verschlossen vorzufinden, und daher war er überrascht, als sie unter seinen Fingern nachgab. Das Schwert erhoben, stürzte er in den Raum. Aus den Augenwinkeln sah er, dass seine Gefährten ihm nachsetzten.
Kurz verharrten sie und schauten sich verblüfft um, denn nach wie vor war die Kapelle menschenleer.
„Niemand hier.“ Kenwick sah sich stirnrunzelnd um. „Was habt Ihr gesehen, das Euch zurückgetrieben hat?“
„Da stand ein Schotte in der Tür. Er hat mich bemerkt und die Tür zugeschlagen.“
„Hm.“ Wieder ließ Kenwick den Blick schweifen. „Nun, jetzt ist er jedenfalls nicht mehr da.“
Bei der ersten Bank blieb Blake stehen und hob eines der beiden
Weitere Kostenlose Bücher