Das wilde Herz der Highlands
Augen, herrliches blauschwarz schimmerndes Haar, wohlgeformter Körper. Aye , da war sie endlich, seine Braut. Und sie hatte Hosen an.
„Ich will Euch nichts Böses“, sagte er ruhig, als er ihre Aufmerksamkeit hatte.
„Ich Euch auch nicht“, erwiderte sie honigsüß, hob eines der Schwerter und ging auf ihn los.
Auf einen solch boshaften Angriff war Blake nicht gefasst gewesen, und zunächst war er vollauf damit beschäftigt, die Hiebe zu parieren. Als er schließlich erkannte, dass sie ihn im Kreis trieb, hatte sie die Stelle, an der Little George und die andere Frau rangen, beinahe erreicht. Ehe er einschreiten konnte, war sie bei Little George und verpasste ihm mit dem rechten Fuß einen kräftigen Tritt gegen das linke Bein. Mitfühlend zuckte Blake zusammen.
Little George ächzte vor Schmerz, ging zu Boden und gab die Frau frei, als er die Arme ausstreckte, um den Sturz abzufangen. Die zierliche Frau warf sich zur Seite, um nicht unter dem Gewicht des Riesen zermalmt zu werden, war jedoch blitzgeschwind wieder auf den Füßen und an der Seite der Dunkelhaarigen, um sich eines der Schwerter zu greifen.
„Was geht hier vor?“
Schwester Blanche und Lady Helen richteten sich schuldbewusst auf. Beide hatten an der Tür gespäht. Zwar waren sie Seonaids Anweisung nachgekommen und hatten die Kapelle verlassen, doch weiter als bis auf den Gang hinaus waren sie nicht bereit gewesen zu fliehen. Also hatten sie das Portal einen Spaltbreit geöffnet und verfolgt, wie Seonaid und Aeldra dem Mann im Plaid gegenübertraten. Die Frage nun ließ Blanche und Lady Helen herumfahren. Sie starrten der Mutter Oberin entgegen, die mit wehendem Habit den Gang entlang auf sie zuschritt.
„Ehrwürdige Mutter!“ Blanche sah sie entsetzt an und warf einen zerknirschten Blick zur Tür der Kapelle, ehe sie die Schultern straffte. „Schotten sind ins Kloster eingedrungen. Lady Seonaid und Lady Aeldra schlagen sie zurück.“
„Wie bitte?“ Missbilligend schaute die Mutter Oberin sie an. „Die Engländer solltet Ihr hereinlassen, nicht die Schotten. Herrgott, Blanche, was habt Ihr getan?“
„In der Tat, das fragt man sich“, warf Lady Helen bitter ein. „Die Antwort lautet: Sie hat auf Eure Weisung hin die Pforte geöffnet, sodass nun ein Haufen Männer über eben die Frauen herfällt, die sich innerhalb dieser heiligen Mauern Eurem Schutz anvertraut haben.“
Elizabeth erstarrte ob der vorwurfsvollen Worte und sah Blanche anklagend an. Steif trat sie an die Tür, riss sie auf und verschaffte sich einen Überblick über das Gefecht, das da im Herzen ihres Klosters tobte. Ein Hüne von einem Mann hatte sich soeben aufgerappelt und kam einem Krieger im Plaid im Kampf gegen Lady Seonaid und Lady Aeldra zur Hilfe.
„Was ist hier los? Dies ist ein Haus Gottes! Wie könnt Ihr es wagen, Euch hier zu schlagen, als sei es eine Schenke?“
Der schrille Schrei ließ Seonaid ebenso wie die anderen Kämpfenden innehalten. Ohne sich von ihren beiden Gegnern abzuwenden, warf sie der Äbtissin aus den Augenwinkeln einen verächtlichen Blick zu. „Wenn Ihr dem Teufel das Tor öffnet, wundert Euch nicht über sein Erscheinen“, stieß sie gereizt aus. „Ihr habt befohlen, die Pforte zu entriegeln, also jammert nun nicht darüber, dass der falsche Freier hereinspaziert ist und wir Lady Helen davor schützen müssen, gemordet zu werden.“ Eindringlich musterte Elizabeth die beiden bewaffneten Männer und bemerkte sowohl die schottische Bekleidung des ansehnlicheren Blonden als auch die englische des Riesen. Auch entging ihr nicht, dass beide verwirrt über Lady Seonaids Worte schienen. „Woher wollt Ihr wissen, dass es Camerons Leute sind?“, rief sie. „Einer von ihnen trägt englische Kleider.“ Seonaid betrachtete den größeren der beiden Männer. Er trug tatsächlich englische Kleidung. Das war ihr in der Hitze des Gefechts entgangen.
„Einer hingegen trägt ein Plaid“, wandte sie ein und lächelte die selbstherrliche Frau in der Tür höhnisch an. „Aber vielleicht habt Ihr recht. Zwar hätte ich nie gedacht, je einen englischen Lump in schottischer Gewandung zu sehen. Doch ebenso hätte ich mir nie träumen lassen, je einer Äbtissin zu begegnen, die wie Ihr so wenig auf ihren Gott und ihre Schutzbefohlenen gibt, dass sie Letztere den Wölfen zum Fraß vorwirft.“
Die Mutter Oberin wurde erst rot und dann blass, als sie den Blick über Seonaids Schulter hinweg richtete. Neugierig wandte Seonaid sich um und
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