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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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genug zu tun. Ich dachte, die beste Lösung wäre eine Pflegefamilie – eine Bekannte von mir, die viel reisen mußte, hatte ihren Sohn so untergebracht. Aber es war nicht so leicht, jemanden zu finden, der bereit war, ein Kind wie Maria aufzunehmen. Ich suchte über eine Agentur – es meldeten sich Dutzende von Frauen, aber den meisten ging es natürlich nur ums Geld. Dann hat die Agentur Annie Fowler für mich aufgetrieben. Als ich sie sah, wußte ich sofort, daß sie für Maria die Richtige war. Ich habe dann das Häuschen hier gekauft, Maria aus dem Waisenhaus geholt und hierhergebracht. Und du wirst es nicht glauben, aber sobald sie aus dem gräßlichen Heim raus war, entwickelte sie sich wunderbar.« Maia lächelte bei der Erinnerung. »Ich bin ab und zu hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ich habe mir immer noch eingebildet, daß ich die Besuche lassen könnte, wenn ich wüßte, daß sie hier gut aufgehoben war. Daß ich sie dann einfach vergessen könnte. Aber da habe ich mich getäuscht.«
    Es war still. Der Regen rann an den Fensterscheiben herunter, und köstlicher Duft nach frischgebackenem Kuchen zog durch das Haus.
    »Und jetzt hast du mich hierhergebracht«, sagte Robin langsam, »um mir zu erklären, daß du Hugh nicht heiraten konntest, weil er dann von Maria erfahren hätte?«
    »So ungefähr.«
    »Du hast gedacht, er würde dich dafür verurteilen, daß du nicht imstande warst, dein Kind anzuerkennen?«
    »Ja. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er dafür Verständnis aufbringen würde.«
    »Aber vielleicht hätte er es doch verstanden«, entgegnete Robin. Eingedenk Hughs absoluter Ehrlichkeit und Geradlinigkeit war sie allerdings nicht gewiß.
    »Das wäre ziemlich viel verlangt gewesen, meinst du nicht? ›Ach, übrigens, Hugh, es macht dir doch hoffentlich nichts aus, daß ich meinen Mann ermordet habe und sein Kind heimlich zur Welt gebracht habe?‹« Maia lächelte nicht. »Glaubst du nicht, Robin, daß unter einer solchen Belastung unsere Ehe von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre? Glaubst du nicht, daß die Sünden der Vergangenheit immer auch in die Gegenwart und die Zukunft ausstrahlen?«
    Robin schwieg.
    »Und außerdem hätte er mich vielleicht bemitleidet. Und das hätte ich überhaupt nicht aushalten können.« Maias Gesicht war traurig. »Im übrigen wollte Hugh Kinder.«
    »Ja, er konnte gut mit Kindern umgehen. In der Schule konnte er die Dümmsten dazu bringen, daß sie ihr Abschlußexamen schafften.« Robin sah Maia an. »Aber nach der schweren Entbindung mit Maria wolltest du so etwas nicht noch einmal erleben?«
    »Allein schon der Gedanke erschreckte mich. Die Entbindung war eine solche – eine solche Verletzung. In einer guten Klinik mit erfahrenen Ärzten wäre es vielleicht anders gewesen. Man hat mir allerdings gesagt, daß ich zu schmal gebaut bin.« Maia schnitt eine Grimasse und sah an sich hinunter. »Ich habe kein Babybecken. Aber das allein war es nicht.«
    Sie stand aus ihrem Sessel auf und trat ans Fenster. Robin hörte, wie sie tief Atem holte.
    »An dem Tag, an dem dein Vater seinen fünfundsechzigsten Geburtstag feierte, war ich in London in der Harley Street bei einem Spezialisten. Ich wollte Maria untersuchen lassen. Annie Fowler war mit ihr am Abend vorher gekommen und wohnte mit ihr in einem Hotel. Ich habe sie im Hotel abgeholt und bin mit ihnen in die Klinik gefahren. Weißt du, ich war vorher nie mit Maria bei einem Arzt gewesen, um feststellen zu lassen, ob ihre Behinderung erblich ist. Ich konnte mich dem wahrscheinlich nicht stellen: Und da ich für Kinder nie viel übrig gehabt habe und auch keine haben wollte, hielt ich es im Grund nicht für nötig. Ich hatte immer gedacht …« Maia sprach nicht weiter.
    »Was hast du immer gedacht, Maia?«
    »Daß Maria ihre Krankheit von mir hatte – aufgrund einer Veranlagung, die ich besaß, oder vielleicht auch aufgrund dessen, was Vernon mir angetan hatte. Und als ich dann nach Vernons Tod dauernd glaubte, ihn zu sehen … das war für mich nur die Bestätigung. Wahnsinn, verstehst du. Und mein Vater muß auch wahnsinnig gewesen sein, nicht wahr, daß er sich das Leben genommen hat?« Sie lachte. Es klang schrecklich, so hohl und bitter. »Drei Generationen, Robin. Kannst du dir vorstellen, was für Mißgeburten ich noch in die Welt gesetzt hätte? Was für prächtige Söhne ich dem armen Hugh vielleicht beschert hätte?«
    Sie schwieg einen Moment, dann setzte sie hinzu: »Ich

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