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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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in den Westen ausgereist war.
    Anke schluchzte wegen Katrin laut auf und riss mich aus meinen Gedanken. Sie war das Hier und Jetzt: Anke! Und nur Anke! Das war meine Bestimmung. Hoffentlich.
    Jetzt musste ich nur noch die Gewissheit haben, dass sich das alles gelohnt hatte. Ich legte vorsichtig meinen Arm um ihre Schulter. Sie kuschelte sich an mich, und ich versteckte mein Gesicht in ihren Haaren, die so wunderschön nach Sommer rochen. Und nach Haarfärbemittel. Wir starrtenabwesend auf das Wasser, in dem sich der Mond spiegelte und auf die Lichter vom gegenüberliegenden Ufer. Irgendwann schauten wir uns etwas länger als sonst in die Augen. Ich war nicht das erste Mal verliebt, aber das hier schien mir irgendwie anders, stärker. Ich nahm ihr Gesicht vorsichtig in meine beiden Hände und gab ihr einen Kuss auf den Mund.
    Sie erwiderte ihn, aber nur kurz, löste sich dann behutsam aus meiner Umarmung und stand auf. »Es ist schon spät, und du musst morgen lange Auto fahren«, sagte sie.
    »Na ja …«, brachte ich nur heraus und wusste nicht, ob das jetzt eine Einladung in ihren Schlafsack war oder einfach nur eine nüchterne Feststellung.
    An der Stelle unter den Bäumen standen noch beide Zelte, denn Andi hatte es unauffälliger gefunden, bis zum Schluss den Anschein zu erwecken, dass wir zu viert seien. Man wusste ja nie, wer hier noch so aus der Zone Urlaub machte.
    »Gute Nacht!« Anke sagte das sehr freundlich. Sie streichelte kurz meine Wange und verschwand in ihrem Zelt. Etwas unbefriedigt starrte ich auf den Reißverschluss ihres Zelteinganges, der sich langsam schloss.
    »Okay. Alles zu seiner Zeit«, sagte ich leise zu mir. Ein bisschen rummachen wäre schon nett gewesen, aber vielleicht sollte ich das mit Anke etwas langsamer angehen, damit es umso schöner wird.
    Ich ging zu unserem Campingtisch und fand darunter in der Kühlbox noch ein lauwarmes Bier. Auf dem Zeltplatz war totale Stille, man konnte sich fast einbilden, alleine hier zu sein. Nur die Grillen zirpten ohne Pause. Die Nacht warextrem heiß, und in dieser Hitze würde ich sowieso nicht pennen können. Ich holte meinen Schlafsack aus dem Zelt und legte mich mit dem Bier auf die Wiese. Eine ganze Weile schaute ich in den dunklen, sternenklaren Himmel und den Sternschnuppen hinterher.
    Bin ich nun mit Anke zusammen? Waren ihre Umarmungen und der Kuss in diese Richtung zu interpretieren? Bloß nicht so was morgen direkt fragen, das war ja wie im Ferienlager. Irgendwie musste ich es aber rauskriegen, das war ja sonst nicht auszuhalten. Mein Gott, war ich unzurechnungsfähig – und das von einem Bier? Und was, wenn das mit ihr nichts wird?
    Während ich weitergrübelte und langsam müde wurde, hörte ich den Reißverschluss von Ankes Zelt. Ich blickte zu ihr rüber, und sie kam mit ihrem Schlafsack unterm Arm rausgekrochen. Sie trug ein übergroßes weißes T-Shirt als Nachthemd und hatte einen traurigen Gesichtsausdruck, der mir zu verstehen gab, dass sie nicht zum Knutschen zu mir kam, sondern einfach nur nicht alleine sein wollte. Schweigend legte sie sich neben mich auf die Wiese in ihren Schlafsack und kuschelte sich an mich. Keiner von uns beiden rührte sich und so schliefen wir irgendwann ein.
    Die Sonne weckte mich und außerdem der Krach, den diese unmöglichen Camper machten, die auch im Urlaub so zeitig aufstanden, als würden sie zur Frühschicht gehen. Das waren einfach keine Genussmenschen, und ich nahm mir fest vor, niemals so zu werden wie sie. Wieso fuhren die überhaupt in den Urlaub?
    Verschlafen öffnete ich die Augen und sah, dass Ankeschon aufgestanden war und ihre Tasche packte. Die Romantik und Melancholie des Vorabends waren verschwunden, und auch ich stand auf und begann, geradezu mechanisch unser Zeug in dem Warti zu verstauen.
    »Was machen wir mit dem zweiten Zelt und dem anderen Kram, den Andi und Katrin zurückgelassen haben?«, fragte Anke irgendwann.
    »Wenn sie uns bei der Einreise kontrollieren, könnte das blöde Fragen geben«, antwortete ich.
    Wir schmissen alles in den Müllcontainer, was nicht zur Campingausstattung eines Pärchens gehörte und machten uns schließlich auf den Heimweg. Anke hatte ihren Kassettenrekorder auf die leere Rückbank gelegt, und wir hörten das Tape von The Cure, das sie sich in Siófok gekauft hatte.
    Wir fuhren schon gut eine Stunde, als ich es nicht mehr aushielt und sie fragte: »Sag mal Anke, ich überlege die ganze Zeit, ob deine Gefühle für mich jetzt mehr so wie

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