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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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meinen Gedanken.
    »Ja, zwei Löffel. Und mit Milch, bitte.«
    Eine große Fensterfront gab den Blick auf den Rhein und das nächtliche Düsseldorf frei. In der Ferne konnte ich einen riesigen Fernsehturm sehen. Sah fast so aus wie der in Stuttgart. Ich wühlte in ihrem CD-Stapel. Ganz oben lag eine von Chris Isaak. Der versuchte optisch einen auf Elvis zu machen, wie es schien. Oder auf Morrissey. Na ja. Wie konnte Anke nach so viel gutem New Wave ausgerechnet so was hören? Weiter unten entdeckte ich die »Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me« von The Cure und legte sie in den Player.
    Ich setzte mich auf ihr großes Sofa und schaute aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Verrückt. Total verrückt.
    Anke kam mit zwei Kaffeepötten in der Hand ins Zimmer und setzte sich neben mich. Mir fiel ihre Bemerkung von vorhin wieder ein. »Wieso dachtest du eigentlich, du würdest mich auf dem Konzert treffen? Also, ich muss gestehen, ich hatte nicht mit dir gerechnet. Zumal The Smiths oder Morrissey doch nie so deine Musik waren. Für dich gab es doch nur, hier … Robert Schmidt.« Ich deutete mit meinem Kaffeepott Richtung Hifi-Anlage.
    »Tja, das ist etwas kompliziert. Halt mich bitte nicht für verrückt, aber ich … Ich hatte mir einfach gewünscht, dich mal wieder zu sehen.« Sie stockte abermals. »Was hast du denn so gemacht, in den letzten Monaten?«, fragte sie.
    »Also, nachdem du weg warst, hatte ich erst mal einige Zeit auf deinen Anruf gewartet.« Ich sagte es ironisch, um die Stimmung nicht zu vermiesen. »Aber dein Versprechen war aus DDR-Zeiten, und die DDR ist ja so gut wie verschwunden. Darum gilt dieses Versprechen wohl auch nicht mehr, denke ich. Aber mich gibt es immer noch.« Ich weiß nicht, weshalb ich das sagte, denn ich wollte sie nicht in Erklärungsnöte bringen. Möglicherweise wusste sie gar nicht, dass ich damals so wahnsinnig verliebt in sie gewesen war. Woher auch? Ob ich es ihr sagen sollte? Jetzt? Vielleicht später.
    Anke schaute etwas verlegen. »Weißt du, die Sache ging damals einfach zu schnell. Mein Vater hatte alles geplant und mich dann einen Tag vorher vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hatte ein Jobangebot von einer Klinik hier im Ruhrpott. Ich konnte dir am Telefon nichts sagen, weil die Stasi doch bestimmt alles abgehört hatte. Nicht mal Katrin wusste was vorher, ehrlich.« Während sie sprach, blickte sie mir in die Augen auf eine Art, dass ich um meine lässige Fassade fürchtete. »Wäre ich in Leipzig geblieben, hätte ich mit der Stasi garantiert tierischen Ärger bekommen. Es konnte doch keiner ahnen, dass die Mauer ein paar Monate später auf ist.« Sie hielt inne und trank von ihrem Kaffee. »Wann bist du überhaupt rüber?«
    »Gleich am 10. November. Was ist eigentlich aus eurem Haus in der Siedlung geworden?« Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihr lösen.
    »Anfang des Jahres sind meine Eltern noch mal nach Leipzig gefahren. Die Stasi musste kurz nach unserer Flucht im Haus gewesen sein, die hatten fleißig ausgeräumt, aber meinen Vater noch nicht aus dem Grundbuch gestrichen. Wahrscheinlich kamen sie bei den Massen nicht hinterher. Jetzt haben meine Eltern das Haus vermietet. Stell dir vor, die Stasi hatte sogar meinen Kassettenrekorder und meine Schallplatten mitgenommen.«
    »Nicht zu fassen«, sagte ich und trank einen großen Schluck Kaffee. »Hast du dich mal wieder mit den anderen getroffen, also mit Andi und Katrin?«, fragte ich sie.
    »Nein, aber ich habe jetzt die Telefonnummer von ihrer Mutter bekommen. Vielleicht rufe ich sie mal an.«
    Wir saßen jeder in einer Ecke des Sofas aber ich bemerkte, dass sich unsere Beine die ganze Zeit ein wenig berührten. Obwohl ich innerlich aufgewühlt war, führte ich die scheinbar belanglose Konversation fort: »Und, studierst du Medizin?«
    »Ja, aber ich weiß noch nicht, ob ich es vielleicht hinschmeiße. Ist gerade alles etwas kompliziert. Was machst du denn, immer noch Gärtner?«
    »Ja, und es ist auch noch okay. Die Kohle stimmt. Ewig mach ich das aber nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, damit alt zu werden.« Während ich sprach, sah ich immer wieder Anke an und fand, dass sie von ihrer Schönheit nichts verloren hatte, auch wenn sie sich nicht mehr so New-Wave-mäßig gab. War ich eigentlich noch in sie verliebt? Oder verliebte ich mich gerade wieder? Oder war ich vielleicht doch einfach nur scharf auf sie? Ich war neunzehn Jahre alt, wie sollte ich das unterscheiden?
    »Wieso hast du dir die Haare blond

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