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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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geöltem Tropenholz, die am Pool stand. Ich nickte, zog meine Arbeitshandschuhe aus, behielt sie aber in der Hand, ebenso die kleine Heckenschere. »Setzen wir uns«, sagte er und nahm auf der Bank Platz, ich auf einem Stuhl ihm gegenüber. Er beugte sich nach vorn, offenbar um eine etwas vertrauliche Gesprächsatmosphäre herzustellen. »Ich weiß Bescheid über Sie und meine Frau. Elisabeth hat mir alles erzählt.« Herr Albrecht wirkte ganz entspannt und schaute mich an. Dann lehnte er sich zurück und machte es sich bequem.
    Ich blickte mich unauffällig um. Von Elisabeth keine Spur. Hatte er sie aus Eifersucht bereits im Haus mit einem Küchenmesser erstochen, hatte der laute Rasenmäher ihre Schreie übertönt, und sollte ich der Nächste sein? Ausgerechnet heute war ich auch noch ohne Miro hier. Niemand, der mich retten konnte vor diesem offensichtlich völlig durchgeknallten Rechtsanwalt. Ich versuchte es erst mal mit der ahnungslosen Tour. »Entschuldigung, ich verstehe nicht. Worum geht es? Sind Sie mit der Blumenauswahl im Beet vor dem Haus nicht zufrieden?«
    Er lachte kurz und machte eine Handbewegung, um mir das Wort abzuschneiden. »Mein Lieber Herr … Herr …«
    »Blumenstrauß«, ergänzte ich zögerlich.
    »Herr Blumenstrauß. Heißen Sie wirklich so? Ich will Sie nicht lange im Unklaren lassen. Sie und meine Frau haben seit einigen Wochen eine Affäre und haben mir damit die Möglichkeit gegeben, mich von Elisabeth scheiden zu lassen, ohne finanzielle Einbußen.« Herr Albrecht sprach über die Angelegenheit, als ginge es um ein Geschäft. »Sie kennen doch sicher diese Eheverträge mit den verschiedenenKlauseln und so weiter und so fort, ich will Sie damit nicht langweilen. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar, ehrlich. Damit regeln sich einige Angelegenheiten zu meiner vollsten Zufriedenheit, und ich wollte Ihnen nur sagen, sollte ich mich irgendwann revanchieren können, dann melden Sie sich. Einen guten Rechtsanwalt braucht man doch immer mal, nicht wahr?«
    Ich schaute ihn verständnislos an. Herr Albrecht war aufgestanden, und ich war darauf gefasst, dass er jetzt versuchen würde, mich in den Pool zu stoßen oder etwas in der Art. Aber er lachte nur trocken und ging langsam die Treppe hoch zum Haus. Wie versteinert saß ich auf dem Stuhl und kam mir plötzlich außergewöhnlich bescheuert vor.
    Nachdem Herr Albrecht im Haus verschwunden war, stand ich auf und ging wieder zu den Himbeersträuchern, schließlich war ich zum Arbeiten hier, und je eher ich fertigwürde und hier wegkam, desto besser. Ich hörte, wie sein Wagen vom Grundstück fuhr.
    Plötzlich stand Elisabeth neben mir. Also lag sie doch nicht umgeben von einer riesigen Blutlache tot in der Küche. Zum Glück. Wir schauten uns an, und keiner wusste so recht, was er sagen sollte.
    »Du hast ja einen durchgeknallten Mann«, durchbrach ich das Schweigen.
    »Einen arbeitsgeilen, durchgeknallten Mann«, ergänzte Elisabeth und fasste nach meiner Hand. Sie hatte nichts von ihrer Leichtigkeit verloren, schien mir. »Eigentlich ist es so ganz gut«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Mir geht dieses Leben hier sowieso auf den Keks.« Elisabeth schauteüber die Wiese und dann wieder in meine Augen. »Meine Großeltern haben mir in Italien ein Haus an der Küste vererbt, dort ziehe ich erst mal hin. Da wollte ich immer schon mal für länger bleiben. Nicht nur ein paar Tage im Jahr.«
    Italien. Ganz schön weit weg. Wollte Elisabeth etwa unsere Liaison beenden? »Wann fährst du los?«, fragte ich zögerlich und hatte auf einmal Schiss vor ihrer Antwort.
    »Morgen. Ich habe schon gepackt.« Sie hielt immer noch meine Hand. »Hast du schon Urlaubspläne?«

13. True Faith
    Das Datum war im Kalender dick angekreuzt. Morrissey, der Sänger meiner Lieblingsband The Smiths, gab in der Düsseldorfer Philipshalle sein einziges Deutschlandkonzert, und ich würde dabei sein. Nichts und niemand konnten mich jetzt noch davon abhalten. Ich machte mich schon vormittags auf den Weg, aber die knapp vierhundert Kilometer wollten an diesem verregneten Augusttag einfach nicht enden. Ich wurde immer aufgeregter. Morrissey hatte mir so oft aus der Seele gesprochen, also eigentlich natürlich gesungen – von Herzschmerz und dem ganzen Kram, und heute sollte ich ihm leibhaftig gegenübertreten. Na ja, wir würden jedenfalls zusammen in einem Raum sein – und dieselbe Luft atmen!
    Unvergessen bleibt unsere erste Begegnung: 4. Mai 1984, ein Samstag. Ich war

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