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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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hinaus. Ersttäter?« Ich nickte. »In diesem Fall tippe ich auf Bewährung oder Geldstrafe. Haftstrafe ist eher unwahrscheinlich. Bei Ihnen würde außerdem noch das Jugendstrafrecht angewendet werden können. Sie sind doch noch unter einundzwanzig, oder?«
    Elisabeth kam aus dem Haus mit drei Espressotassen und Wassergläsern auf einem Tablett. Herr Albrecht drehte sich zu ihr um und rief: »Stell dir vor, in Stuttgart baut ein Gärtner illegal Cannabis an. Und nun ist ihm die Polizei auf den Fersen. Wer wird das wohl sein?« Elisabeth schaute erstaunt und zugleich belustigt zu mir rüber, und ich merkte, dass ich rot wurde.
    »Hat die Polizei schon Beweise sichergestellt?«, fragte mich Herr Albrecht, während er an seiner Tasse nippte.
    »Nein, da wird auch nichts mehr zu finden sein. Es gibt nur die Aussage eines Dealers.«
    »Gut, das klingt schon mal nicht so schlimm.« Herr Albrecht war wieder aufgestanden. »Sie haben meine Nummer vom Büro?«, fragte er, und ich nickte. »Super. Im Allgemeinen werden solche Ermittlungen irgendwann eingestellt, wenn sich keine neuen Verdachtsmomente ergeben.Bis dahin heißt es Kopf einziehen. Und wenn es doch mal zu einer Vorladung wegen einer Zeugenbefragung oder so etwas kommen sollte: Nicht hingehen, denn dazu sind Sie nicht verpflichtet. Rufen Sie mich an. Alles klar? Super.« Er nahm seine Aktentasche und verabschiedete sich. »Ich muss morgen wieder in der Kanzlei in München sein. Macht’s gut, ihr beiden.« Elisabeth brachte ihn noch zu seinem Wagen.
    Ich saß allein an dem Tisch auf der Terrasse und schaute gebannt auf das Wasser. Mit dem hätte ich nicht in einem Haus übernachtet. Ich hörte Elisabeth schon von weitem zurückkommen, weil der Kies unter ihren Schuhsohlen knirschte. Sie setzte sich wortlos in einen Stuhl und schaute mich an. Ihr Blick war selbstbewusst und verunsichernd schön.
    »Was hat dein Mann, ich meine, dein Ex-Mann denn hier gemacht? Seid ihr etwa wieder …«, fragte ich in die Stille.
    »Nein, nein. Es ging nur noch um ein paar Unterschriften wegen der Scheidung. Sag mal, bist du ohne Gepäck hier, oder willst du etwa nicht über Nacht bleiben?«
    »Doch, sehr gerne. Meine Tasche ist noch unten im Bus«, antwortete ich.
    »Was hat das denn mit dem Cannabisanbau auf sich?«, fragte mich Elisabeth, und ich erzählte ihr von der Hanfplantage auf meinem Dachboden, von Double Trouble und von den Drogenbullen. Elisabeth musste immer wieder lachen und erzählte, dass sie früher auch mal gekifft hätte, selbst ihr Mann, also Ex-Mann. Von Anke erzählte ich nichts. Anke wollte ich hier vergessen. Anke passte nicht in diesen Moment.
    Elisabeth war durch eine große Glastür im Haus verschwunden und rief mir von drinnen etwas zu. Ich folgte ihr in eine große Wohnküche. »Hast du Hunger? Ich wollte mir gerade Pasta machen. Machst du mal den Wein auf ?« Elisabeth reichte mir eine Flasche rüber und hantierte geschäftig in der Küche. Ich lehnte an der Wand und überlegte, ob außer meiner Mutter überhaupt schon mal jemand für mich gekocht hatte. Das Pizzaaufbacken bei Andi und Katrin zählte ja wohl nicht.
    Nach dem Essen saßen wir uns am Tisch schweigend gegenüber und lauschten in die abendliche Stille. Leichter Wind wehte vom Wasser herüber und brachte die Blätter an den Bäumen zum Rascheln, was sich mit dem Meeresrauschen zu einem unglaublichen Sound vermischte, den ich noch nie zuvor gehört hatte.
    Keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte, aber die Sonne schien hell ins Zimmer. Elisabeth war schon aufgestanden, ich hörte sie unten in der Küche. Ein Radio spielte klassische Musik. Das Zimmerfenster ging bis zum Fußboden, und man konnte im Liegen aufs Meer sehen. Ich freute mich auf die kommenden Tage. Hier konnte man alles andere ausblenden, und ich hatte schon damit angefangen.
    Auf der Terrasse stand ein reich gedeckter Frühstückstisch. Elisabeth hatte ein großes hellblaues Hemd an und trank Kaffee.
    »Guten Morgen, schöne Frau«, sagte ich verschlafen und setzte mich. Elisabeth lächelte und ich lächelte. Und die Sonne lächelte auch.
    »Wenn du Lust hast, zeige ich dir nachher ein wenig die Gegend«, sagte Elisabeth.
    Mit ihrem weißen Saab fuhren wir in die nahe gelegenen Berge. Im Radio lief dieser Italo-Pop, zu dem wir schon vor Jahren in der Disco getanzt hatten. Ich fand im Handschuhfach eine Sonnenbrille, wahrscheinlich von ihrem Ex-Mann, und setzte sie auf. »Die steht dir«, sagte Elisabeth, nachdem sie kurz

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