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Das Wirken der Unendlichkeit

Das Wirken der Unendlichkeit

Titel: Das Wirken der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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was ihnen die Unendlichkeit vorsetzt, als Herausforderung. Eine Herausforderung ist eine Herausforderung. Sie ist nichts Persönliches. Man kann sie nicht als Fluch oder Segen betrachten. Entweder siegt ein Krieger-Wanderer, oder die Herausforderung vernichtet ihn. Es ist jedoch aufregender zu gewinnen. Also gewinne!«
    Ich erklärte, er oder ein anderer könne so etwas gut sagen, aber das alles durchzuhalten sei eine ganz andere Sache. Für meine Nöte gebe es keine Lösung, denn sie hätten ihre Ursache in der Unfähigkeit meiner Mitmenschen, sich widerspruchsfrei zu verhalten. »Es ist nicht der Fehler der Leute um dich herum, es ist dein Fehler«, sagte er. »Sie können nicht anders. Der Fehler liegt bei dir, denn du kannst anders, aber du bestehst darauf, auf einer tiefen Ebene der Stille über sie zu urteilen. Jeder Dummkopf kann andere verurteilen. Wenn du sie verurteilst, erlebst du sie nur von ihrer schlechtesten Seite. Wir Menschen sind alle Gefangene, und es ist das Gefängnis, das uns dazu bringt, uns so erbärmlich zu verhalten. Die Herausforderung besteht für dich darin, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind! Laß die Leute in Ruhe.«
    »Aber diesmal irrst du dich völlig, Don Juan«, widersprach ich. »Glaub mir, ich habe überhaupt kein Interesse daran, über sie zu urteilen oder mich in irgendeiner Weise mit ihnen einzulassen.«
    »Du verstehst überhaupt nicht, wovon ich rede«, sagte er mit Nachdruck. »Wenn dir nicht bewusst ist, daß du über die Leute urteilen willst«, fuhr er fort, »dann bist du in einem noch schlimmeren Zustand, als ich dachte. Das ist der Fehler der KriegerWanderer, wenn sie ihre Reise wiederaufnehmen. Sie werden sofort überheblich.« Ich gab zu, daß meine Beschwerden überaus kleinlich waren. Soviel wusste ich. Ich sagte, ich sei mit alltäglichen Ereignissen konfrontiert, welche die unangenehme Eigenschaft hätten, meine ganze Entschlossenheit zu untergraben, und es sei mir peinlich, mit Don Juan über die Vorfälle zu sprechen, die mir so schwer auf der Seele lasteten.
    »Komm schon«, drängte er, »heraus damit! Hab keine Geheimnisse vor mir. Ich bin ein leeres Rohr. Alles was du mir sagst, wird in die Unendlichkeit geleitet.« »Meine Beschwerden sind alle jämmerlich«, sagte ich. »Ich bin genau wie alle Leute, die ich kenne. Es ist unmöglich, mit einem meiner Bekannten zu reden, ohne daß er sich offen oder versteckt beklagt.« Ich berichtete Don Juan, daß es meinen Freunden gelang, in den einfachsten Gesprächen zahllose Beschwerden unterzubringen, zum Beispiel in einem Dialog wie dem folgenden: »Wie geht’s, Jim?« »Oh, gut, gut, Cal.« Es folgt ein langes Schweigen.
    Ich fühle mich verpflichtet zu fragen: »Ist irgend etwas, Jim?«
    »Nein! Es ist alles bestens. Ich habe ein kleines Problem mit Mel, aber du weißt ja, wie Mel ist - ein egoistischer, beschissener Typ. Na ja, man muss seine Freunde nehmen, wie sie sind, stimmt doch, oder? Natürlich könnte er ein klein bißchen rücksichtsvoller sein. Aber na ja, er ist nun einmal, wie er ist. Er stellt dich immer vor die Entscheidung - nimm mich, wie ich bin, oder laß mich in Ruhe. Das tut er, seit wir zwölf waren, also ist es wirklich meine Schuld. Warum zum Teufel muss ich mir das überhaupt gefallen lassen?« »Weißt du, du hast recht, Jim. Mel ist sehr schwierig, ja. Ja gewiß!«
    »Da wir schon von beschissenen Leuten reden, Cal, du bist nicht besser als Mel. Ich kann mich nie auf dich verlassen«, und so weiter.
    Eine andere klassische Unterhaltung war für mich: »Wie geht es dir, Alex? Wie ist es, plötzlich verheiratet zu sein?«
    »Oh, großartig. Zum ersten Mal esse ich rechtzeitig und zwar Selbstgekochtes, aber ich werde dick. Ich habe nichts zu tun, außer fernsehen. Früher bin ich mit den Jungs ausgegangen, aber jetzt ist das richt mehr drin. Theresa läßt mich nicht. Natürlich könnte ich ihr sagen, sie kann mich mal, aber ich will sie nicht verletzen. Ich bin zufrieden, aber ich fühle mich beschissen.« Alex hatte vor seiner Heirat ein sehr trauriges Bild geboten. Wann immer er zufällig seine Freunde traf, machte er denselben abgedroschenen Witz: »He, komm mit zu meinem Wagen. Ich will dich mit meiner Kleinen bekannt machen.«
    Er freute sich diebisch über unsere enttäuschten Erwartungen, wenn wir sahen, daß er eine Hündin in seinem Wagen hatte. Er stellte seine >Kleine< allen seinen Freunden vor. Wir konnten es deshalb nicht fassen, als er Theresa, eine

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