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Das Wirken der Unendlichkeit

Das Wirken der Unendlichkeit

Titel: Das Wirken der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Brise. Die Sonne stand hinter dem Haus in unserem Rücken. Ihr verblassendes Licht brachte in den großen Bäumen hinter dem Haus wundervolle Grüntöne hervor. Um Don Juans Haus und in der Umgebung standen riesige Bäume, die den Blick auf die Stadt verdeckten, in der er lebte. Das vermittelte mir immer den Eindruck, in der Wildnis zu sein - einer anderen Wildnis als die Wüste von Sonora, aber trotzdem eine Wildnis.
    »Heute wollen wir uns über ein sehr wichtiges Thema der Zauberei unterhalten«, sagte Don Juan unvermittelt. »Und wir werden damit beginnen, daß wir über den Energiekörper sprechen.«
    Er hatte mir den Energiekörper unzählige Male als ein Konglomerat von Energiefeldern beschrieben, das Spiegelbild des Konglomerats von Energiefeldern, die den physischen Körper bilden, wenn er als Energie gesehen wird, wie sie im Universum fließt. Er hatte gesagt, der Energiekörper sei kleiner, kompakter und wirke massiger als die leuchtende Kugel des physischen Körpers. Don Juan hatte erklärt, daß der Körper und der Energiekörper zwei Konglomerate von Energiefeldern seien, die eine seltsame, verbindende Kraft zusammenfüge. Er hob immer wieder hervor, die Kraft, der zu verdanken ist, daß sich die Gruppen von Energiefeldern aneinander binden, sei nach den Erkenntnissen der altmexikanischen Zauberer die geheimnisvollste Kraft des Universums. Seiner Vermutung nach handelt es sich dabei um die reine Essenz des gesamten Kosmos, die Summe all dessen, was existiert.
    Er behauptete, der physische Körper und der Energiekörper seien im Bereich des Menschen die einzigen Energiekonfigurationen, die im Miteinander ein Gegengewicht bilden. Deshalb erkannte er keinen anderen Dualismus als den Dualismus dieser beiden an. Der Dualismus von Körper und Bewusstsein, von Fleisch und Geist war für ihn nichts als eine vom Verstand hergestellte und von ihm ausgehende Verbindung ohne jede energetische Grundlage.
    Don Juan sagte, durch Disziplin sei es jedem Menschen möglich, den Energiekörper näher an den physischen Körper heranzubringen. Normalerweise sei der Abstand zwischen beiden sehr groß. Befinde sich der Energiekörper erst einmal in einem gewissen Abstand, der individuell verschieden groß sei, könne jeder ihn durch Disziplin zu einer genauen Kopie des physischen Körpers formen, das heißt, zu einem dreidimensionalen, körperlichen Wesen. Daraus sei bei den Zauberern die Vorstellung vom Anderen oder dem Doppelgänger entstanden. Überdies könne jeder Mensch mit Hilfe von Disziplin seinen dreidimensionalen, festen physischen Körper zu einer perfekten Kopie seines Energiekörpers formen, das heißt, zu einer unkörperlichen Ballung von Energie, die wie alle Energie für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Als Don Juan mir das erklärte, hatte ich darauf mit der Frage reagiert, ob er mir etwas Mythisches beschreibe. Er erwiderte, an Zauberern sei nichts Mythisches. Zauberer seien praktische Menschen, und was sie beschrieben, sei immer sehr nüchtern und vernünftig. Nach Don Juans Ansicht beruht die Schwierigkeit im Verstehen darauf, daß die Zauberer von einem anderen kognitiven System ausgehen.
    Als wir an jenem Tag hinter seinem Haus in Zentralmexiko saßen, sagte Don Juan, der Energiekörper sei von grundlegender Bedeutung bei allem, was sich in meinem Leben ereigne. Er sah als eine energetische Tatsache, daß mein Energiekörper, anstatt sich von mir zu entfernen, wie es normalerweise der Fall ist, sich mir mit großer Geschwindigkeit näherte.
    »Was bedeutet das, er nähert sich mir, Don Juan?« fragte ich.
    »Es bedeutet, daß dich etwas umhauen wird«, erwiderte er lächelnd. »Ein ungeheures Maß an Kontrolle wird in dein Leben kommen, aber nicht deine eigene. Es ist die Kontrolle des Energiekörpers.«
    »Soll das heißen, Don Juan, eine Kraft von außen wird mich kontrollieren?« fragte ich.
    »Im Augenblick kontrollieren dich eine ganze Menge Kräfte von außen«, sagte Don Juan. »Die Kontrolle, von der ich spreche, ist etwas, das jenseits des Bereichs von Sprache liegt. Es ist deine Kontrolle, aber gleichzeitig ist sie es auch nicht. Man kann sie nicht einordnen, aber erleben kann man sie ganz sicher. Und vor allem kann man sie manipulieren. Denk daran, du kannst sie voll und ganz zu deinem Nutzen manipulieren, der wiederum nicht dein Nutzen ist, sondern der Nutzen des Energiekörpers. Doch der Energiekörper bist du, also könnten wir ewig so weitermachen, wie ein Hund, der sich in den

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