Das Wirken der Unendlichkeit
Langstreckenläuferin, tatsächlich heiratete. Sie hatten sich bei einem Marathonlauf getroffen, als , Alex ohnmächtig wurde. Sie befanden sich in den Bergen, und Theresa musste ihn irgendwie wiederbeleben. Also pinkelte sie ihm ins Gesicht. Danach war Alex ihr Gefangener. Sie hatte ihr Territorium markiert. Seine Freunde sagten immer, >ihr verpißter Gefangener< Seine Freunde fanden, sie habe den verrückten Alex in einen dicken Hund verwandelt, und jetzt sei er >der Kleine<. Don Juan und ich lachten eine Weile. Dann sah er mich mit ernstem Gesicht an.
»Das ist das Auf und Ab deines Alltagslebens«, sagte er. »Du gewinnst, du verlierst, und du weißt nicht, wann du gewinnst und wann du verlierst. Das ist der Preis, den du dafür bezahlst, daß du unter der Herrschaft der Selbstreflexion lebst. Ich kann dir dazu nichts sagen, und du kannst dazu nichts sagen. Ich könnte dir nur empfehlen, keine Schuldgefühle zu haben, weil du ein Arschloch bist, sondern dich zu bemühen, die Herrschaft der Selbstreflexion zu beenden. Geh zurück an die Universität. Gib noch nicht auf.«
Mein Interesse, in der akademischen Welt zu bleiben, ließ immer mehr nach. Ich begann, mit automatischer Steuerung zu leben. Ich fühlte mich bedrückt und niedergeschlagen. Ich stellte jedoch fest, daß mein Bewusstsein unbeteiligt blieb. Ich berechnete nichts und setzte mir auch nicht irgendwelche Ziele oder Erwartungen. Meine Gedanken waren nicht obsessiv, aber meine Gefühle waren es. Ich versuchte, die Dichotomie zwischen einem ruhigen Bewusstsein und turbulenten Gefühlen zu begreifen. In diesem Zustand der Gedankenleere und der Überflutung von Gefühlen ging ich eines Tages von Haines Hall, wo sich das anthropologische Institut befand, zum Mittagessen in die Cafeteria.
Plötzlich überkam mich ein seltsames Zittern. Ich glaubte, ohnmächtig zu werden, und setzte mich auf eine Treppe mit Klinkerstufen. Ich sah gelbe Flecken vor den Augen. Ich hatte das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Ich war sicher, ich würde mich übergeben. Vor meinen Augen verschwamm alles, und schließlich sah ich überhaupt nichts mehr. Mein physisches Unbehagen war so stark und vollständig, daß es keinen Raum für einen Gedanken ließ. Ich hatte nur körperliche Empfindungen von Angst und Beklemmung, gemischt mit freudiger Erregung und einer merkwürdigen Ahnung, daß ich an der Schwelle eines Ereignisses von gewaltigen Ausmaßen stand. Diese Empfindungen hatten jedoch keine Entsprechung in Gedanken. Von einem bestimmten Augenblick an wusste ich nicht mehr, ob ich saß oder stand. Mich umgab die undurchdringlichste Dunkelheit, die man sich vorstellen kann, und dann sah ich Energie, wie sie im Universum fließt.
Ich sah eine Folge leuchtender Kugeln, die auf mich zukamen oder sich von mir entfernten. Ich sah jeweils nur eine von ihnen, so wie Don Juan es mir immer gesagt hatte. Wegen ihrer unterschiedlichen Größe wusste ich, daß es sich um unterschiedliche Personen handelte. Ich betrachtete mir die Einzelheiten ihres Aufbaus genauer. Ihr Leuchten und ihre runde Form kam von Fasern, die zusammengeklebt zu sein schienen. Es waren dicke oder dünne Fasern. Jede der leuchtenden Gestalten hatte eine dicke, zersauste Hülle. Sie sahen aus wie eigenartige, leuchtende pelzige Tiere oder riesige runde Insekten, die mit leuchtenden Haaren bedeckt waren. Am meisten erschreckte mich die Erkenntnis, daß ich diese pelzigen Insekten mein Leben lang gesehen hatte. In diesem Moment erschien mir jede Gelegenheit, bei der Don Juan mich soweit gebracht hatte, sie bewusst zu sehen, wie ein Umweg, den ich mit ihm genommen hatte.
Ich erinnerte mich an jedes einzelne Mal, wo er mir geholfen hatte, Menschen als leuchtende Kugeln zu sehen. Das alles war losgelöst von dem Volumen an Sehen, das mir jetzt zugänglich war. Da wusste ich ohne jeden Zweifel, daß ich mein Leben lang selbst, ohne die Hilfe eines anderen, Energie wahrgenommen hatte, wie sie im Universum fließt.
Diese Erkenntnis überwältigte mich. Ich fühlte mich unendlich schwach und verletzlich. Es war genau wie der Traum, den scheinbar die meisten von uns irgendwann haben, in dem wir nackt sind und nicht wissen, was wir tun sollen. Ich kam mir mehr als nackt vor; ich fühlte mich ungeschützt, schwach, und ich fürchtete mich davor, in meinen normalen Zustand zurückzukehren. Undeutlich wurde mir bewusst, daß ich mich hinlegte. Ich wappnete mich für die Rückkehr in die Normalität. Ich stellte mir vor, ich
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