Das Wirken der Unendlichkeit
eindrucksvoll, besonders wenn die Figur kreiste und das Scharnier quietschte, als müsse es geölt werden.
Das Bad war ebenfalls sehenswert. Decke, Wände und Fußboden waren verspiegelt, und es hatte eine rötliche Beleuchtung. Man konnte das Bad nicht betreten, ohne sich aus allen Blickwinkeln zu sehen. Mir gefielen alle diese Besonderheiten des Hauses. Sie erschienen mir phantastisch.
Doch als es Zeit zum Schlafengehen war, stand ich vor einem schwerwiegenden Problem. Es gab nur ein einziges schmales, hartes, sehr asketisches Bett, und mein Freund, der Anthropologe, hustete und spuckte ständig Schleim - er hatte beinahe eine Lungenentzündung. Er legte sich sofort in das Bett und schlief ein. Ich konnte nicht schlafen. Dem Haus fehlte jeglicher Komfort. Die Studenten hatten die Lichter angeschaltet, nicht aber die Heizung. Ich suchte nach dem Heizgerät, doch meine Suche war ebenso erfolglos wie die Suche nach dem Schalter für die Scheinwerfer oder eines der Lichter im Haus. Es gab Schalter an den Wänden, doch sie schienen von einem Hauptschalter außer Kraft gesetzt zu sein. Die Lichter brannten, und ich hatte keine Möglichkeit, sie auszuschalten.
Der einzige Schlafplatz, den ich fand, war ein dünner Teppich, und das einzige, was ich zum Zudecken fand, war das Fell eines riesigen Pudels. Offenbar hatte das Tier dem Besitzer gehört, und das Fell war nach seinem Tod gegerbt worden. Der Pudel hatte glänzende Augen aus schwarzem Marmor und ein offenes Maul, aus dem die Zunge heraushing. Ich legte das Pudelfell mit dem Kopf nach unten. Nachdem ich mich zugedeckt hatte, lag das gegerbte Hinterteil an meinem Hals. Der präparierte Kopf war ein harter Klumpen zwischen meinen Knien -ziemlich beunruhigend! Im Dunkeln wäre das alles nicht so schlimm gewesen. Ich nahm ein paar Waschlappen und legte sie mir als Kissen unter den Kopf. Mit den Handtüchern bedeckte ich, so gut es ging, das Pudelfell. Aber ich konnte beim besten Willen die ganze Nacht nicht schlafen.
Als ich so dalag und mich stumm verwünschte, weil ich so dumm gewesen war und Don Juans Rat nicht befolgt hatte, stellte sich zum ersten Mal in meinem Leben eine Erinnerung mit dieser unglaublichen Klarheit ein. An das Ereignis, das Don Juan den Öffner nannte, hatte ich mich mit gleicher Klarheit erinnert. Doch ich neigte noch immer dazu, alles, was mir widerfuhr, während ich bei Don Juan war, nicht ganz ernst zu nehmen, denn ich setzte voraus, daß in seiner Anwesenheit alles möglich war. Diesmal war ich jedoch allein. Jahre bevor ich Don Juan kennen lernte, hatte ich Reklamebilder an Hauswände gemalt. Mein Chef hieß Luigi Palma. Eines Tages bekam Luigi den Auftrag, auf die Rückwand eines alten Gebäudes eine Reklame für Brautkleider und Smokings zu malen. Der Besitzer des Ladens in dem Gebäude wollte mit einer großen Reklame potentielle Kunden auf sich aufmerksam machen. Luigi sollte eine Braut und einen Bräutigam malen, ich würde die Schrift übernehmen. Wir gingen auf das flache Dach des Gebäudes und bauten uns ein Arbeitsgerüst. Ich hatte Angst, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dafür gab. Ich hatte Dutzende Reklamen an hohen Gebäuden gemalt. Luigi glaubte, ich fange an, Höhenangst zu bekommen, aber er meinte, das werde sich wieder legen. Als wir mit der Arbeit beginnen wollten, ließen wir das Gerüst etwas nach unten und sprangen vom Dach auf die Dielen. Luigi ging an ein Ende, ich blieb am anderen, um ihm auf keinen Fall im Weg zu sein. Er war schließlich der Künstler.
Luigi begann eine regelrechte Show. Seine Bewegungen beim Malen wurden immer schwungvoller und ausladender, so daß das Gerüst bald hin und her schaukelte. Mir wurde schwindlig. Ich wollte auf das sichere Dach zurück und nutzte als Vorwand dazu die Feststellung, daß ich mehr Farbe und Werkzeug brauche. Ich hielt mich am Rand der niedrigen Mauer fest, die das flache Dach umgab, und wollte mich hinaufziehen. Aber meine Fußspitzen verklemmten sich in den Spalten zwischen den Dielen des Gerüsts. Ich versuchte, meine Füße und das Gerüst näher an die Mauer zu ziehen, doch je fester ich zog, desto weiter stieß ich das Gerüst von der Mauer ab. Anstatt mir dabei zu helfen, meine Füße frei zu bekommen, setzte sich Luigi auf die Dielen und umklammerte die Seile, mit denen das Gerüst am Dach befestigt war. Er bekreuzigte sich und sah mich entsetzt an. Er richtete sich kniend halb auf und weinte, während er das Vaterunser betete.
Ich klammerte mich mit
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