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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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und voller Vorfreude auf ihr kümmerliches Leben.«
    Matthew rann es bei diesen Worten eiskalt den Rücken hinunter.
    »Ich habe sie aus diesem kleinen, wertlosen Schicksal befreit«, flüsterte von Keysern und ballte die Hand zur Faust. Seine Augen ließen die Körper der beiden Knaben nicht los. »Weißt du nicht, dass Kinder und Frauen am besten brennen?«, lächelte der Jäger und weidete sich an dem Entsetzen seines Begleiters. Plötzlich fuhr er herum, und seine Hand legte sich um Matthews Kehle. Er sah den Jungen prüfend an. »Du wirst mir helfen, nicht wahr?«
    Matthew nickte mit großen Augen und versuchte Luft zu holen. Es gelang ihm nicht, und ein Röcheln entfuhr ihm.
    »Wenn nicht, mein junger Freund«, raunte von Keysern ihm ins Ohr, »rufe ich meinen alten Freund, den Tod. Er kommt immer, wenn ich ihn nenne. Es gibt keinen Gott, glaub mir. Aber es gibt den Teufel.« Von Keysern lockerte den Griff und zog die Hand zurück. Er fixierte sein Gegenüber. »Ich bin ihm begegnet.«
    Matthew wagte es nicht, sich zu rühren, und sah voller Grauen zu, wie der Jäger sich die Handschuhe überstreifte. »In deiner Welt mag es Moral und Gesetz geben, aber glaub besser nicht daran. Tote zählen nur dann, wenn sich jemand für sie interessiert. Es gibt Dinge, die haben sich in tausend Jahren nicht geändert.« Plötzlich lag ein Feuerzeug in der Hand von Keyserns, und der Funke sprang hoch. »Ich habe schon Feuer entfacht, da hat noch niemand an dich oder deine Vorfahren gedacht.« Er fuhr mit der Handfläche über die Flamme, und sie erlosch. »Jedes Leben ist eine Flamme. Eine sehr flüchtige …«
    Matthew stand starr vor Entsetzen.
    Der Holzboden knarrte in einiger Entfernung, und der Jäger wandte den Kopf. Am Ende des nächsten Saales irrte der Strahl einer Taschenlampe durch den Raum. Der Wachmann kam näher, unbeirrbar, auf seiner nächsten Runde.
    Matthew wollte etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Die Schritte kamen unaufhörlich näher.
    Alles zu spät, schoss es Matthew durch den Kopf. Scheiße!
    Von Keysern zuckte mit keiner Wimper, als ihn der Lichtkegel erfasste. Matthew wartete darauf, dass der Wachmann etwas sagte oder zum Schlagstock griff – doch nichts geschah. Der Uniformierte sah Matthew etwas gelangweilt direkt ins Gesicht, ohne ihn jedoch wahrzunehmen. Dann wandte er sich wieder um, ging langsam zurück, vorbei an den flämischen Meistern zur Treppe und stieg hinauf.
    Matthew starrte seinen Begleiter fassungslos an. Das grenzte an Zauberei. Sie waren beide geradezu unsichtbar gewesen. Von Keysern besaß anscheinend mehr Kräfte, als er erwartet hatte.
    Als alle erwartet hatten.
    »Der passt hier wohl auf«, bemerkte von Keysern halblaut und sah ihm nach. »Interessant. Und zugleich sehr schade, denn seine Zeit ist noch nicht gekommen. Obwohl – diesem Bild hier zum Beispiel würde ein bisschen rote Farbe gut tun …« Die Vorstellung schien ihn zu erheitern.
    Matthew erwachte aus seiner Erstarrung und keuchte: »Er hat uns doch gar nicht gesehen!«
    »Eben«, gab von Keysern enigmatisch zurück. Dann schlenderte er weiter, nahm denselben Weg wie der Wachmann, wandte sich dann aber zur Treppe nach unten. Matthew stolperte hinter ihm her und war sich plötzlich sicher, dass hier irgendetwas entsetzlich falsch lief.
    »Morgen ist es so weit. Du wirst mich zu ihr führen.«
    Der Satz ließ Matthew gegen eine unsichtbare Wand laufen. »Keine … keine Sorge, sie … sie entkommt uns nicht.« Er dachte an die kleine Schülerin, die er tatsächlich dazu gebracht hatte, das Tor für Jonathan von Keysern zu öffnen. Es war leichter gewesen, als er gedacht hatte, Kim hatte sich willig von ihm führen lassen, ihm vertraut. Zugegeben, der Kuss war nicht geplant gewesen. Was sie wohl gerade machte? Doch kaum stieg der Gedanke in ihm hoch, wischte er ihn auch schon wieder weg. Wie es dem Mädchen ging, war unbedeutend. Ein Detail.
    Er musste sich jetzt auf den zweiten Teil seiner Aufgabe konzentrieren, auch wenn das Grauen von jetzt an sein Begleiter war.
    Am Ende würden er und seine Familie endlich frei sein.
    Der Hexenjäger lächelte dünn, als er mit seinem Begleiter im Schlepptau ungesehen die Pinakothek verließ.
    Diesmal würde er seine Mission vollenden, mit oder ohne den jungen Toren.
    Diesmal würde er nicht wieder versagen, das hatte er sich geschworen.
    Diesmal war sein letztes Mal. Von Keysern wusste, dass die Schatten nur eine einzige Chance vergaben. Scheitern war

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