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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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es ein Pakt mit dem Teufel war. Seine Familie stand seit Jahrzehnten im Dienste des Jägers, irgendwann musste es doch möglich sein, diese Verbindung zu kappen. Sie … freizukaufen. Er hatte ihnen versichert, er würde es schaffen. Und jetzt durfte er nicht versagen. Wütend stieß er mit seinem Fuß gegen einen Eisbrocken und schickte ihn über die Fahrbahn. Er hatte minutenlang geläutet, seinen Daumen auf dem Klingelknopf geparkt, doch niemand hatte die Tür geöffnet. Er sah hoch zu den dunklen Fenstern. Es sah aus, als sei niemand zu Hause.
    »Dammit!«, fluchte er laut vor sich hin. Zwei Passanten sahen ihn im Vorübergehen verwundert an. Matthew wandte sich ab und rannte zur U-Bahn zurück. Nun hatte er ein Problem, ein ernstes Problem. Zu leichtfertig hatte er von Keysern versprochen, dass er wusste, wo Kim und Jenna waren.
    Bis vor fünf Minuten war er der Meinung gewesen, dem sei auch so.
    Doch nun entglitt ihm die gesamte Aktion. Erst dieser un berechenbare Hexenjäger, der vor nichts und niemandem Angst zu haben schien, dann eine verlassene Wohnung, und Kim, die nicht mehr auf seine Anrufe oder SMS reagierte. Gerade eben war sie zwar drangegangen, hatte aber mehr als wütend geklungen, und das war überhaupt kein gutes Zeichen.
    Matthew stürmte die Stufen zum Bahnsteig hinunter. Der Zug war abgefahren, nicht nur metaphorisch. Von Keysern mochte aus einem anderen Jahrhundert sein, aber das machte ihn nur noch Furcht einflößender. Der Abend im Museum hatte Matthew klargemacht, dass der Jäger skrupellos, eiskalt und zu allem entschlossen war. Ein Mörder, dem es völlig egal war, wen er noch umbringen musste, um sein Ziel zu erreichen. Menschenleben zählten für von Keysern nichts. Wenn Matthew seinen Teil der Abmachung nicht einhielt, dann war er so gut wie tot. Nur ein Name mehr auf einer Liste, die bereits Hunderte von Jahren alt war.
    Auf dem U-Bahnsteig wanderte er rastlos hin und her, suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Menschen hasteten an ihm vorbei, Kinder riefen, und als der nächste Zug einfuhr, stand seine Entscheidung fest: Er musste noch einmal in London anrufen.
    Dabei hatte Matthew sich geschworen, diese Nummer nie wieder zu wählen …
    Jenna genoss die Luft, die noch nach Regen duftete. Zum ersten Mal seit Tagen fiel ein kleiner Teil der Anspannung von ihr ab, löste sich der Knoten in ihrem Magen. Sie hatten Kim auf ihr Zimmer verfrachtet, und die beiden Freunde waren noch einmal aufgebrochen.
    Nach einer kurzen Fahrt mit dem Auto in Richtung Chelsea trat Jenna nun neben Nicholas unter dem schmiedeeisernen Torbogen hindurch auf den kleinen, alten Friedhof. Ein paar kleine Lampen brannten an markanten Kreuzungen zwischen den Wegen, und ihr gelbes Licht verbreitete ein wenig Trost und Behaglichkeit, selbst auf dieser letzten Ruhestätte.
    »Gehst du zum Spazierengehen immer auf den Friedhof?«, erkundigte sich Jenna leichthin. »Normalerweise nicht«, antwortete Nicholas leise. »Aber ich hatte bisher keine Zeit, das Grab meiner Eltern zu besuchen, und so dachte ich …« Er verstummte. »Heute schien es mir irgendwie passend«, setzte er dann mit einem schiefen Lächeln an Jennas Adresse hinzu. »Wieso? Die hier liegen, die tun niemandem mehr etwas. Oder hast du etwa Angst vor Geistern?«
    Jenna schluckte. Das war die falsche Frage. Wenn du wüsstest, wie nah du dran bist, dachte sie. »Wieso liegen deine Eltern eigentlich hier – und nicht in Kingston?«, wich sie aus.
    »Mein Vater war Diplomat«, erklärte Nicholas und schloss das Gittertor hinter ihnen. »Es gibt schon seit ewigen Zeiten eine Stiftung für Bedienstete der Krone. Die sorgen dafür, dass diese bei ihrem Ableben ein Grab in der Hauptstadt erhalten. Mir kann es nur recht sein, ich bin ja kaum noch in Kingston. Selbst unser altes Haus ist schon lange verkauft.«
    Während Nicholas erzählte, schlenderten sie langsam weiter, an Grabreihen entlang, gesäumt von hohen Bäumen und Hecken, die man in der Dunkelheit oft nur erahnen konnte. Protzige Grüfte aus Granit und manchmal sogar aus Marmor reihten sich aneinander. Ein Parcours der Vergänglichkeit, ein stiller Laufsteg der Eitelkeiten selbst nach dem Tod. Schließlich blieb Nicholas vor einem schlichten weißen Grabstein stehen, und Jenna beugte sich vor. Richard Wright, Myrtle Wright stand in schmalen goldenen Lettern auf dem glänzenden Mahnmal, darunter die Lebensdaten. Nicholas hob mit einer hilflosen Geste einen kleinen Stein vom Weg auf und legte ihn auf

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