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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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seine Eltern ausgerechnet nach Hyvans Kreuz gebracht worden, wo der Haupttempel des Heiligen stand. Die Reise dorthin würde lang und gefährlich sein, und noch schwieriger würde es werden, ungesehen in die Stadt einzudringen, aber hatte er denn eine Wahl? Er hatte nicht vor, seine Eltern in einer Bestrafungskammer umkommen zu lassen wie den jungen Mann, nicht ohne zu versuchen, sie zu retten. Und es war ganz falsch, dass sie für seine Verbrechen eingesperrt wurden. Sie waren unschuldig. Es war seine Schuld, alles seine Schuld. Und wenn es ihn das Leben kostete, er war entschlossen, ihnen gegenüber alles wiedergutzumachen.
    Auch am Schicksal des jungen Mannes war er schuld. Und der junge Mann lag im Sterben. Für den Tod wie vieler Leute würde er wohl noch verantwortlich sein, bevor alles vorbei war? Trotz seines Beharrens dem Makel gegenüber, dass er keinen Unschuldigen töten würde, würde er genau das tun, wenn er den jungen Mann nicht zu befreien versuchte. Natürlich war das riskant, aber anscheinend wollte der Heilige etwas von dem jungen Mann, genau wie er etwas von Jillan wollte. Wenn Jillan dem Heiligen den jungen Mann vorenthalten konnte, dann… Was dann? Nein, er würde den jungen Mann nicht gegen seine Eltern eintauschen. Was also? Er war sich nicht sicher. Es würde den Heiligen sicher verärgern und ihn vielleicht dazu verleiten, einen Fehler zu begehen, genau wie Haal Corinsohn immer den Fehler machte, sich blind auf Jillan zu stürzen, wenn er gefoppt wurde. Wenn der Heilige einen Fehler beging, würde es für Jillan vielleicht leichter sein, seine Eltern zu befreien. Vielleicht.
    Der Wind trug seinen Ohren einen weiteren Schrei des jungen Mannes zu.
    Freda lag im Fels unter dem dunklen Ort und grübelte über ihr seltsames Dasein nach. Was wusste sie schon von Göttern und alten Tempeln? Was war das Geas wirklich? Sonderbare Worte und Gedanken, die ihr allesamt nicht geholfen hatten, wenn sie im Leben Hilfe benötigt hatte.
    Warum machten die Hohen Herrscher Jagd auf sie? Das war nicht gerecht! Sie fühlte sich schuldig, als sie sich daran erinnerte, dass sie Menschen getötet hatte, aber sie hatte es nicht absichtlich getan, und sie hatten sie dazu gezwungen. Und sie hatten Norfred getötet! Nun ja, die Männer, die sie getötet hatte, waren nicht genau die gewesen, die Norfred niedergestreckt hatten; das war Darus gewesen. Vielleicht hatte sie doch etwas falsch gemacht…
    Aber alle verwirrten sie mit ihren Drohungen und Befehlen immer weiter. Darus hatte ihr gesagt, was sie tun sollte, und nun tat es der Felsgott. Beide hatten ihr gedroht. Sie war in Versuchung, einfach bis ans Ende ihrer Tage anderen aus dem Weg zu gehen, aber sie verfolgten sie, sogar in ihren Träumen. Warum ließen sie sie nicht einfach in Ruhe?
    Der Einzige, der ihr nicht gesagt hatte, was sie tun sollte, war Norfred gewesen. Er hatte ihr gesagt, dass sie etwas Besseres als grausame Behandlung verdient hätte. Sie verdiente es, von Leuten wie Darus und dem Jadedrachen von Gars fabelhaftem Willen befreit zu sein. Norfred hatte ihr nicht befohlen, Jan zu finden– er hatte sie nur gebeten, Jan, falls sie ihn zufällig traf, zu sagen, dass Norfred ihn lieb hatte. Und deshalb würde sie Jan für Norfred finden und sich erst danach Gedanken über alles andere machen.
    Sie erspürte und belauschte das Kommen und Gehen über sich. Schwere Männer marschierten hin und her und ließen den Boden mit ihrer Zielstrebigkeit und ihren Befehlen erbeben. Die Kinder von dem Wagen, dem sie gefolgt war, wurden von einem der schweren Männer gemustert. Die Hälfte der Kinder wurde weggeschickt, um tote Haut anzulegen und schwer zu werden, während die anderen, vor allem die leichteren Mädchen, den Befehl erhielten, wieder auf den Wagen zu steigen.
    Bevor sie die tote Haut anlegten, besuchten die Kinder, die schwer werden sollten, eine Frau, die ihnen Fragen stellte und überprüfte, ob es ihnen gut ging. Sie klang freundlich und erinnerte Freda an Muhme Widders, also wagte sie sich näher heran.
    Als die Frau schließlich in ihrer oberirdischen Kammer allein war, stieg Freda hinter ihr aus dem Boden.
    » Ich bin Freda«, sagte sie mit der hellsten Stimme, die sie zustande bekam, sodass ihr der Hals wehtat.
    Die Frau unterdrückte einen Aufschrei und wirbelte herum. » Oh! Du hast mich erschreckt! Woher bist du… Mögen die Erlöser uns behüten, so schlimm und fortgeschritten habe ich die Erkrankung ja noch nie gesehen. Hast du

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