Das Wispern der Schatten - Roman

Speichellecker! Verkaufst du meine Ausscheidungen etwa? Oder verspeist du sie selbst, weil du hoffst, dir die mageren Energien anzueignen, die sie noch enthalten mögen?« Goza keuchte vor Argwohn. » Ist es das? Hoffst du, so mächtig wie dein Gebieter zu werden? Denkst du daran, mich herauszufordern und zum Heiligen dieser Region zu werden?« Er griff auf noch mehr Macht zurück, um ein gewaltiges Brüllen ertönen zu lassen: » Nun?«
    Der Diener machte eine tiefe Verbeugung. Seine Angst sorgte dafür, dass mehrere seiner Geschwüre zugleich aufbrachen und Eiter abzusondern begannen. » Heiliger, ich sorge dafür, dass Eure Großzügigkeit freigebig mit den Gläubigen in dieser Gegend geteilt wird. Die örtlichen Bauern breiten Eure Wohltaten freudig auf ihren Feldern aus, da sie die Ernteerträge um das Zehnfache steigern. Wahrlich, es ist ein Wunder, das bewirkt, dass das ganze Volk sich freut und verkündet, nur dank Eurer Gnade zu leben.«
    » Du hast eine glatte Zunge«, erwiderte Goza anklagend. Er hatte den Mann vor seinem inneren Auge tun sehen, was er behauptete, und glaubte ihm dennoch nicht. Goza traute niemandem, der eines Tages sein Mittagessen werden mochte. » Sie ist wahrscheinlich der einzige wertvolle Teil von dir. Ich würde sie kochen und mit Wachteleiern servieren lassen, wenn ich dich nicht für den lästigen tagtäglichen Kleinkram brauchen würde. Sag dem Koch, dass er das Fleisch nur halb so schnell garen soll. Sag ihm, dass ich ihm die Haut abziehen und seinen Körper in Salzlake tauchen lasse, wenn das gebratene Fleisch nachher zu trocken ist.«
    » Sofort, Heiliger«, antwortete der Diener und eilte hinaus.
    Mit einem Rülpsen und einem Furz, der mehrere Kerzen löschte, stemmte Goza sich auf die weit gespreizten Beine und stampfte aus dem Zelt hinaus. Unterwegs hob er seinen glänzenden Streithammer auf. Die Waffe war viel zu groß und schwer für jeden gewöhnlichen Menschen, wirkte aber seit einer Weile in seinen Händen zu klein. Vielleicht war es an der Zeit, sich einen neuen schmieden zu lassen. Schließlich war in letzter Zeit genügend Sonnenmetall aus dem Boden gefördert worden, um ihm zu gestatten, sich eine neue Waffe zu gönnen, ohne dass die Erlöser einen Engpass in ihrer gewöhnlichen Versorgung hinnehmen mussten.
    Kochtöpfe auf den Lagerfeuern seiner Leibgarde klapperten und machten einen Satz, als er auf seinen Hauptmann zuschritt. » Holt den Käfig!«, schnaubte er ihn an und wandte sich ab, ohne auf eine Antwort zu warten. Der Heilige hielt auf die Festungsmauern unmittelbar jenseits seines Lagers zu.
    Ein streunender Hund winselte und rollte sich unterwürfig auf den Rücken, als der Heilige an ihm vorbeikam. Er hätte ihn im Genick gepackt und ihm den Kopf als Zwischenmahlzeit abgebissen, um bei Kräften zu bleiben, aber das Vieh wirkte ausgehungert und war wahrscheinlich von Würmern befallen. Goza hatte sich einmal eine Wurminfektion im Hinterteil eingefangen, und es hatte fürchterlich gejuckt. Bei anderer Gelegenheit hatte er sogar abgenommen, was wirklich besorgniserregend gewesen war.
    Obwohl am weißen Himmel sehr wenig Sonne zu sehen war, hatte Schweiß bereits begonnen, seinen großartigen Körper zu überziehen. Die Anstrengung, die es erforderte, solch eine Ehrfurcht gebietende Leibesfülle in Bewegung zu halten, hätte diese bemoosten Mauern mühelos umstürzen können, ganz gleich, wie lange die Alte Festung angeblich schon stand. Das Volk hatte keine richtige Vorstellung von Kraft und Ewigkeit, kein rechtes Verständnis dafür, was für ein Glück es hatte, ihn zu sich zu zählen und unter seinem Schutz zu stehen. Wie auch? Die Leute waren schließlich wenig mehr als eine andere Art von Würmern. Sie juckten ihn.
    Er donnerte auf den Exerzierplatz innerhalb der Mauern, und mehrere Hundert neue Rekruten und Helden erniedrigten sich vor ihm. Er trat in den Mittelpunkt der großen Freifläche und blieb stehen. Die Soldaten würden weiter mit dem Gesicht nach unten daliegen, bis er ihnen eine andere Anweisung gab. Er machte es sich zum Warten bequem und wusste, dass es nicht lange dauern würde. Er begann, Tagträumen über das Essen nachzuhängen, das ihn erwartete. Was genau war diese andere Zutat in der Soße? Ihr Geruch erinnerte ihn an eine besonders rote und giftige Beere, die nur am Ufer eines verborgenen Sees im hohen Norden wuchs. Der Koch verfügte doch sicher nicht über den Einfallsreichtum und die Mittel, sich eine derart seltene Zutat zu