Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
Vom Netzwerk:
fahren mussten. Ja, sogar über Tage und auf diese Entfernung konnte sie die Erschütterungen spüren, die all die schweren Männer dort verursachten. Aber sie hatte Norfred etwas versprochen, und anscheinend war dies doch wohl der Ort, an den Jan gebracht worden war.
    Freda kehrte für den Rest der Reise zum dunklen Ort unter die Erde zurück, da es nun überhaupt keine Deckung mehr gab und sie nicht wollte, dass der Hauptmann oder einer seiner Männer sie erspähte und zu fangen versuchte. Ein oder zwei Mal hatte sie den Eindruck, dass der Hauptmann sich nach ihr umsah, aber ihr Augenlicht war nicht gut genug, um sich dessen sicher zu sein.
    Der Fels unter dem dunklen Ort war anders als jeder, den sie bisher erlebt hatte. Er kribbelte, wenn sie hindurchkroch, nicht unangenehm, aber so, als ob sie berührt wurde. Es erinnerte sie daran, wie Norfred sie gestreichelt und sanft auf sie eingeredet hatte, um sie zu beruhigen, wenn sie gereizt gewesen war oder einen Wutanfall bekommen hatte. Diesem Fels wohnte eine Art Gefühl inne, aber kein schlechtes Gefühl voll böser Absichten, wie sie es von diesem dunklen Ort erwartet hätte, sondern eher ein Gefühl von Traurigkeit. Sie fragte sich, wie Fels traurig sein konnte. Mochte der Fels die schweren Männer vielleicht nicht? Nein, das konnte nicht sein, denn die schweren Männer hatten doch eigentlich keine Auswirkungen auf den Fels, oder?
    Sie spürte eine leere Höhlung unter dem dunklen Ort und trat hinein. Hier herrschte völlige Dunkelheit, also konnte sie ihre Umgebung recht klar wahrnehmen. Es gab für die schweren Männer und ihresgleichen ohnehin keinen Weg in die Kammer oder wieder hinaus, da sie sich nicht durch den Fels bewegen konnten. Vielleicht hatte es einst am oberen Ende einer Treppe eine Tür ins Freie gegeben, aber sie war nun mit einer schweren Steinplatte versiegelt. Von der Platte ging ein Heulen aus, das so hoch war, dass Freda es fast nicht hören konnte, und sie kam zu dem Schluss, dass sogar sie Schwierigkeiten gehabt hätte, durch diesen Stein hindurchzugelangen.
    Bis auf vier große Steine oder Kristalle in der Mitte war die Kammer leer. Einer bestand, wie Freda erkannte, aus dem gleichen Gestein wie der Jadedrache, den sie in ihrem Traum gesehen hatte, aber die anderen waren aus Gesteinsarten, die ihr noch nie begegnet waren. Leute wie Norfred hätten sie nach ihren Farben beschrieben– Grün, Rot, Gelb und Blau–, aber für Freda brachte jeder davon einen anderen Widerhall und ein anderes Gefühl hervor. Wie bei der Platte vor der Tür ging von jedem der Steine ein Heulen oder Surren aus, aber ihre unterschiedlichen Tonhöhen schufen eine Art Harmonie.
    Das Summen oder die Musik der vier Steine entspannte Freda, und ihr fielen die Augen zu. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, sank sie in eine Art Trance oder Schlaf. Sie träumte, wusste aber nicht, ob es sich um ihren eigenen Traum oder um die uralten Erinnerungen der Steine handelte. Sie sah Leute in schlichten Gewändern diese Kammer besuchen, um den Steinen Fragen zu stellen oder zu beten. Ein alter Mann, der ein Jadeamulett um den Hals, einen gelben Stein auf der Stirn und je einen roten und einen blauen Stein an den Handgelenken trug, schien die Leute wie eine Art Aufseher anzuleiten und zu führen. Nein, die Leute kannten ihn als Priester Gars vom Stillen Stein. Dies hier war sein Tempel. Der Priester half dem Volk, mit den Steinen zu sprechen, und mit ihrer Hilfe mit dem… Felsgott und mithilfe des Felsgottes mit… mit… dem Geas! Dem ruhmreichen Geas, das alle Lebewesen dieser Welt miteinander verband! Durch das Geas war jeder Einzelne mit allen anderen verbunden. Durch das Geas war jeder Einzelne wahrlich ein Mitglied des Volkes und wirklich eins mit dem Volk. Ohne das Geas gab es kein Volk, sondern nur ewige Vereinzelung und Selbstsucht, ewige Einsamkeit und Verzweiflung, ewige Leere und Ödnis. Ohne das Geas gab es nur die Sehnsucht nach Vergessen und nach dem Nichts.
    Jetzt konnte Freda durch die geteilten Erinnerungen einige der Muster und Symbole an den Wänden des Tempels lesen. Sie schienen ihr zu verraten, wo sie Freistatt und das Geas finden konnte! Aber sie konnte die Anweisungen nicht vollständig verstehen, da viele der Symbole immer noch keinen Sinn ergaben.
    » Ich verstehe es nicht!«, rief sie.
    Der Priester wandte sich ihr mit einem gütigen Lächeln zu, aber in seinen Augen lag ein gehetzter, Unheil verkündender Ausdruck. » Du musst die anderen drei Tempel

Weitere Kostenlose Bücher