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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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verschaffen, nicht wahr? Goza lächelte. Vielleicht doch, wenn man bedachte, dass ihm mitgeteilt worden war, dass Geld keine Rolle spielte und dass er sich wenn nötig auf den Namen des Heiligen berufen konnte.
    Der Heilige sabberte ungehemmt, als er an die Soße für das Fleisch dachte. Er lebte jetzt schon so lange und war von solchem Leibesumfang, dass er keinerlei Gift mehr fürchten musste. Wenn überhaupt, dann verliehen die bewusstseinsverändernden Wirkungen von Giften seinen Gaumenfreuden nur ganz neue Dimensionen, die über das rein Körperliche hinausgingen. Sie schenkten ihm Visionen und Ausblicke, die diese Welt blutleerer Würmer weit überstiegen und ihn über ihre schäbigen Grenzen und ihre geringe Auswahl an Geschmäckern und Aromen hinaustrugen. Sie ließen seinen Willen bis an die Ränder des Kosmos reichen, wo er neue und größere Energien verschlingen und sich weiter ausdehnen würde, bis selbst die entlegensten Winkel des Daseins ihm gehören würden.
    Er blinzelte langsam und trat aus der Pfütze hinaus, die sich um seine Füße gebildet hatte. Sie war auf dem Weg hierher. An der Hand geführt. Verbände über ihren empfindlichen Augen, die der einzige weiche Teil von ihr waren. Aber wenn er die harte Schale abstreifte, würde er darunter vielleicht feuchtes, weiches Fleisch finden wie bei einem Krebs oder Hummer und hoffentlich genauso schmackhaft.
    » Oh! Der Heilige ist hier!«, rief die Frau gleichermaßen erstaunt und aufgeregt und warf sich zu Boden.
    Freda sah durch ihre Verbände die schemenhafte Gestalt an, die die halbe Himmelshöhle verdeckte. Ihr stand etwas gegenüber, das so groß wie der Felsgott war, aber nicht aus gemeißeltem Granit, sondern aus bebenden Fleischwülsten bestand. War diese Gestalt also ein Gott der weichen Leute? Hätte sie sich vor ihm verneigen sollen, und sei es nur, um höflich zu sein? Er musste zumindest ein Hoher Herrscher sein, und das bedeutete, dass sie Ärger dafür bekommen würde, aus dem Bergwerk geflohen zu sein. Sie konnte gar nicht anders, als sich schuldig zu fühlen.
    Der riesige Hammer aus Sonnenmetall, den der Gott– oder Hohe Herrscher– in der Hand hielt, tat weh, wenn man ihn ansah, und sie musste sich die Augen mit einer Hand beschirmen. Er war wie die Kugel, die manchmal hoch oben in der Himmelshöhle schien. Hatte der Gott oder Hohe Herrscher der weichen Leute die Kugel von hoch oben herabgezerrt, um sie als Waffe gegen Freda einzusetzen? Jetzt hatte sie Angst.
    » Ich bin sehr erzürnt über dich!«, brüllte der Riese. Seine Stimme hallte schmerzhaft von den Mauern ringsum und Fredas steinharter Haut wider.
    Instinktiv duckte sie sich tiefer zu Boden. » Sei nicht böse! Schick mich nicht zurück ins Bergwerk und zu Steiger Darus!«, flehte sie.
    » Schweig!«, brüllte er, und der Lärm drohte, sie zum Bersten zu bringen. » Dir ist nicht gestattet worden, vor dem Angesicht des heiligen Goza zu sprechen. Du bist jung und unwissend, da du noch nicht zu den Erlösern gezogen worden bist, aber ich kann dir deine anderen Verbrechen nicht vergeben. Ich habe dir im Bergwerk Zuflucht geboten, dir gestattet, am Leben zu bleiben– und so vergiltst du es mir? Du trotzt nicht nur deinem Steiger, sondern gar noch deinem Aufseher! Dann fliehst du aus dem Bergwerk und stiftest Unfrieden in einem Trupp Helden. Schlimmer noch, du hältst mich von meinem Frühstück ab, da ich mich mit dir befassen muss. Womöglich bekomme ich von dieser Unbequemlichkeit gar noch Verdauungsbeschwerden! Kennt deine bösartige Ketzerei denn gar kein Maß? Du wagst es, mir zu sagen, dass ich dich nicht bestrafen sollte. Dann sag mir: Wie solltest du sonst gezüchtigt werden?«
    » Ich kann nicht ins Bergwerk zurückkehren und werde es auch nicht tun. Es gibt etwas, das ich für Norfred tun muss.«
    » Unglaublich. Du leistest mir Widerstand? Willst du mich etwa stürzen, als ob ich etwas weniger Großartiges als die Berge selbst wäre?«, fragte der Heilige in ungläubiger Empörung. » Willst du gar den gesegneten Erlösern trotzen, die dem ganzen Volk und damit auch dir Leben und Schutz gewähren? Gar das Reich stürzen? Dann bist du undankbar und hast die Gaben der Erlöser nicht verdient. Deine völlige Selbstsucht hat dir den Verstand so verzerrt und verdreht wie den Körper. Du bist wahrhaftig äußerlich wie innerlich vom Chaos verderbt. Für jemanden wie dich kann es keine Erlösung geben, denn es ist nichts mehr übrig von dem, was du einst gewesen sein

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