Das Wispern der Schatten - Roman
magst. Ich kann nur ein einziges Urteil fällen– dein Dasein ist verwirkt. Unser Urteil und unsere Gerechtigkeit werden dich verschlingen und zerkleinern, bis du nichts mehr als stinkender Schlamm bist, den man an die Schweine verfüttert oder auf den Feldern verteilt.« Der Heilige lächelte und leckte sich die Lippen. » Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich schon einmal jemanden mit Felsaussatz probiert habe. Ich frage mich, ob er dem Fleisch wohl einen besonderen Beigeschmack verleiht? Die Kruste wird aber wahrscheinlich etwas zäh sein, nicht wahr?«
Er wollte sie fressen! Es war unvorstellbar. Ihr wurde übel. Sie stürzte sich auf den Boden und pflügte ihn in ihrer Hast auf.
» Wo willst du denn hin? Du weißt doch wohl, dass es kein Versteck vor dem Willen und der Macht der Erlöser und ihrer Apostel gibt! Alle Reiche und alle Materie unterstehen ihrem Befehl. Allerdings könnte es ein interessantes Geschmackserlebnis sein, etwas zu verschlingen, während es noch um sein Leben kämpft. Ja, dich zu fangen wird meinen Appetit nur umso mehr anregen!«
Der Heilige hob den Hammer hoch über den Kopf und schmetterte ihn vor sich in den Boden. Die Erschütterungswellen des Aufpralls, die sich ausbreiteten, schleuderten Freda nach oben und aus der Erde heraus. Sie schlug um sich, wand sich wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gezogen hat, und versuchte verzweifelt, sich wieder in den Boden zurückzuziehen, aber der Hammer fuhr noch einmal so heftig nieder, dass sich ein Krater bildete, und verursachte Risse sowohl im Boden als auch in Fredas Haut. Schreiend stürzten mehrere Menschen in die aufklaffende Erde und wurden langsam zu nichts zermalmt. Felsbrocken groß wie Kohlköpfe regneten auf andere herab und zerschmetterten Gliedmaßen und Schädel.
Der Heilige schritt in den Krater hinab, an dessen Grund Freda lag. Das Sonnenmetall tönte weiter und weiter, hämmerte einen Nagel durch ihren Kopf, so wie der Felsgott vor langer Zeit festgenagelt und hilflos zurückgelassen worden war. Sie konnte nichts denken, sehen oder hören. Sie verlor ihr Raumgefühl vollkommen.
Eine gewaltige Faust schlang sich um einen ihrer Knöchel und begann sie nach oben und aus dem Krater zu ziehen. Sie schlug um sich und versetzte den Fleischfalten einen kräftigen Hieb.
» Oh, das kitzelt!«, lachte der heilige Goza.
Freda zog sich hoch, sodass sie ihren Knöchel erreichen konnte. Sie schlug auf einen der panzergleichen Fingernägel des Heiligen und war erleichtert, als sie sah, dass er zerbrach und zu bluten begann.
» Au! Du Miststück!«, schrie er und ließ sie los. » Dafür wirst du bezahlen!«
Es gelang ihr, mehrere Fuß weit in die Erde vorzudringen, bevor er sie mit einem weit ausgreifenden Schwung seines Hammers einfing, aufhob und ein Dutzend Fuß weit durch die Luft schleuderte. Sie landete auf einem Soldaten und zerquetschte ihn. Sie war selbst schwer verletzt– der Schlag des Heiligen hatte sie an Bauch und Brust getroffen. Sie glaubte, dass ihre Rippen gebrochen waren, und hatte das Gefühl, dass ihr die Eingeweide aus dem Leib gerissen worden waren. Sie hätte sich gern übergeben, aber ihr Körper schien zu gebrochen zu sein, um auch nur würgen zu können.
Der Heilige stapfte auf sie zu und zermalmte dabei mehrere seiner eigenen Männer. » Aus dem Weg, ihr alle!«
Da sie nun endlich die Erlaubnis hatten, sich zu bewegen, rollten sich die Helden und Rekruten beiseite oder sprangen auf und zerstreuten sich in Panik. Ein Unglücklicher war verwirrt und stolperte dem Heiligen vor die Füße. Er stieß mit der ungeheuren Gestalt zusammen, wurde zu Boden geworfen und niedergetrampelt. Der Geruch nach Blut, Schweiß und Angst, der in der Luft lag, war überwältigend.
Der heilige Goza griff nach einem von Fredas Handgelenken und hob sie in die Luft. Vom Boden getrennt war sie sogar noch weiter geschwächt. Der Heilige schob sich einen ihrer Finger in den Mund voller Grabsteinzähne und biss zu. Sie wimmerte vor Entsetzen. Er kaute nachdenklich eine Sekunde lang auf dem Finger herum und schluckte ihn dann.
» Hm. Nicht besonders lecker. Selbst mit reichlich Salz würde ich mir wohl nicht die Mühe machen, noch einen deiner Finger zu verspeisen. Ich weiß ja auch nicht so recht, wo du sie schon hingesteckt hast. Doch das wird dir für den Fingernagel eine Lehre sein, nicht wahr?« Er schüttelte sie und schrie ihr ins Gesicht: » Nicht wahr?«
Freda wimmerte. » Bitte hör auf! Ich gehe ins Bergwerk
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