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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Jillan, dessen Augen so vor Schalk, aber auch vor Leben funkelten, Jillan, der nur beim Lachen die Stirn runzelte, vor Freude, die er mit allen teilte, und dessen Lächeln nur umso heller strahlte, wenn man es mit der Traurigkeit verglich, die er erkennen ließ, wenn er Elend um sich herum sah, Jillan, der nie aufgab, wenn sein Wunsch, anderen zu helfen, ihm Kummer bereitete, Jillan, der dafür sorgte, dass Jedadiah sich demütig, bevorrechtigt und unwürdig zugleich fühlte. Gewiss war das nur, was jedes Elternteil für sein Kind empfand, aber sicher hatte kein Kind eine stärkere Wirkung dieser Art auf seine Eltern als Jillan. Er war eigentlich nur ein gewöhnlicher Junge, aber er bedeutete Jedadiah alles, wirklich alles. Er sah Jillan jetzt vor sich und spürte, wie die Kraft in sein Herz und seinen Verstand zurückkehrte.
    » Du solltest nicht hier sein.«
    » Ich bin hier, um dich zu befreien, Vater.«
    Jedadiah blinzelte. » Jillan? Wie…? Du solltest an einem sicheren Ort sein!«
    Stimmt genau. Du solltest auf deinen Vater hören.
    » Es gibt keinen sicheren Ort, von dem ich weiß, Vater.« Jillan zog seine Klinge, erleuchtete so die Zelle und veranlasste Freda, sich in die Schatten zurückzuziehen.
    » Das ist Sonnenmetall, Jillan!«
    » Samnirs Schwert.« Er lächelte und schnitt mühelos die Ketten von den Knöcheln seines Vaters. » Freda, ich kann seine Handgelenke nicht erreichen. Kannst du es?«
    Die Felsfrau trat langsam vor und nahm zögerlich das Schwert, das sie mit ausgestrecktem Arm von sich weghielt. Sie wandte den Blick ab, aber es gelang ihr dennoch, Jedadiah zu befreien, ohne ihn zu schneiden. Der hünenhafte Mann fiel zu Boden und stöhnte. Jillan sah entsetzt auf ihn hinab, da er seinen Vater noch nie so hatte auf den Knien liegen sehen. Er war immer der größte und stärkste Mann der Welt gewesen, oder etwa nicht? Jillan hatte sich in seiner Nähe stets sicher gefühlt. Er konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Sein Selbstvertrauen verflog, und er hatte auf einmal Angst.
    Freda reichte Jillan die Klinge zurück und half Jedadiah auf, indem sie einen Großteil seines Gewichts stützte. » Freund Jillan, soll ich deinen Vater jetzt gleich durch den Fels aus der Stadt bringen?«
    » Ich… ich weiß nicht. Wenn mein Vater nicht stehen kann, dann vielleicht. Es wird aber lange dauern, also bemerken sie vielleicht, dass er fort ist, bevor ich meine Mutter finden kann. Sie ist nicht hier unten bei dir, oder, Vater?«
    Jedadiah schüttelte den Kopf. » Mir geht es gleich wieder gut, wenn das Blut zurück in meine Gliedmaßen geströmt ist. Lass mir nur einen Augenblick Zeit. Sie haben Maria irgendwo anders hingebracht. Es fühlt sich an, als ob sie nicht allzu weit entfernt ist. Ich kann uns hinführen, wenn wir Glück haben.«
    Jillan trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    Du hast das alles nicht besonders gut durchdacht, nicht wahr?
    Sei still! Es wird schon gutgehen.
    » In Ordnung«, sagte Jedadiah, doch er hatte offensichtlich Schmerzen. » Gehen wir, denn ich nehme an, du wirst nicht auf mich hören, wenn ich dir sage, dass du einfach fliehen sollst, solange du noch kannst.«
    » Tut mir leid, Vater, das kann ich nicht tun.«
    » Starrköpfig, genau wie deine Mutter«, sagte Jedadiah voller Zuneigung. » Komm.«
    Freda half ihnen durch die Zellenwand, und sie gingen langsam einen niedrigen, dunklen Tunnel entlang. Sie kamen an anderen Zellen vorbei; die meisten waren leer, aber in einigen schmachteten reglose Insassen. Jillan war dankbar für die Dunkelheit, da er so nicht allzu viel sehen musste.
    Sie kamen an den Fuß einer ausgetretenen Treppe, an deren oberen Ende Tageslicht zu erkennen war. Jillan bedeutete den anderen zu bleiben, wo sie waren, und schlich auf Zehenspitzen hinauf. Eine Minute später kam er wieder herunter.
    » Zwei Wachen«, flüsterte er. » Freda, kannst du durch den Fels gehen und ihnen eins über den Schädel geben?«
    Die Felsfrau blickte angesichts der Aufforderung unglücklich drein. » Muss ich, Freund Jillan? Vielleicht verletze ich sie so schwer, dass sie nicht mehr geheilt werden können. Kann ich euch nicht einfach beide nacheinander an den Wachen vorbei durch den Fels bringen? Ich kann eine ruhige Stelle finden, wo wir aus dem Fels herauskommen können, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt.«
    Weniger aufregend, aber weitaus vernünftiger, hm?
    » Das ist eine bessere Idee. Du bist wirklich schlau! Kannst du uns beide gleichzeitig

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