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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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mitnehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Dein Vater ist dafür zu groß, Freund Jillan. Es geht nur nacheinander.«
    Lange Minuten später hockten die drei in einer natürlichen Sackgasse, die über dreißig Fuß weit zwischen Felswänden emporführte. Hyvans Kreuz war ein Labyrinth aus Sandsteinkuppen und Säulen, ein Ort voller enger Durchgänge, gewundener Gässchen und in den Stein gehauener Treppen, die auf- und abführten. Nichts war völlig flach oder gerade. Die Stadt war vom Wind geschaffen worden, der den Fels abgeschliffen, ausgehöhlt und nach seinem Willen geformt hatte. Sie war das Zuhause gewesen, das Wandar seinen Jüngern geschenkt hatte, ein Zuhause, in dem sie seine göttliche Kunstfertigkeit bestaunen und ihre anbetenden Stimmen in Harmonie mit der transzendenten Musik seines Odems erheben konnten. Doch seine Jünger waren nicht in der Lage gewesen, mit seiner Göttlichkeit mitzuhalten, und hatten Steingebäude auf den Freiflächen errichtet, weitere Behausungen aus dem Fels herausgehauen, Strickleitern aus höher gelegenen Räumen herabgelassen und Hängebrücken aus Tauen und Brettern gespannt, die alle dazu beigetragen hatten, die Klänge der Luft misstönend zu machen, was den Wind veranlasst hatte, auf den Felssporn einzupeitschen und die Stimme in rasendem Zorn zu erheben. Der Missklang zwischen Wandar und seinen Anhängern war bis zur unvermeidbaren Katastrophe des Erscheinens der Erlöser immer weiter gewachsen. Die Jünger waren gefallen und nun bloß noch Schatten, die chaotisch durch die Stadt tanzten und huschten. Der Klang von Hyvans Kreuz war eine ewige Klage über den Sturz seines Gottes. Die Stadt war ausgehöhlt, untertunnelt und befestigt worden, um sie dem Willen ihres neuen Herrschers und des Reichs zu unterwerfen.
    Freda weinte, als sie all dies im Wind hörte. Er rief nach ihr, flehte sie an, in den Tempel weiter oben in der Stadt zu kommen. Doch sie konnte ihre Freunde nicht im Stich lassen.
    » Ich spüre, dass Maria dort drüben ist. Wir sollten einfach versuchen, wie normale Stadtbewohner hinzuspazieren«, flüsterte Jedadiah.
    » Freda, wahrscheinlich ist es das Beste, wenn du uns durch den Fels folgst«, schlug Jillan vor.
    Freda nickte und sank außer Sicht.
    Jedadiah und Jillan wagten sich aus ihrem Versteck hervor und suchten sich einen Weg vorbei an breiten Säulen, kleinen Plätzen und geschickt angelegten Terrassengärten. Sie passierten eine größere Anzahl Frauen, die unterwegs waren, um die Waren der Kaufleute in Augenschein zu nehmen, Helden, die in Reih und Glied marschierten, und Kinder, die Fangen spielten, zogen aber in diesem bevölkerungsreichen Ort nur flüchtige Blicke auf sich.
    » Wie sollen wir nur je einen Weg aus der Stadt hinausfinden?«, überlegte Jedadiah laut.
    Jillan wusste, dass sein Vater Menschenmassen und die Enge von Städten noch nie gemocht hatte. » Mach dir keine Sorgen. Wenn wir Mutter erst haben, müssen wir nur hangabwärts gehen. Thomas und meine Freunde warten in der Nähe des Stadttors. Ich werde so tun, als ob ich einer von Thomas’ Lehrlingen bin, und auf seinem Wagen mitfahren. Freda kann dich und Mutter nacheinander durch die Stadtmauer bringen.«
    » Thomas Eisenschuh?«
    » Ja!« Jillan grinste.
    Jedadiah erwiderte das Lächeln seines Sohnes und zerzauste ihm das Haar, wie er es früher so oft getan hatte. Jillan hatte das in Gottesgabe immer ein wenig gestört, aber jetzt nicht mehr.
    Freda trat mit der kleinen Frau in den Armen aus dem Fels hervor und legte sie vor Jillan und seinem Vater ab. Sie beobachtete neugierig, wie die wiedervereinte Familie sich lange in den Armen lag, als wollte sie sich nie wieder loslassen. Jillans Vater küsste die kleine Frau und hob sie und seinen Sohn auf einmal hoch. Jillan lachte, Maria weinte. Warum weinte die kleine Frau? Doch es schien Jillan und seinem Vater nichts auszumachen. Küsse, eine gestreichelte Wange, Stirn an Stirn.
    Dann trat Maria zurück. » Ich habe gebetet, dass du nicht kommen würdest. Oh, warum musstest du herkommen, mein geliebter Sohn?«
    Jillan blickte geknickt drein. » Aber ich musste dich doch befreien, Mutter.«
    » Es ist schon gut, Maria. Wir sind wieder zusammen«, sagte Jillans Vater und wollte sie an sich ziehen, aber sie schlug seine Hand beiseite.
    » Du solltest es besser wissen, Jedadiah!«
    Jillans Vater wirkte gekränkt. » Aber wir können irgendwo hingehen, das Reich verlassen«, flehte er.
    Schmerz stand in Marias Augen, als sie sie

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