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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Gleichgewicht wie eine ganze Reihe von Helden. Jillans Magie wurde ausgelöscht, und Freda platzten die Trommelfelle. Risse schossen ihre Arme und Beine hinauf, und sie wimmerte vor Qual, was allerdings niemand hören konnte, da der Fanfarenklang weiter im Tunnel widerhallte und sein Echo immer wieder aufs Neue ertönte und sich eher noch steigerte als abschwächte.
    Jillan lag auf dem Boden und sah sich benommen um. Maria kauerte würgend auf Händen und Knien. Jedadiah wankte, als wäre er betrunken, und seine Augen blickten ins Leere. Freda lag auf dem Rücken, gebrochen, als wäre sie nicht mehr als der Schutt am Tunnelboden. Helden, die eben noch unmittelbar vor dem Tunnelausgang gewesen waren, tasteten sich vorwärts und hielten Speere aus Sonnenmetall auf die Felsfrau gerichtet.
    » Lasst sie in Ruhe!«, ertönte der geistige Befehl des Heiligen. » Ich muss den Jungen haben. Nagelt ihn an den Boden, schnell!«
    » Ihr habt versprochen, ihm nichts zu tun«, rief Maria hustend.
    » Ha! Und was hast du versprochen, Weib? Du hast das Reich und dich selbst verraten.«
    Jillan bat matt den Makel um Hilfe, aber der war von der plötzlichen Machtdemonstration des Heiligen vernichtet worden. Nur Fetzen waren noch vorhanden. Jillan griff hektisch nach ihnen, während er den Blick auf das Ungeheuer richtete, das, wie ihm nun bewusst wurde, schon sein Leben lang in seinen Träumen herumgespukt hatte. Es sah ihn hungrig sabbernd an und streifte mit dem hoch aufragenden Rücken die Tunneldecke. Die tränenden Höhlen, in denen einst seine Augen gesessen hatten, starrten wissend auf ihn herab.
    » Kämpfe nicht gegen mich, Jillan«, säuselte es. » Ergib dich mir, dann verschone ich deine Eltern. Ich biete dir den Segen der Erlöser an. Ich biete dir Erlösung.«
    Es hatte vor, ihn zu verschlingen, das wusste er jetzt. Er tastete nach den zerbrochenen Scherben seiner Magie und griff auf sein Innerstes zurück, auf sein Wesen.
    Der heilige Azual spürte, wie Jillan sich zum Widerstand aufraffte, und hob abermals ein sonnenhelles Dämonenhorn an die Lippen, dessen Schalltrichter dem klaffenden Maul eines Wasserspeiers glich. Es war die Waffe, die Wandar zerschmettert hatte und nun auch diesen trotzigen Jungen und seine verachtenswerten Eltern niederstrecken würde.
    Freda spürte, wie etwas in ihr zerbrach und riss.
    Du wirst hier sterben, klagte der Wind, wenn du nicht sofort zu mir kommst.
    Aber meine Freunde!, schrie sie.
    Du hast für sie getan, was du kannst, ihnen alles gegeben, was in dir steckte. Du hättest nicht mehr tun können. Jetzt noch zu bleiben wäre eine leere Geste und vielleicht gar feige. Es ist schwieriger weiterzumachen, das weiß ich. Du willst hier mit deinen Freunden sterben, oder?
    Ich will sie retten!
    Das kannst du nicht. Was also wirst du jetzt tun? Was ist mit dem Versprechen, das du Norfred gegeben hast? Was ist mit allem, was du dem Felsgott schuldest? Was mit deinem Versprechen Anupal gegenüber? Sollen das leere Versprechen und Gesten bleiben, Freda? Willst du dich auf ein leeres Dasein und einen bedeutungslosen Tod einlassen?
    Immer ging es um Schuld und Schulden, immer musste ein Preis gezahlt werden. Woran lag das? Würde sie nie frei davon sein? Sollte sie davor weglaufen, dagegen ankämpfen oder sich damit abfinden? Spielte es eine Rolle, was sie tat?
    Blut stieg ihre Kehle empor, und ihr Atem ging stoßweise. Sie lag im Sterben und wusste es.
    Natürlich spielt es eine Rolle, Freda, heulte der Wind. Warum sonst sollte Jillan sich so wehren? Natürlich spielt es eine Rolle. Ich weiß, dass es schmerzlicher ist weiterzumachen, aber wenn du dich entschließt, diesen Schmerz auf dich zu nehmen, dann wird dein Dasein mehr als eine leere Geste oder ein leeres Versprechen sein, und dein Tod wird am Ende nicht bedeutungslos sein.
    Vergib mir!, flehte sie die Welt an und begann, in der Erde zu versinken, um dort eins mit dem Fels zu werden und ihm zu gestatten, sie neu zu erschaffen, sodass sie danach den langen, beschwerlichen Weg zum Tempel emporkriechen konnte.
    Jillan zögerte nicht, sondern schlug mit allem um sich, was er hatte sammeln können, als das Horn wieder zu ertönen begann. Ein Blitz zuckte durch den Tunnel, griff nach den Helden und sprang auf den verabscheuungswürdigen Heiligen zu. Die Energie des Horns hielt ihn auf, und die Luft zwischen ihnen kochte. Ein Held kam in den Zwischenraum gewankt, und seine Rüstung löste sich zusammen mit seiner Haut auf. Heiße Luft

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