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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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hast du denn nichts gesagt? Lass dich von Jillan heilen!«
    Jacob versuchte, seine Tochter zu beschwichtigen. » Ich wollte dir keine unnötigen Sorgen machen. Es ist nichts, Tochter. Samnir, wie steht es um die Waffenübungen?«
    Jillan erinnerte sich, dass ihn Jacob, als er ihm in Erlöserparadies begegnet war, gedrängt hatte, sich dem Heiligen zu stellen. » Dir ist es lieber, die Pest zu haben, als dich von meiner unreinen Magie berühren zu lassen, nicht wahr?«, erkundigte er sich leise.
    » Hoffst du etwa auch, dass die Ausbildung der Bergkrieger schlecht verläuft, Jacob?«, fragte Samnir düster.
    » Nein, Vater!«
    Jacob sah seiner Tochter mit vor Verzweiflung verzerrtem Gesicht in die Augen. » Hella, du bist zu jung, um das zu verstehen. Wir sind Bürger des Reichs. Alles, was wir haben, verdanken wir den Erlösern und ihren Heiligen. Sie helfen uns, das Chaos in Schach zu halten. Aber wir haben die finstere Magie des Chaos, die Pest und die Heiden nach Gottesgabe eindringen lassen. Wir müssen Widerstand leisten…«
    Doch Hella wandte den Blick ab und starrte die Wand an.
    » Bitte, Hella!«, flehte Jacob. » Du kannst doch nicht so halsstarrig sein. Zeig ein bisschen Dankbarkeit. Ich habe dich dein Leben lang ernährt und gekleidet. Das Reich hat dich ernährt und gekleidet. Diese Heiden werden alles verderben!«
    » Was gibt es da schon zu verderben?«, fragte sie und fuhr mit zornesblitzenden Augen herum. » Wir arbeiten und arbeiten und haben doch nichts davon. Die Ältesten, die Helden und der Prediger haben jeden Gewinn, den wir gemacht haben, und alle Vorräte, die wir angelegt haben, an sich gerafft. Du hast ihnen nie die Stirn geboten, sondern immer zugelassen, dass sie sich alles holen. Ist der Heilige je hergekommen, um uns gegen die Pest zu helfen? Nein! Weil wir ihm gleichgültig sind. Und jetzt weist du Jillans Hilfe aus törichter Treue zu demselben Heiligen zurück. Wenn Mutter noch am Leben wäre, würde sie sich für dich schämen und dich einen Feigling nennen!«
    Samnir schlug mit der Faust auf den Tisch, dass das Besteck und die Teller hochflogen. Ein Becher fiel um, und Wein sickerte ins Holz. Hella schrie auf, und Jacob lehnte sich so weit zurück, wie er konnte.
    » Ihr hört mir jetzt beide zu, und dann ist Schluss damit, verstanden?«, befahl Samnir, und seine grauen Augen funkelten im Kerzenschein wie Klingen. Hella und Jacob nickten angstvoll. » Hella, du hast kein Recht, so mit deinem Vater zu sprechen. Du wirst ihm für all das, was er für dich getan hat, Respekt erweisen. Ich bezweifle, dass es leicht für ihn war, ganz allein eine Tochter großzuziehen. Er hat sich immer Sorgen um dich gemacht und getan, was er nur konnte, um dich zu beschützen. Er hat grausame Gebieter angelächelt, genickt und Grobianen erlaubt, ihn zu bestehlen, er hat das Knie vor denen gebeugt, für die er heimlich nichts als Verachtung empfindet. Aber was hätte er auch sonst tun können, da nicht nur sein eigenes Leben und seine Zukunft auf dem Spiel standen? Er hat seinen Stolz heruntergeschluckt und ist weniger als ein Mann gewesen, und all das aus Liebe zu dir, Kind. Was wäre aus dir geworden, wenn er nicht über dich gewacht hätte, hm? Du weißt sehr gut, dass Waisenkinder fortgeschafft werden, um Diener im Großen Tempel zu werden. Hast du jemals davon gehört, dass ein Diener aus dem Großen Tempel zurückgekehrt wäre? Nein. Also lass mich dir sagen, dass ihre Leben entsetzlich kurz sind. Ich habe ihre zerstörten Körper gesehen, sie sogar begraben! Höre auf mich, wenn ich dir sage, dass dein Vater ein stärkerer Mann ist, als du verstehen kannst. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so stark hätte sein können. Meine Selbstsucht hätte dem im Wege gestanden, und wärst du meine Tochter gewesen, wärst du folglich schon längst tot… Was dich angeht, Jacob, so sprichst du von allem, was das Reich dir geschenkt hat, ohne an das zu denken, was es dir genommen hat. Du hast nicht die Freiheit, irgendetwas bis auf das, was das Reich vorschreibt, zu denken oder zu glauben. Du hast nicht die Freiheit, deine Gedanken zum Ausdruck zu bringen oder du selbst zu sein. Man hat dir dein Leben und deine Seele genommen. Du bist ein Schatten des Mannes, der du hättest sein sollen, und sogar deiner eigenen Tochter fällt es schwer, dich zu kennen. Du hast zugelassen, dass das Reich ihr den Vater genommen und sie trotz all deiner Anstrengungen zum Waisenkind gemacht hat. Ist es das, was du für Hella

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