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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Kinn.
    » Was tust du da?«
    » Ich ziehe an meinem Bart.«
    » Du hast keinen Bart.«
    » Vielleicht nicht. Das heißt aber noch nicht, dass ich es nicht versuchen sollte.«
    Jillan zögerte. Der Bursche sollte verflucht sein. » Es kommt darauf an, was man dabei verliert.«
    » Und was verliere ich?«
    » Ich weiß nicht. Deinen Glauben, dass du einen Bart hast?«, vermutete Jillan und kam zu dem Schluss, dass Torpeth vollkommen verrückt war. Hatte Aspin nicht so etwas gesagt?
    » Hmm. Das ist wohl so. Ich muss gehen und darüber nachdenken. Aber vergiss nicht, dass du nicht alle retten kannst, ja?«
    » Wie du willst!« Jillan verdrehte die Augen und warf die Hände in die Luft.
    Als er wieder hinsah, war Torpeth verschwunden.
    Da seine verbliebenen Sinne noch so scharf wie eh und je waren, konnte der heilige Azual die Heiden in Gottesgabe riechen. Er konnte ihre Lebensenergie in der Luft schmecken. Er hörte ihre trunkenen Schlachtengesänge. Durch die Augen des Volks sah er sie herumstolzieren, ohne dass sie auch nur geahnt hätten, dass sie beobachtet wurden. Es waren erbärmlich wenige, was hieß, dass ihre Bevölkerungszahl insgesamt nicht sehr groß sein konnte und wahrscheinlich unter ein kritisches Mindestmaß sinken würde, wenn diese Heiden hier erst tot waren. Dann würde das Geas keine Leute mehr im Süden außerhalb der Reichweite der gesegneten Erlöser haben. Endlich stand Azuals Aufstieg unmittelbar bevor.
    Die heidnischen Kundschafter waren leicht zu fangen gewesen, da ihnen die Fähigkeit fehlte, sich leise durch einen Wald zu bewegen. Von den sechsen hatten ihm vier bis zum bitteren Ende Widerstand geleistet, und er hatte ihnen auch noch den letzten Tropfen ihrer Lebensenergie und aufkeimenden Macht ausgesaugt. Doch es war ihm gelungen, den Verstand der anderen beiden zu brechen, als er sie zu den Erlösern gezogen hatte. Die zwei waren nun völlig seinem Willen unterworfen und nach Gottesgabe zurückgeschickt worden, um dort zu melden, dass die Armee des Reichs erst in zwei Tagen eintreffen würde.
    Treuer Praxis, hörst du mich?, rief der heilige Azual im Geiste.
    Ja, Heiliger. Befehlt!
    Es wird heute Nacht geschehen. Sie werden nicht mit uns rechnen.
    Oh Gebieter, ich frohlocke. Endlich wird das Chaos vernichtet.
    Triff die Vorbereitungen für unsere Ankunft, Praxis … Oder sollte ich » heiliger Praxis« sagen?
    Wie Ihr wünscht, Heiliger. Doch es ist mir bisher nicht gelungen, den Jungen in die Hand zu bekommen. Ich beobachte ihn aber. Er ist gewöhnlich von Freunden umgeben.
    Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich selbst darum. Enttäusche mich jetzt nicht, Praxis, denn die Rettung naht. Die gesegneten Erlöser haben dies von Beginn an geplant, und jetzt manifestiert sich ihr Wille durch uns. Sie sind die Götter, unsere Geschichte, unsere Zukunft und unser Schicksal.
    Gepriesen seien die Erlöser! Heiliger, ich bitte nur darum, dass ich den Tod des Jungen und des Mädchens Hella mit ansehen darf.
    Du wirst den Jungen so sehr und für solch eine lange Zeit leiden sehen, dass er mir am Ende für seinen Tod dankbar sein wird. Das Mädchen überlasse ich dir.
    Oh Gebieter, danke! Niemals ist einem unwürdigen Diener so viel Liebe und Güte zuteilgeworden. Ich werde stets Eurem göttlichen Vorbild folgen.
    Dann wirst du mich nicht enttäuschen, treuer Praxis.
    Am Abend kamen Hella und Jacob, um mit Jillan und Samnir in dem kleinen Haus, das Jillan einst mit seinen Eltern geteilt hatte, zu Abend zu essen. Samnir hatte den Boden gefegt, ein großes Feuer im Kamin entfacht, die Kissen aufgeschüttelt und in allen Zimmern duftende, frische Kiefernnadeln ausgestreut, sodass alles gemütlich und heimelig wirkte.
    » Und seht nur! Es ist mir gelungen, einen halben Krug Rotwein vor diesen durstigen Heiden zu retten«, verkündete der Soldat mit einem breiten Lächeln. » Genug, dass jeder einen Becher bekommt oder sogar zwei, wenn wir ihn mit Wasser strecken, wie es Linus, der alte Wirt, immer getan hat.«
    Das Essen war ein einfacher Eintopf, aber bekömmlich und sättigend. Als Jacob nach einem Stück Brot griff, rutschte die Manschette seines Hemds ein Stück hoch, und Jillan bemerkte die verfärbte Haut rings um das Handgelenk des Händlers. Aus reiner Gewohnheit griff Jillan auf seine Magie zurück und versuchte, Jacob eine Hand aufzulegen, aber der Händler wich rasch zurück.
    Der Augenblick entging den anderen beiden nicht.
    Hella konnte ihre Verstimmung nicht verhehlen. » Vater, warum

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