Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
nur, dass er von Leuten verfolgt wird, die ihm nichts Gutes wollen. Je eher wir ihn finden, desto eher können wir ihn auch schützen.«
    Fitzsimmons konnte sehen, wie Sonntag mit sich rang. Er wartete geduldig. Dann kam der Mann zu einem Entschluss.
    Â»Professor Vau ist gestern hier gewesen«, sagte er mit so leiser Stimme, dass sich Fitzsimmons weit über den Tisch beugen musste, um seine Worte zu verstehen. »Er sah regelrecht … verwahrlost aus! Der Professor ist doch immer so ein korrekter Mann, der Wert auf Etikette legt. Man hätte ihn nicht wiedererkannt.«
    Â»Und weiter?«, fragte Fitzsimmons.
    Â»Er hat sich hier mit seiner Assistentin getroffen.«
    Â»Frau Apostolidis.«
    Â»Ihren Namen kenne ich nicht«, sagte Sonntag. »Sie haben miteinander gesprochen und sind dann in einem Taxi weggefahren, das ich ihnen gerufen habe.«
    Â»Haben sie Ihnen auch verraten, wohin sie gefahren sind?«
    Sonntag schüttelte den Kopf. »Aber Enrique hat sie begleitet.« Er machte eine Kopfbewegung hinüber zur Bar, wo der jüngere Kellner gerade ein Tablett mit leeren Gläsern ablieferte. »Er ist offenbar mit Professor Vaus Assistentin befreundet.«
    Â»Sieh einer an«, murmelte Fitzsimmons. »Hat er Ihnen denn etwas erzählt?«
    Â»Kein Wort«, erwiderte Sonntag. »Ich habe ihn zwar gefragt, aber er wollte mir nichts sagen.«
    Fitzsimmons bemerkte den pikierten Tonfall des Kellners und setzte sofort nach. »Merkwürdig, finden Sie nicht? Sie kennt er so lange, hat Sie sogar behandelt, und dieser Enrique ist erst seit ein paar Wochen hier und wird sofort eingeweiht. Ebenso wie seine Assistentin, die ja auch noch nicht lange für ihn arbeitet.«
    Â»Ich habe mich auch gewundert«, stimmte ihm Sonntag zu. »Professor Vau ist ein sehr zurückhaltender Mensch, müssen Sie wissen. Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Frau Apostolidis irgendeinen Einfluss auf ihn ausübt.«
    Â»Die Waffen einer Frau?« Fitzsimmons grinste verschwörerisch.
    Sonntags Gesicht verfinsterte sich. Die Bewegungen seiner Finger am Weinglas nahmen wieder an Intensität zu. »Professor Vau ist in solchen Dingen völlig unerfahren. Manche Frauen erkennen das und nutzen es aus.«
    Â»Ich sehe schon, Sie wissen Bescheid.« Fitzsimmons legte seinem Gegenüber die Hand auf die Schulter. Ganz sauber war dieser Bursche nicht. Aber das war ihm jetzt herzlich egal.
    Â»Wir wissen nicht, welche Rolle Enrique und Frau Apostolidis spielen«, sagte er. »Deshalb bin ich auch hier. Ich möchte Sie bitten, ganz diskret die Augen offen zu halten und mir alles zu melden, was uns vielleicht auf die Spur von Professor Vau führen könnte. Dazu gehört auch alles, was Ihren Kollegen und Professor Vaus Assistentin betrifft oder andere Personen, mit denen sie sich womöglich treffen. Würden Sie das für Professor Vau tun?«
    Sonntag nickte eifrig. »Selbstverständlich. Hauptsache, Professor Vau passiert nichts. Er hat so viel für mich getan.«
    Fitzsimmons schob ihm eine Karte über den Tisch, auf der nur eine Telefonnummer stand. »Unter dieser Nummer können Sie mich oder einen meiner Kollegen Tag und Nacht erreichen. Rufen Sie uns ruhig auch für Kleinigkeiten an, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.«
    Der Kellner nahm die Karte und steckte sie in die Brusttasche seiner dunkelroten Weste. Fitzsimmons warf einen Geldschein auf den Tisch. »Hier, der Rest ist für Sie. Und vergessen Sie nicht, das alles bleibt unter uns. Kein Wort zu Ihrem Chef oder diesem Enrique. Wenn jemand fragt, warum wir miteinander gesprochen haben, sagen Sie einfach, es ging um einen Einbruch in Ihrem Haus.«
    Er erhob sich. »Ach ja, ehe ich es vergesse: Bei welchem Unternehmen haben Sie das Taxi angefordert?«
    Sonntag nannte ihm den Namen.
    Â»Natürlich ohne Videokamera«, konstatierte Fitzsimmons.
    Â»Ich denke, das war der Grund, weshalb Enrique genau dies Unternehmen haben wollte.«
    Fitzsimmons nickte, verabschiedete sich von Sonntag, der froh schien, wieder seiner Arbeit nachgehen zu dürfen, und verließ das Lokal. Der Regen, der bei seiner Anreise nur tröpfchenweise gefallen war, stürzte inzwischen in dicken Strömen vom Himmel. Er rettete sich in einen benachbarten Hauseingang, von dem aus er im Büro anrief, die Überwachung von Enrique da Soza anordnete und sich ein Taxi schicken

Weitere Kostenlose Bücher