Das Wörterbuch des Viktor Vau
Obwohl â streng logisch gesehen hatte er recht. Ohne meine Formeln wäre das Vorhaben der Terroristen gescheitert und ihr Freiwilliger irgendwo in der Unendlichkeit der Zeit gestrandet.
»Jawohl, Sir«, sagte ich nur.
»Ich wusste, du siehst das genauso.« Er hob eine Stahlkassette aus der Schublade seines Schreibtisches auf die Platte und öffnete sie. Sie war gefüllt mit mehreren Dutzend kleinen Goldbarren und drei schwarzen Samtbeuteln. Er nahm einen davon und kippte den Inhalt aus. Es waren winzige, ungeschliffene Diamanten.
»Der Inhalt dieser Kiste ist über drei Millionen Credits wert«, sagte er, während er die glitzernden Steine einsammelte und in den Beutel zurückfüllte. »Mit weniger als einem Drittel davon könntest du dir bis zum Ende ein schönes Leben machen.«
»Ich verstehe nicht, Sir â¦Â«
Er schloss die Stahlkassette wieder und stellte sie in den Schreibtisch zurück. »Du wirst dieses Gold und diese Diamanten am Körper tragen, wenn du dem Agenten der Brunnensucher hinterherreist.«
Einen Moment glaubte ich, seine Worte nicht richtig verstanden zu haben.
»Was wollen Sie damit sagen, Sir?«
»Dass du ebenfalls durch die Zeit reisen wirst. Du wirst ihnen folgen.«
»Das ⦠können Sie nicht ernst meinen, Sir.«
Juli lächelte. »O doch. Die besten Wissenschaftler arbeiten gerade an den Raum-Zeit-Gleichungen. Du wirst exakt dort landen, wo auch der Terrorist gelandet ist. Du wirst ihn finden und eliminieren, bevor er Viktor Vau töten kann.«
Er schob mir einen groÃen Briefumschlag zu. »AuÃerdem wirst du eine Kopie bestimmter Aufzeichnungen Vaus anfertigen und sie an einem genau festgelegten Ort hinterlegen. Details darüber findest du in diesen Unterlagen. Das Gold und die Edelsteine werden dir dabei helfen, deinen Lebensunterhalt zu bestreiten und vor Ort Hilfe anzuheuern.«
»Das können Sie nicht von mir verlangen, Sir.«
»Nun, wie bereits gesagt, deine Unvorsichtigkeit hat dazu geführt, dass die Zeitreise der Brunnensucher erfolgreich war. Zweitens kennst du die Terroristen und ihre Sympathisanten. Vielleicht erkennst du den Attentäter rechtzeitig und kannst ihn aufhalten. Im Ãbrigen halte ich dich für einen meiner wenigen Mitarbeiter, denen ich zutraue, auf sich allein gestellt und ohne Aussicht auf Rückkehr seinen Auftrag gewissenhaft auszuführen.«
Er blickte mich lange an.
»Hast du noch Fragen?«
Drei Wochen später kam ich in diese Zeit.
diut:
Bombe
1.
Hauptstadt der Union
Die kommende Weltausstellung sollte für die Dynastie der Höhepunkt des Jahrzehnts werden. So war es zumindest geplant. Schon Jahre zuvor waren die besten Architekten aus aller Welt unter Vertrag genommen worden, um die Gebäude zu entwerfen. Da das Ausstellungsgelände nur einen Steinwurf vom Regierungsviertel entfernt lag, sollte der Baustil ähnlich monumental sein, um nach dem Ende der Ausstellung die Bauten direkt für die Regierungsbehörden in Beschlag nehmen zu können.
Die Bauarbeiten waren fast abgeschlossen. Die Bombenanschläge der letzten Wochen hatten zwar die Zulieferung von Baumaterialien verzögert, den Bau selbst aber nicht wesentlich behindert. Zehntausende von Arbeitern waren dabei, letzte Hand an die Gebäude und Hallen anzulegen, um sie rechtzeitig zum Ausstellungsbeginn fertigzustellen.
Rudolf Graf zu Bodenstein saà in seinem Büro und studierte die Berichte des vergangenen Tages. Er war seit drei Jahren für die Bauleitung verantwortlich, nachdem sein Vorgänger wegen allzu offensichtlicher Unfähigkeit von dem Posten entbunden worden war. Die Dynastie tolerierte ein gewisses Maà an Korruption, soweit die Arbeit einigermaÃen ordentlich erledigt wurde. Der Mann hatte den Bogen allerdings deutlich überspannt.
Auch Bodenstein war nicht vom Fach. Die Dynastie legte bei der Besetzung von Führungspositionen mehr Wert auf Loyalität als auf fachliche Kompetenz. Die konnte man dazukaufen. Von einem Führungsmitarbeiter wurde erwartet, dass er sich das entsprechende Know-how am Markt beschaffte und dafür sorgte, dass es möglichst effektiv eingesetzt wurde.
Für Bodenstein war dieser Auftrag die Rettung gewesen. Seine Finanzen waren, gelinde gesagt, zerrüttet. Als Spross einer adligen Familie zählte er zwar automatisch zur Dynastie, das garantierte aber nicht ebenso automatisch ein
Weitere Kostenlose Bücher