Das Wörterbuch des Viktor Vau
getrunken hat. Enrique wollte die Hand wegschieben, aber der Mann umklammerte ihn nur fester.
»Ich weiÃ, was du vorhast«, zischte er und gestikulierte mit der Bierflasche, die er in der rechten Hand hielt.
»Ich verstehe nicht.«
»Doch, du verstehst mich richtig. Sie gehört mir.«
»Ich glaube, hier liegt eine Verwechslung vor«, erwiderte Enrique.
»Erzähl keinen Unsinn!« Der Mann lieà Enriques Schulter los und stieà ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Du starrst sie schon die ganze Zeit an.«
Jetzt begriff Enrique. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie deine Freundin ist.«
Der Mann schob sich direkt an ihn heran. Enrique konnte den Alkohol in seinem Atem riechen. »Nimm dein Bier und hau ab! Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
»Wann ich gehe, bestimme immer noch ich.« Enrique glitt von seinem Hocker und trat einen Schritt zurück, sodass er mit dem Rücken zur Wand stand. »Ich habe dir gesagt, dass ich nichts von deiner Freundin will. Würdest du mich also in Ruhe lassen?«
Der Mann verzog sein Gesicht zu einer hämischen Grimasse. »Du willst also wirklich Ãrger.«
Er drehte sich zur Bar und winkte mit seiner Bierflasche. Zwei vierschrötige Kerle erhoben sich von ihren Hockern und traten hinter ihn.
»Na?«, höhnte der Mann. »ReiÃt du dein Maul jetzt immer noch so weit auf?«
Enrique schätzte seine Chancen ab. Der Angetrunkene stellte kein Problem für ihn dar. Seine Freunde waren allerdings von einem anderen Kaliber. Er traute sich zwar zu, mit ihnen fertigzuwerden, aber wahrscheinlich würde er dabei selbst einige Federn lassen müssen. Vielleicht war es doch besser, einfach zu gehen, auch wenn es ihm widerstrebte, dem Mann nachzugeben.
Er machte eine beschwichtigende Geste. »Ihr habt gewonnen. Ich verschwinde.«
»So einfach kommst du mir nicht davon!« Der Mann kam einen Schritt näher. Enriques Blick ging in Richtung der Bar, aber niemand schien etwas davon mitzubekommen, was sich hier anbahnte. Er bereitete sich auf das Unvermeidliche vor, als die Frau, die er die ganze Zeit beobachtet hatte, neben seinem Widersacher auftauchte.
5.
Astarte hatte die Szene die ganze Zeit verfolgt. Seit ihrer Ankunft hatte dieser Curt immer wieder versucht, sie anzumachen, und jedes Mal hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse an seinen Avancen hatte, die mit zunehmendem Alkoholkonsum immer plumper und direkter wurden. Offenbar hatte er mit dem Unbekannten jetzt das Ventil gefunden, durch das er seinen Frust über die Abfuhr herauslassen konnte.
Sie warf ihrer Freundin einen verzweifelten Blick zu. Vielleicht hatte Martina ja eine Idee, wie man die drohende Schlägerei vermeiden konnte. Aber die zuckte nur mit den Schultern und grinste. Ihr schien die Situation Spaà zu bereiten. SchlieÃlich waren sie hierhergekommen, um Astartes Anstellung bei Viktor Vau zu feiern und etwas zu erleben. Und das taten sie nun auch.
Als Astarte sah, dass Curt kurz davorstand, auf den Fremden loszugehen, erhob sie sich.
»Was hast du vor?«, fragte Martina.
»Ich werde nicht zulassen, dass er eine Schlägerei beginnt, nur weil er bei mir abgeblitzt ist.«
»Halt dich da raus. Das gibt doch nur Ãrger.«
»Den gibt es auch so.« Astarte ging entschlossen zu der kleinen Gruppe hinüber. Curts Begleiter warfen ihr einen überraschten Blick zu, als sie neben ihn trat und ihm auf die Schulter klopfte.
Als Curt erkannte, wer vor ihm stand, überzog ein breites Grinsen sein Gesicht. »Sieh an, jetzt kommst du auf einmal angelaufen. Das macht dich an, was?«
»Lass ihn in Ruhe.« Sie sah zu Enrique. »Er hat dir nichts getan.«
»Er starrt dich die ganze Zeit an. Ich tue dir nur einen Gefallen, indem ich ihm zeige, wie man sich einer Dame gegenüber zu verhalten hat.«
»Hör auf damit, Curt. Du bist betrunken. Und wenn du glaubst, mich damit beeindrucken zu können, dann täuschst du dich gewaltig.«
»Wer sagt denn, dass ich es für dich tue?« Er schwankte und stützte sich an der Tischkante ab. »Du hältst dich wohl für den Mittelpunkt der Welt, was? Zu fein, dich mit Leuten wie mir abzugeben. Und dann soll ich dir einen Gefallen tun?«
Der Fremde, der dem Wortwechsel bislang schweigend gefolgt war, machte einen Schritt nach vorn. »Vielen Dank für deine Hilfe«, sagte er.
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